Alle Feldbetten nach Lebach - Zeltstadt wird drastisch vergrößert

Saarbrücken/Lebach · Auf der Suche nach neuen Betten für die Landesaufnahmestelle hat die Landesregierung jetzt sogar das französische und das US-Militär um Hilfe gebeten. Unterstützung könnte bald auch von der Bundeswehr kommen.

Um alle Flüchtlinge in den Notzelten der Landesaufnahmestelle unterzubringen, ziehen das Land und die Hilfsorganisationen in Lebach inzwischen alle Betten zusammen, die sie irgendwie bekommen können. Die Bundeswehr liefert 140 Hochbetten, das Technische Hilfswerk hunderte Feldbetten , und selbst das französische und das US-Militär haben inzwischen Anfragen aus dem Saarland auf dem Tisch.

Das Innenministerium rechnet mit bis zu 3000 Asylbewerbern pro Monat. Bis ihr Aufnahmeverfahren beginnt, müssen sie rund eine Woche in Zelten verbringen. Die Zeltstadt soll nun deutlich vergrößert werden. Aus den anfangs 200 Betten waren bis gestern 400 geworden. Bis zum Wochenende sollen 1000 Betten stehen.

Innenminister Klaus Bouillon (CDU ) hat in seinem Ressort einen Krisenstab eingerichtet. In Lebach treffen sich Behörden und Hilfsorganisationen jeden Morgen zur Lagebesprechung und rund um die Uhr koordiniert die Einsatzleitung Betreuung, Verpflegung und Sanitätsversorgung der Flüchtlinge .

"Ich organisiere ganz streng militärisch", sagt Ex-Feldjäger-Reserveoffizier Bouillon - und hofft jetzt auch auf Hilfe von der Bundeswehr . Die Truppenküche der nur wenige hundert Meter entfernten Kaserne könnte nach Bouillons Überlegung warmes Essen für die Flüchtlinge liefern. Wenn das nicht klappe, werde er einen Caterer beauftragen, so Bouillon . "Das Rote Kreuz ist auf Dauer damit überfordert."

Die Bundeswehr könne den Flüchtlingseinsatz auch mit Personal unterstützen, so Bouillon . "Ich wünsche mir Manpower, was Nachtdienste, Essensausgabe, Kleiderausgabe oder den Sanitätsdienst angeht", sagte Bouillon . Auch die Saar-Grünen sind der Meinung, dass der "übergesetzliche Notstand" in der Landesaufnahmestelle "die Einbindung der Bundeswehr zur humanitären und logistischen Unterstützung" rechtfertige, insbesondere bei der Verpflegung der Flüchtlinge mit warmen Mahlzeiten und bei der medizinischen Basisversorgung.

Der Kommandeur des Landeskommandos der Bundeswehr , Oberst Reinhard Felsmann, teilte der SZ auf Anfrage mit, dass ein Verbindungsoffizier der Bundeswehr seit Freitag an den morgendlichen Lagebesprechungen in Lebach teilnehme. "Gegenwärtig sind zwei Amtshilfe-Ersuchen zur Verbesserung der Unterbringungs- sowie der Versorgungssituation der Flüchtlinge in der ministeriellen Prüfung und Entscheidungsfindung im Bundesministerium der Verteidigung ", erklärte Felsmann. Weitere Anfragen zu Unterstützungsleistungen im Saarland würden "in ständigem Dialog zwischen den fachlich zuständigen Behörden und der Bundeswehr abgestimmt".

Weil Bouillon befürchtet, dass den Ehrenamtlichen mit zunehmender Dauer die Puste ausgeht ("Wir sind erst am Anfang"), will er sie deutlich entlasten. Sein Plan: Jeder der rund 30 000 Landesbediensteten, der einer Hilfsorganisation angehört, soll sich für den Flüchtlingseinsatz in Lebach freistellen lassen können - "wenn es sein muss, bis zu zwei Monaten", so Bouillon . Dass die jeweiligen Dienstherrn dabei Schwierigkeiten machen könnten, glaubt er nicht: "Ich brauche die Leute. Da kann keiner nein sagen."

In der Aufnahmestelle soll es demnächst ein Spielzelt sowie ein Unterhaltungs- und ein Sportprogramm für Kinder geben. Zudem sollen eine feste Arztpraxis und ein Ort für Schwangere eingerichtet werden. "Es gibt in der Landesaufnahmestelle sehr viele schwangere Frauen", sagte DRK-Sprecher Helge Gilcher. Vorgestern kam in der Zeltstadt das erste Baby zur Welt.

Zum Thema:

Die akute Krise in der Erstaufnahme von Flüchtlingen in Rheinland-Pfalz dauert an. Auch die Nacht zum Donnerstag mussten einige Menschen im Freien verbringen, weil ihnen kein Bett mehr zugewiesen werden konnte. "Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Bereinigung der Situation", sagte eine Behördensprecherin. lrs

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