Sportler haben Vorbildfunktion Stell Dir vor, Du gewinnst und kaum einer freut sich

Sportler sind Vorbilder. Heißt es. Manche sollte man besser nicht nachahmen.

Serena Williams hat versagt, als Tennisspielerin und Mensch
Foto: SZ/Robby Lorenz

Sportler sind Vorbilder. Sie werden bewundert, oft nachgeahmt. Egal, in welcher Sportart, und es spielt keine Rolle, ob ihr Spiel im Fernsehen übertragen wird oder nicht. Der Sport gibt viel. Dachte ich bis zum letzten Wochenende auch.

Zugegeben: Radfahren, vor allem Tour de France, schaue ich nicht mehr seit der Dopingdiskussion, auch Leichtathletik habe ich seit Ben Johnson, als ich nachts extra aufgestanden bin, nicht mehr geschaut. Aber selbst Tennisspielerin, verfolge ich seit Jahrzehnten die Turniere dieser Welt im Fernsehen. Früher nie ein Endspiel ausgelassen (mit Steffi Graf und Boris Becker), habe ich heute leider nur noch selten Zeit, mich Stunden vor den Fernseher zu setzen und die oft stundenlangen Matches zu verfolgen. Letzten Samstag aber dann doch: Endspiel der Damen der US Open im Tennis. Serena Williams gegen Naomi Osaka. Ich gestehe, ich war noch nie ein Fan von Serena Williams. Aber egal, das Finale, zumindest den ersten Satz, wollte ich mir schon anschauen. Wie wird sich die 20-jährige Japanerin gegen die erfahrene und wesentlich ältere Williams schlagen? Ich war begeistert. Osaka hat sich nicht nur gewehrt. Nein, sie spielte das Tennis ihres Lebens, ihre Gegnerin kam nie ins Spiel und tat sich schwer. Kommt vor. Auch in der Weltklasse. Aber dann passierten Dinge, die ich nicht nachvollziehen kann.  Ich wiederhole mich: Sportler sind Vorbilder, sie werden oft nachgeahmt.  Oh nein, bitte nicht. Wer das Spiel gesehen hat, wünscht sich, es wäre nie passiert. Und ich war sprachlos, dass so etwas tatsächlich im Tennis­sport passiert.

Für mich steht fest: nach Radfahen und Leichtathletik werde ich definitiv jetzt kein Spiel mehr anschauen, in dem Serena Williams steht. Ein wahrer Sportler ist dann ein Sportler, wenn er auch in der Niederlage Größe zeigt. Und nicht die Schuld beim Schiedsrichter sucht. Größe hat nur die Japanerin bewiesen, die sich bei der Siegerehrung entschuldigt, dass sie gewonnen hat. Na, dann schneiden sie sich doch mal eine Scheibe ab, Frau Williams.

Unglaublich, wenn ich mir vorstelle, ich hätte die US Open gewonnen, wohlgemerkt zum ersten Mal,  und (kaum) einer hätte sich mit mir gefreut.

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