Apropos Hefe Hefe ist das neue Toilettenpapier

Saarlouis · Wer Hefe sucht, wird keine finden. Und das schon seit Wochen. Vielleicht kann Hermann helfen?

SZ-Redakteurin Astrid Dörr fragt sich, warum es auch keine Hefe mehr gibt
Foto: SZ/Robby Lorenz

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Aber wie sagte meine Kollegin daraufhin: er ist vor allem ein Hamster. Das haben wir oft genug gelesen. Und sicher auch schon am eigenen Leib erfahren.

Unsere Familie hatte zwar keine Not mit Toilettenpapier, obwohl unseres zur Neige ging und die Regale leer waren. Allerdings wollte meine Tochter schon vor Wochen Hefe kaufen. Weder frische noch Trockenhefe war zu ergattern. Verkäuferinnen reagierten mit Unverständnis, wenn man sie danach fragte. „Nein, es gibt keine Hefe.“ Und wissen Sie, wann welche geliefert wird? „Nein, das weiß ich auch nicht. Wir haben gerade Lieferengpässe.“ Warum das so ist? Niemand konnte die Frage beantworten. Und Hefe gab es nicht erst ein paar Tage vor Ostern nicht mehr, weil man Hefezöpfe für Ostern backen wollte. Liegt es daran, dass viele zu Hause sind und Pizza machen, Kuchen selbst backen oder gar Brot?

Mein Chef konnte mir die Frage zwar auch nicht beantworten, aber er erinnerte sich an den Hermann. Hermann? Keine Ahnung. Wer ist das? Das Hermann-Brot (oder auch -Kuchen) wird aus Sauerteig ohne Hefe gebacken. Das Prinzip beruht auf der Verbreitung beziehungsweise Weitergabe, ähnlich wie bei einem Kettenbrief. Zum „Kettenbriefspiel“ wird Hermann in kleiner Menge mit einem Anleitungsbrief verschenkt, wie Hermann aufgezogen, gepflegt und behandelt werden soll. Jeden Tag wird er umgerührt und an zwei Tagen erhält er einige Zutaten zum Wachsen. Am Ende wird ein Teil (oder zwei Teile) verwendet, um ein Brot oder einen Kuchen zu backen, ein Teil selbst behalten und (ein oder) zwei Teile an Freunde verschenkt, die mit der Brief-Anleitung selbst einen Hermann züchten, backen und weiterverschenken können.

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