1000 Euro pro Festmeter Eiche aus Lebach

Neunkirchen/Lebach · Möbel nach Maß, Furniere, Wirtshaustresen oder Rotweinfässer – für solche Verwendungen sind Spitzenhölzer gefragt. Damit die Käufer sie nicht mühsam überall zusammensuchen müssen, trägt der Saarforst sie zu einer Versteigerung zusammen. Im Schnitt bringt der Festmeter etwa 500 Euro, zehn Mal mehr als normales Holz.

 Holzverkäuferin Sybille Rauchheld und Saarforst-Chef Hans-Albert Letter bei der Arbeit. Foto: Oliver Dietze

Holzverkäuferin Sybille Rauchheld und Saarforst-Chef Hans-Albert Letter bei der Arbeit. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Dieses Prachtexemplar von Eiche aus dem Karlsbrunner Wald musste der Fassmacher aus Südtirol einfach haben. Nicht nur, weil der Baum in 150 Jahren mächtig heranwuchs und deshalb viele erstklassige Barrique-Rotwein-Fässer abgeben wird. Dem Kunden kam es auf den Geschmackston an, den genau dieses Eichenholz aus dem Warndt später an den Wein überträgt - "der Winzer braucht die Kontinuität im Geschmack, deshalb kauft er immer wieder Holz bei uns, obwohl es auch in Südtirol genug Eichen gäbe", erklärt Hans-Albert Letter.

Der Leiter des Saarforst-Landesbetriebes schaut zufrieden auf die so genannte Wertholzsubmission 2015 zurück, bei der die Forstbehörde dieser Tage die gefragtesten und deshalb auch teuersten Bäume aus saarländischen Wäldern gegen Höchstgebote abgab. Auf dem dafür eigens hergerichteten Lagerplatz bei Neunkirchen hatten auch Forstbehörden aus der Westpfalz, aus Belgien und Lothringen sowie einige Privatwaldbesitzer ihre Schätze angeboten, alle in Reih und Glied als Solitäre präsentiert, so dass sie rundum betrachtet werden konnten.

Stamm aus Lebacher Wald

Alles in allem kamen 700 Festmeter Luxusholz zusammen, vor allem Eiche, Zerr eiche, Roteiche, Esche, Bergahorn. Dank der Angebotsqualität und der Vielfalt wurden 25 Profi-Einkäufer angelockt, die denn auch im Wettstreit die Preise teilweise schön nach oben trieben. Das eingangs erwähnte sechs Meter lange Eichenstück ging für 4000 Euro weg, überraschenderweise wurden für Apfelbaumholz sogar 400 Euro bezahlt, den Spitzenpreis erzielte mit 968 Euro für den Festmeter ein Eichenstamm aus dem Lebacher Wald oberhalb des Krankenhauses. Der Bieter, der daraus Furniere sägt, schätzt den gleichmäßigen Aufbau der Jahresringe. Dieser Baum hatte stressfrei alt werden dürfen.

Etwas Kummer machte dagegen ein Stamm aus Tholey. Bei ihm wurde beim Versteigern ein wertmindernder, tief sitzender Nagel festgestellt - ein ungewöhnlicher Vorfall, denn der Forst durchleuchtet die Stämme vorher mit Detektoren und sortiert üblicherweise Holz aus, das mit Metallsplittern (vor allem aus Kriegsbeschuss) behaftet ist. Regel: Wo Krieg war, ist der Wald wegen der Granatsplitter in den Bäumen weniger wert. In den Sägewerksmaschinen können solche Bäume Schaden anrichten, und das Holz ist für die besonderen Verwendungen im Möbelbau nicht mehr erste Wahl. Der Stift aus der Tholeyer Buche, der womöglich einen Nistkasten hielt, wird dieser Tage mit größtmöglicher Sorgfalt herausoperiert, so wie schon beim Fällen darauf geachtet worden war, dass das Holz schonend niedergelegt wurde. Mit einem Ergebnis von etwa einer Viertelmillion Euro war die Wertholzsubmission 2015 dem Vernehmen nach erneut sehr einträglich (und wohl auch nicht schlecht für das Ansehen der hiesigen Forstwirtschaft), macht aber am Gesamthandel mit Holz nicht einmal ein viertel Prozentchen aus.

Der Saarforst vermarktet im Jahr etwa 220 000 Festmeter Holz (kommunale und private Forste noch einmal 130 000 Meter) und erzielt damit über alle Sortimente hinweg einen Durchschnittserlös von etwa 50 Euro , wie Sybille Rauchheld berichtet. Zum Gesamterlös von gut zehn Millionen Euro trägt das Stammholz etwa sechs Millionen Euro bei. Aus ihm werden später Holzhäuser, Paletten, Verschalungen, Dachlatten und die Hölzer, die man samstags im Baumarkt kauft. Gut zwei Millionen Euro bringen Hölzer für Laminat- und Papierfabriken ein, den Rest, über zwei Millionen Euro , die vielen Hundert privaten Brennholzmacher.

Holzverkauf beim Saarforst

Die 38-jährige Forstoberinspektorin Rauchheld leitet beim Saarforst den eigenen Geschäftsbereich Holzverkauf. Dass die gebürtige Nordrhein-Westfälin im beruflichen Erstleben Outdoor-Sportartikel verkaufte, kommt der interessanten Aufgabe noch entgegen. Die tüchtige Försterin hat einen wichtigen Job, denn der Saarforst finanziert sich zu 65 Prozent aus dem Holzverkauf und sollte mit diesem Zweig tunlichst schwarze Zahlen schreiben. Am liebsten ist es Sybille Rauchheld, wenn die Kundenwünsche und die Erfordernisse der Waldpflege zusammenpassen: Wenn der Markt (der auch Moden kennt) also genau die Bäume kaufen will, die man gerade schlagen möchte, weil sie ihr ideales Alter erreicht haben oder anderen Bäumen oder menschlichen Interessen im Weg stehen. "Derzeit haut das perfekt hin", freut sie sich, zumal der Brennholzmarkt sehr rege sei.

Wie Hans-Albert Letter versichert, wird, abgesehen vom Luxusholz, das aber wie von selbst weggeht, "kein einziger Festmeter Holz geschlagen, der nicht schon verkauft ist".

Wenn mancherorts über Jahre Holzstapel an Wegrändern liegen, so hat das nichts mit Verschwendung durch die Behörde zu tun - der Kunde hat dann wohl weder Zeit noch Interesse oder Gelegenheit gehabt, sein bezahltes Holz auch wegzuschaffen.

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