Das Kreuz, das im Gestrüpp lag

Lebach · Zwei Wochen lang arbeitete der Malermeister Walter Lesch in einer Werkhalle des Lebacher Bauhofes an einem Wegekreuz, das von Bauhofleiter Rudolf Kartes in Thalexweiler im Bereich „Auf der Klepp“ in drei Teile zerlegt, unter Hecken liegend, entdeckt wurde.

 Nach der Oberflächenarbeit hat Walter Lesch eine Jesusfigur und ein Kupferblech mit den Schriftzeichen „INRI“ am Kreuz angebracht. Foto: Fred Kiefer

Nach der Oberflächenarbeit hat Walter Lesch eine Jesusfigur und ein Kupferblech mit den Schriftzeichen „INRI“ am Kreuz angebracht. Foto: Fred Kiefer

Foto: Fred Kiefer

Mit einer Spezialmasse verspachtelte und glättete der pensionierte Malermeister Walter Lesch Unebenheiten sowie die Nahtstellen eines zuvor zerbrochenen und von ihm wieder zusammengefügten Kreuzes. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Lesch im Raum Lebach ein Wegekreuz restauriert. Schließlich hat er sich schon bei mehreren Arbeiten an Kleindenkmälern, auch im Auftrag der Stadt Lebach , einen Namen als Restaurator erworben. So wirkte der 78-Jährige zum Beispiel bei der Erneuerung des Turnerdenkmals mit.

Interessant bei seinem jüngsten Projekt war weniger das schlichte aus Terrazzo gegossene Kreuz mit der Inschrift "Errichtet zur Ehre Gottes" 1933, als vielmehr die Geschichte des Stifters und der Wiederentdeckung durch Rudolf Kartes.

Der Chef des Bauhofes, selbst in Thalexweiler wohnhaft, schlenderte eines Tages mit seinem Hund die verlängerte Friedhofsstraße entlang, als ihm ein Wegekreuz einfiel, das in seiner Jugendzeit irgendwo in diesem Bereich stand. Und tatsächlich, das alte Wegekreuz war noch da, allerdings in drei Teile zerlegt und von Gestrüpp überwuchert. Er stellte fest, dass es noch vollständig und eine Restaurierung lohnenswert war. Er bat Mitarbeiter, die in der Nähe zu tun hatten, das Kreuz aufzuladen und zum Bauhof zu transportieren.

Nachdem Lesch eine fachgerechte Wiederherstellung zugesagt hatte und eine Nachfahrin des Stifters die Kosten übernahm, konnte die Restaurierung beginnen. Der Fachmann hatte zwischenzeitlich herausgefunden, dass der Stifter und der Grundstückseigentümer Jacob Merten hieß, am 1. Januar 1870 geboren und 1935 verstorben war. Er war Schreiner von Beruf und Küster und Organist in der Pfarrkirche Sankt Albanus Thalexweiler. Im Volksmund wurde er "School Jäb" genannt, weil sein Großvater Claudius Merten der erste fest angestellte Lehrer im Ort war und auf seinem Anwesen auch das erste Schulgebäude in Thalexweiler stand. Lesch berichtete weiter, dass sich Jacob Merten im Ersten Weltkrieg um russische Kriegsgefangene kümmerte, die zur Arbeit im Ort verpflichtet waren. Er stiftete die große Michaels-Statue, die heute im Foyer von St. Albanus steht. Der Grund der Kreuzstiftung im Jahr 1933 ist aber nicht bekannt.

Das neu erstandene Wegekreuz soll auf Wunsch der Nachfahrin des Stifters ein Stück von seinem alten Standplatz entfernt zwischen zwei Bäumen aufgestellt werden.

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