Blindenschrift Erfinder der Blindenschrift feiert Geburtstag

Lebach · Die Lebacher Schule für Blinde und Sehbehinderte feiert den Welt-Braille-Tag und ehrt damit den Namensgeber der Schule.

 Die Louis-Braille-Schule in Lebach

Die Louis-Braille-Schule in Lebach

Foto: Sven Görgen

Louis Braille hat bereits im Kindesalter eine revolutionäre Erfindung - die Blindenschrift - getätigt, die seit 200 Jahren weltweit blinden und stark sehbehinderten Menschen das Lesen und somit einen selbstbestimmten Zugang zum Bildungssystem ermöglicht.

Die staatliche Förderschule für Blinde und Sehbehinderte führt bereits seit 2004 den Namen Louis-Braille-Schule. Bei dem Namensgeber handelt es sich um den Erfinder der heutigen Blindenschrift. Der am 4. Januar 1809 in Frankreich geborene Louis Braille erblindete in seiner frühen Kindheit aufgrund eines Unfalls. Als Schüler besuchte er die Blindenanstalt in Paris und lernte mit 13 Jahren die „Nachtschrift“ von Charles Barbier kennen. Diese diente dem französischen Militär zur Weitergabe von Befehlen auch bei Nacht. Louis Braille vereinfachte diese Schrift und schuf damit die heutige Blindenschrift, bei der jeder Schwarzschriftbuchstabe durch ein tastbares Zeichen aus der Kombination von 6 Punkten dargestellt werden kann. Ihm zu Ehren hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen im Jahr 2018 den 4. Januar zum Internationalen Welt-Braille-Tag erklärt.

Die Brailleschrift ist eine taktile – also tastbare - Punktschrift. Die einzelnen Schriftzeichen setzen sich aus erhabenen Punkten zusammen, die von der Blattrückseite in das Papier gedruckt werden. Blinde und Menschen mit starker Sehbehinderung ertasten diese Punkt-Buchstaben mit den Fingern und können so Texte oder ganze Bücher lesen. Ursprünglich wurden diese Braillepunkte von Hand mit einem Stichel in Papier geprägt. Der zu beschreibende Bogen war in einer sogenannten Sticheltafel, einer Schreibschablone eingelegt. Die Braillezeichen wurden dann - seitenverkehrt, mit einem Stichel Buchstabe für Buchstabe und Punkt für Punkt in das Papier gedrückt.

Heute findet die Sticheltafel nur noch bedingt Verwendung. Punktschriftmaschinen oder Brailletastaturen mit Punktschriftzeilen, die an den PC oder Laptop angeschlossen werden sind heute die geläufigen Lese- und Schreibgeräte. Da die modernen Hilfsmittel sowohl in der Anschaffung als auch beim Unterhalt wesentlich teurer sind, als die Schreibgeräte der Vorzeit ist diese einzigartige Schule sowohl auf eine gute Sachmittelausstattung durch den Schulträger als auch auf Spenden angewiesen.

An der Louis-Braille-Schule erlernen die Schülerinnen und Schüler die Blindentechniken und insbesondere die Brailleschrift, die ihnen den selbstbestimmten Zugang zur Welt eröffnen und somit Schlüsselkompetenz für die gesellschaftliche Teilhabe sind. Schulleiter Sven Görgen berichtet, dass im laufenden Schuljahr 2021/ 22 insgesamt 66 Schülerinnen und Schüler aus dem gesamten Saarland und dem angrenzenden Rheinland-Pfalz in zehn Klassen unterrichtet und sonderpädagogisch gefördert werden. Unterschiedliche Schulabschlüsse können erreicht werden.

Neben ihrer inklusiven Arbeit in der Schule in Lebach berät und unterstützt die Louis-Braille-Schule als landesweites Förderzentrum für Blinde und Sehbehinderte aktuell etwa 80 blinde und sehbehinderte Kinder im Alter von 0 bis sechs Jahren und deren Eltern im Rahmen der Frühberatung entweder zuhause oder in den jeweiligen Kindertagesstätten.

Das inklusive Angebot der Louis-Braille-Schule richtet sich weiter auch an alle saarländischen Grund- und Gemeinschaftsschulen sowie Gymnasien. Hier werden weitere 90 Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Formen der Sehbehinderung sonderpädagogisch unterstützt und die Lehrer entsprechend beraten.

 Moderne Braillezeile mit Laptop

Moderne Braillezeile mit Laptop

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