Steinbacher in London Der Steinbacher will den Brexit nicht

Steinbach/Chessington · Andreas Kirsch lebt mit seiner Familie gern in London. Aber der drohende EU-Austritt des Vereinigten Königreichs macht ihm zurzeit Sorgen.

 Dafür ist er mit den Liberaldemokraten auf die Straße gegangen: Die Zukunft der Kinder? „Brexit wrecks it“ – der Brexit macht sie kaputt.

Dafür ist er mit den Liberaldemokraten auf die Straße gegangen: Die Zukunft der Kinder? „Brexit wrecks it“ – der Brexit macht sie kaputt.

Foto: Kirsch

Ein Saarländer kämpft in Chessington, einem Stadtteil von London, gegen den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union. Die Rede ist von Andreas Kirsch aus Steinbach. Der 43-Jährige und seine gleichaltrige Frau Griseldis sind mittlerweile im Vereinigten Königreich eingebürgert, haben zwei Söhne (Ian 17 und Jakob 9) und wohnen in einem eigenen Haus.

Was hat den Saarländer und seine Frau, die aus Nastätten in der Nähe von Lahnstein stammt, auf die Insel verschlagen? Andreas Kirsch studierte nach dem Abitur am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Lebach Japanologie und Germanistik in Trier. Dort lernte er auch seine spätere Frau kennen, ebenfalls Studentin der Japanologie. Beide verbrachten als Studenten auch ein Jahr in Japan. Ein weiteres, als Griseldis als Doktorandin dort weilte. 2007 erhielt sie einen Ruf an eine Universität in London (SOAS).

Als sich abzeichnete, dass das Arbeitsverhältnis dauerhaft sein wird, zogen Andreas Kirsch und Sohn Ian nach England. Griseldis hatte zuvor zwei Jahre lang zwischen London und Trier gependelt. Ganz locker erzählt Andreas Kirsch seine Geschichte am Telefon, so als ob es alltäglich wäre auszuwandern.

Die Kirschs zogen nach Chessington, in den Großraum von London. 2015 ist der Universitätsdozent bei den Liberal Democrats eingetreten. „Ich bin überzeugter Europäer, und diese Partei kommt meinen Einstellungen ganz nah.“ Er hat sich dort sehr engagiert und wurde im vergangenen Jahr auch in den Stadtrat von Kingston upon Thames gewählt. „Ich war immer politisch interessiert, und als sich 2015 abzeichnete, dass das Referendum um den Brexit ansteht, dachte ich, jetzt ist es Zeit, mich zu engagieren.“ An seine erste Wahlkampagne erinnert sich Kirsch noch gut. Das war die Wahl für die GLA (Greater London Assembly Parlament), die den Oberbürgermeister, der direkt gewählt wird, kontrolliert. Weitere Kampagnen folgten zum Referendum, der Parlamentswahl und eben der Stadtratswahl im vergangenen Jahr.

Kirsch kämpft um den Verbleib in der EU. „Nur zusammen ist es möglich, globale Probleme zu lösen. Außerdem gefällt mir die Vielfalt der Länder und Kulturen, die sich in der EU vereinen.“ Zudem ist sich Kirsch sicher, werde die Europäische Union viel dazu beitragen, den Frieden in Europa zu sichern.

Sprachlich hatte der Steinbacher keine Probleme in seiner neuen Heimat. Er hat einen einfachen Tipp für alle. Sein Schulenglisch hat er ganz einfach aufgebessert. „Ich bin als Student viel nach Luxemburg ins Kino gegangen. Dort habe ich mir englische Filme mit Untertitel angeschaut. Wenn ich was nicht verstanden habe, konnte ich es in den Untertiteln nachlesen.“ Später hat er sich DVDs besorgt und zu Hause weiter Filme geschaut und gleichzeitig die Sprache gelernt. „Eine super Sache, man merkt gar nicht, dass man lernt. Je mehr man sich ansieht, desto mehr lernt man und erweitert sein Repertoire.“

Die beiden Söhne hat Ehepaar Kirsch zweisprachig erzogen. Der älteste Sohn wurde in Deutschland geboren. Er besucht die Deutsche Schule in der neuen Heimat und hat dort Englisch gelernt. Der Jüngere, der bereits in Großbritannien geboren wurde, besuchte gleich eine englische Schule. Zu Hause wird aber Deutsch gesprochen.

Hobbys, die hat Andreas Kirsch selbstverständlich auch. Er liest viel, kocht gerne, geht gerne ins Kino und liebt die Natur. „Mit London vor der Haustür, können wir auch viele kulturelle Angebote wahrnehmen.“

Die Entscheidung auszuwandern, die haben die Kirsch’s nie bereut. „Wir haben viele Freunde in Großbritannien gefunden.“ Regelmäßig wird aber auch die alte Heimat besucht. Denn auch in Steinbach leben noch viele Freunde und Bekannte, die auch gerne nach Chessington kommen.

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