Wenn die Zeben arig wehtun

Apropos · Als fast schon von Hochsprachlern gesalbt fühlen wir Saarländer uns ja, wenn wir folgende Worte vernehmen dürfen: "Man hört gar nicht, dass du aus dem Saarland kommst." Geschafft, denken wir dann. Endlich angekommen in der verbalen Hochkultur. Endlich dürfen wir laut mitlachen, wenn Berti Vogts Wörter, die auf "CH" enden, ausspricht und Günther Oettinger egal was sagt. Endlich können wir uns außerhalb der Landesgrenzen über andere Themen als Heinz Becker unterhalten.

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Foto: Robby Lorenz


Und so schwadronieren wir in edelstem Hochdeutsch drauf los, bilden Schachtelsätze voller Eloquenz und verlieren uns selbstverliebt im wohlklingenden Klang-Knatsch der deutschen Sprache, bis, ja, bis wir an der Stelle ankommen, an der wir unsere Gegenüber strahlend wissen lassen, dass uns der Urlaub auf Elba wirklich "arig gut gefallen hat". Jetzt gilt es, die Nerven zu bewahren und mit einem geschickten Themenwechsel diesen doofen Ausrutscher ins Saatsch, ins saarländische Deutsch, zu überspielen. Warum nicht mit der Geschichte, wie der Bau der heimischen Gartenlaube kürzlich ein jähes Ende fand, weil sich ein "Schlibber" ganz fürchterlich tief in die Hand gebohrt hatte. "Ein was?", wundert sich der Gesprächspartner. Schlibber ist offenbar doch nicht der hochdeutsche Begriff für "Schliwwer", aber auf Splitter muss man erst mal kommen. Der sprachlichen Hochstapelei nun fast überführt, ist es nahezu unmöglich, noch die Kurve zu kriegen. Und spätestens bei der humorvollen Anekdote, wie dem Dachdecker neulich bei der Reparatur "des Schorstens" ein Ziegel auf die "Zeben" gefallen ist, ist es an der Zeit, die Waffen zu strecken, sich den Lyoner wieder um den Hals zu hängen und seine Herkunft nicht länger zu leugnen. Diesen wohlgemeinten Rat gebe ich Ihnen. Und zwar Ihnen allen garen.

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