Anschaulicher als manche Schulstunde

Eidenborn · Von den Wurzeln einer Eiche bis zum Bau mittelalterlicher Kathedralen: Lebacher Jäger erklärten einer Schulklasse detailreich die Zusammenhänge in Wald und Flur.

 Hegeringleiter Günter Hoffmann (grüne Kappe) erklärt Lebacher Schülern den Ruheplatz eines Rehs. FOTO: Johannes A. Bodwing

Hegeringleiter Günter Hoffmann (grüne Kappe) erklärt Lebacher Schülern den Ruheplatz eines Rehs. FOTO: Johannes A. Bodwing

Anschaulicher als so manche Schulstunde war eine Exkursion mit Lebacher Jägern. Von der dreistündigen Tour profitierten rund 15 Schülerinnen und Schüler einer 9. Klasse der Theeltalschule Lebach.

"Ich bin selbst Jäger", sagte Klassenlehrer Michael Martin am Waldrand nordwestlich von Eidenborn. Er habe sich mit Kreisjägermeister Jürgen Schmitt in Verbindung gesetzt, darüber kam der Kontakt mit dem Hegering Lebach zustande. Dessen Leiter, Günter Hoffmann, leitete die Exkursion durch Feld und Wald mit erstaunlichem Fachwissen.

Dafür hatten die interessierten Schüler sogar ihre Smartphones in der Schule gelassen. "Freiwillig!", betonten sie. "Die Schnitzel, die ihr kaufen geht, wachsen nicht auf dem Baum", merkte Jürgen Schmitt zu Beginn an. Betrachte man die Folgen der Massentierhaltung, sei die Jagd wesentlich schonender für Tiere.

Danach ging es nur noch um solides Wissen über Natur und Zusammenhänge. So habe die Lebacher Biogasanlage zum weitflächigen Anbau von Energiepflanzen geführt, erklärten Schmitt und Hoffmann vor einem gewaltigen Rapsfeld. "Im Frühjahr zieht das Schwarzwild dort ein, die Sauen bauen ihre Kessel für die Jungen." Sei der Raps richtig hoch, könne man da nicht mehr jagen. Aber die Tiere zögen von dort in Getreide- und Maisfelder, wo sie massive Schäden verursachten. "Mais ist für die Schweine wie für euch Nutella", verdeutlichte Hoffmann.

"Wildschweine finden ganzjährig einen gedeckten Tisch", stellte Schmitt dar. "Außerdem sind die Winter seit Jahren auch zu mild." Seit etwa zehn Jahren gebe es jährlich eine Eichelmast, früher dagegen, hieß es, kam das nur alle sieben Jahre vor.

Plastikflaschen und Dosen lagen am Waldrand. "Das sind Fallen für Tiere", erklärte Hoffmann. "Da krabbelt eine Maus in so eine Flasche, und wenn sie raus will, rutscht sie innendrin immer wieder ab. Die wird dann elend da drin verhungern."

Mit großen Löchern liegt ein Dachsbau in einem nach Osten weisenden Hang. "Der kann sich unter der Erde über 30 mal 30 Meter erstrecken und bis zu neun Meter tief." Im Innern lebten auch Füchse. Das Dachsfett nutzten Apotheker früher, um natürliches Antibiotikum zu gewinnen. Die Tiere selbst nagten dafür Holunderrinden ab.

Etwas weiter an einem Feldrand sind kleine Kuhlen. "Wir haben hier noch eine der wenigen Kaninchen-Kolonien im Saarland", sagte Schmitt. Die waren durch eine Seuche fast gänzlich verschwunden. Heute seien es wieder 150 bis 200 Exemplare. Und die fressen sich immer weiter in ein Rapsfeld hinein, nagen die Pflanzen bis zum Boden ab. Diese Schäden müsse der Jagdpächter dem Landwirt ebenso erstatten wie die von Wildschweinen, sagte Schmitt.

Moos an Bäumen zeige nach Westen, erklärte Hoffmann im Wald. "Wenn ihr euch auf die andere Seite stellt, seid ihr windgeschützt." Etwas weiter deuten Wurzeln einer Eiche kleine Dreiecke an. "Das haben sich die Baumeister der Kathedralen abgeschaut, um ihre Bauten mit Säulen stabil zu machen."

An einer Wellnesskuhle für Wildschweine endete der mit Informationen gefüllte Ausflug. Das Schlammbad helfe gegen Zecken und andere lästige Insekten, stellte Hoffmann dar. Zum Ausklang lief der Grill heiß. Darauf lag auch für manchen ungewohnte Wildschweinwurst.

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