Tag der offenen Tür in Arrestanstalt Besucher werfen einen Blick in die Zellen

Lebach · Ein Tag der offenen Tür war in der Arrestanstalt für Jugendliche in Lebach. Beim Kunstprojekt „Daumenabdruck“ machen alle mit.

 Beim Tag der offenen Tür in der Jugendarrestanstalt in Lebach zeigte der Direktor des Amtsgerichts, Günther Greis (rechts), Besucher Peter Heinrich die Zellen.

Beim Tag der offenen Tür in der Jugendarrestanstalt in Lebach zeigte der Direktor des Amtsgerichts, Günther Greis (rechts), Besucher Peter Heinrich die Zellen.

Foto: Thomas Seeber

Schulklassen, Einzelpersonen und auch solche, die zufällig am Mittwoch ins Amtsgericht Lebach kamen, konnten einmal einen Blick hinter die Kulissen, sprich hinter die Türen der Arrestanstalt für Jugendliche, werfen. Die Justiz hatte saarlandweit zum Tag der offenen Tür eingeladen. In Lebach führten Günther Greis, Direktor des Amtsgerichtes und Leiter der Jugendarrestanstalt, sowie Geschäftsleiterin Marion Koch die Besucher durchs Haus, darunter auch Politiker und Vertreter der Ministerien.

Die Jugendarrestanstalt in Lebach befindet sich hinter dem altehrwürdigen Amtsgericht, hat einen separaten Eingang. Die Besucher wurden allerdings im Foyer des Amtsgerichtes empfangen. Das Gericht ist mit der Arrestanstalt verbunden, aber nicht für Jedermann zugängig. Im Eingangsbereich des Gebäudes ist derzeit eine Ausstellung zu sehen. Das Kunstprojekt „Daumendruck“ mit der Künstlerin Lioba Amann läuft seit eineinhalb Jahren. Meist farbenfrohe Bilder empfangen die Gäste. Es sind alles Gemeinschaftswerke der Arrestanten. Zweimal im Monat arbeitet Amann mit den jungen Menschen, freitags und samstags, jeweils zwei Stunden. „Da fehlt nie jemand, alle machen mit.“

In der JAA gibt es 30 Arrestplätze. Meist sitzen die jungen Leute im Alter von 15 bis 21 Jahren 48 Stunden ein. Drei, vier Wochen, das ist sehr selten, erklärt der Amtsrichter. Dadurch, dass die Strafe übers Wochenende abgesessen werde, haben die Arrestanten auch keine Fehltage in der Schule oder im Beruf. Pro Jahr kommen 800 bis 900 Jungen und Mädchen nach Lebach. Darunter auch Jugendliche aus Rheinland-Pfalz. Absolutes Rauchverbot herrscht in der JAA. Das gilt auch beim Freigang auf dem Hof. Viele der Jugendlichen sind schließlich unter 16 Jahren und „außerdem wollen wir Erpressungsversuche vermeiden“, nennt Greis als Grund. „Das funktioniert sehr gut.“ Radio darf in der spartanisch eingerichteten Zelle gehört werden – und Bücher stehen zur Verfügung. Handy, und Fernseher sind absolut tabu.

Eher selten genutzt werde der besonders gesicherte Arrest­raum. Doch alle sechs bis acht Wochen flippt ein Jugendlicher aus, zerlegt seine Zelle. Er wird dann zum eigenen Schutz in diese Zelle gebracht, bis der Arzt kommt und er sich wieder beruhigt hat. Über die beruhigende Wirkung der in altrosa gestrichenen Wände wurde unter den Besuchern lebhaft diskutiert.

Ein Sportraum bietet Abwechslung. Einige Beamte sind als Sportübungsleiter ausgebildet. Sie betreuen die Jugendlichen in dem Sportraum und auf dem Hof. Eine kleine Küche steht ebenfalls zur Verfügung. Die Kochkurse werden gerne angenommen. „Die Jugendlichen machen alles, nur um aus der Zelle rauszukommen“, ist sich Greis sicher. Gekocht wird nur mit frischen Zutaten, was für viele völlig unbekannt sei, so der Vollzugsleiter. Wie man eine Tisch deckt, lernen die jungen Menschen dann noch nebenbei. Gegessen wird gemeinsam.

Das Mittagessen wird geliefert. Morgens und abends sorgen die Beamten für die Verpflegung. Interessiert blickten die Besucher auch durch die so genannte Kostklappe. Diese Klappe in der Tür werde aber nicht mehr benutzt. „Wir schließen immer die Zellen auf“, erklärte ein Diensthabender.

Teamarbeit lernen die Arrestanten auch bei dem Kunstprojekt „Daumenabdruck“. In der Regel arbeiten vier Leute an einem Bild, das einen Meter auf einen Meter misst. In den Werken sollen sie ihre Spuren hinterlassen. Es gebe keine Vorgaben. Lioba Amann erklärt nur die Materialien, das Künstlerische entwickele sich selbst. So entstehen oft beeindruckende Werke.

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