Brunnen zeugt von Vorfahren

Steinbach · Vom Stammhaus der Familie Linius ist nur noch der Brunnen übrig. Ein Nachkomme dieser Familie, die nach Kanada auswanderte, besuchte Steinbach und erhielt interessante Auskünfte.

 Brian Lenius, Jörg Wilbois, Maralyn Wellauer-Lenius, Gertrud Schwirzek, Anne Wilbois, Hermann Noß, Thomas Besse und Angelika Noß am alten Brunnen. Foto: Seeber

Brian Lenius, Jörg Wilbois, Maralyn Wellauer-Lenius, Gertrud Schwirzek, Anne Wilbois, Hermann Noß, Thomas Besse und Angelika Noß am alten Brunnen. Foto: Seeber

Foto: Seeber

Schon seit über 30 Jahren sucht Brian Lenius nach Vorfahren in Osteuropa und dem Saarland. Fünfmal war er bereits im Saarland und 19 Mal in der Ukraine. Nun weilten Brian (63) und seine Frau Maralyn Wellauer-Lenius (67) einige Tage im Schaumberger Land und besuchten auch Steinbach. Thomas Besse und Christof Kirsch vom Heimatgeschichtsverein Thalexweiler hatten Neuigkeiten für die Kanadier: Das Stammhaus der Familie Linius stand im 17. Jahrhundert in Steinbach In der Au 6a. Die heutigen Eigentümer Hermann und seine Frau Angelika Noß bestätigten, dass in ihrem Vorgarten früher ein altes Bauernhaus stand, von dem heute nur noch der Brunnen übrig geblieben ist. Es sei Perres-Haus genannt worden.

Karten von 1790 und 1845 zeigten die damalige Bauweise. Sehr angetan zeigte sich Brian Lenius von diesem Kartenmaterial und machte auch selbst Aufnahmen vom Garten der Familie Noß und dem Brunnen. Von Haus aus ist Lenius Archäologe, arbeitet aber als IT-Administrator im Museum in Winnipeg. Seine Frau war Lehrerin für Erdkunde und Geschichte. Auch sie hat Wurzeln in Europa: Ihre Vorfahren stammen von Weil am Rhein und wanderten nach Amerika aus.

Lenius Vorfahren zogen im Jahr 1784 von Steinbach nach Galizien in der heutigen Ukraine. Von dort ging sein Großvater Johann (John) Lenius im Jahr 1902 nach Kanada. Seit 1984 forscht Brian in Osteuropa nach den Auswanderungsorten seiner Vorfahren und begründete die Osteuropäische Genealogische Gesellschaft (EEGS). Sein Vorfahr Johann Adam Linius aus Steinbach war über Wien ausgewandert und ließ sich zunächst in dem 1500 Kilometer entfernten Weissenberg (Dobrostany) nieder. Von dort siedelte die Familie später in den Ort Ebenau (Stodilky) um. Diese ehemaligen deutschen Kolonien liegen heute in der Ukraine. Getauft wurden beispielsweise die ersten Kinder der Familie Linius in der römisch-katholischen Kirche von Weissenberg, die den Namen "Sanct Wendel" trug.

In der Nähe von Winnipeg gibt es auch einen Ort mit Namen Steinbach. Vielleicht ergebe sich mal die Möglichkeit einer Städtepartnerschaft, regte Besse bei Ortsvorsteher Jörg Wilbois an.

Nach dem Besuch In der Au wartete Rudi Fuchs in der Kirche auf den Besuch. Er erzählte die Geschichte des Gotteshauses und erklärte das Deckengemälde und die Besonderheiten des Turmes. Schmunzeln erntete er, als er von der Frauen- und Männerseite berichtete, wie es sie früher gab. "So was kennen wir nicht", meinte Maralyn lachend. Zum Abschluss des Besuches ging's nach Höchsten zur Kapelle. Nicht fehlen durfte allerdings ein Essen im Gasthaus Waldfriede: Ein halbes Hähnchen mit Pommes und Salat.

In dem Buch "Landschaft und Kulturraum von Steinbach vom 16. und 18. Jahrhundert" von Thomas und Maria Besse sind weitere Einwohner erwähnt, die emigrierten.

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