Kolumne So kann’s gehen Saarbrücken hat die besten Knöllchen

Auch Wegelagerei kann bürgerfreundlich funktionieren. Da kann man sich in der Pfalz eine dicke Scheibe von der Stadt Saarbrücken abschneiden.

 Marco Reuther

Marco Reuther

Foto: SZ/Robby Lorenz / SZ

Hurra! Zwei auf einen Streich! Als ich vorige Woche den Briefkasten öffnete, konnte ich mich gleich über zwei „Knöllchen“ auf einmal freuen – eines von der Landeshauptstadt Saarbrücken über zehn Euro, das andere, doppelt so teuer, kam aus der Pfalz. Das Gute ist: Da hat man doch endlich mal einen direkten Vergleich. Und Saarbrücken gewinnt ganz eindeutig mit dem absolut bürgerfreundlicheren Knöllchen. Die Zahlungsinformationen findet man nämlich sofort, gut geordnet an einem Stück, in größerer Schrift und Fettdruck. Sogar die gefühlt tausendstellige IBAN-Nummer ist gut zu erkennen. Das Pfälzer Knöllchen dagegen, aufgenommen in Kaiserslautern und zugestellt von einer zentralen Stelle in Speyer, ist in Sachen Nutzerfreundlichkeit ein Desaster: Die Zahlungsinformationen muss man sich zusammenklauben, die Nummer des Verwendungszweckes und IBAN-Nummer sind irgendwo im Fließtext versteckt und nicht mal hervorgehoben, was beim Abtippen am Bankautomaten ziemlich blöd ist.

Nur ... der Grund für das Saarbrücker Knöllchen lässt mich dann doch ans Auswandern in die Pfalz denken (na ja, nicht wirklich). Es war in Burbach, wo die Jakobstraße, vom Pfaffenkopf kommend, in die Bergstraße (B 51) mündet. Tausende Saarbrücker Autofahrer, die es dort ebenfalls erwischt hat, werden jetzt schon ahnen, was kommt ... Gegenüber der Einmündung Jakobstraße ist auf einem Pfosten ein alter „Starenkasten“ montiert, der schon blitzt, wenn das ganz vorne an der Ampel wartende Auto etwas über die weiße Linie rollt – in einer sehr abschüssigen Straße. Dort blitzt es ständig (am Sonntag hat es einen Autofahrer vor mir erwischt). Normalerweise beschwere ich mich, nach dem Motto „selbst schuld“, nie über Knöllchen. Aber zehn Euro fürs Überrollen einer weißen Linie an einer Ampel in einer abschüssigen Straße? Ja, geht’s noch? Da komme ich mir dann doch fast vor wie das Opfer von Wegelagerern – wenn auch von sehr gut organisierten mit bürgerfreundlichen Anschreiben.

Ein ganz spezielles Problem ergibt sich jetzt aber auch noch für mich. Am Tag des Doppel-Knöllchens war ich zuerst am Briefkasten. Wie, um Himmels Willen, kann ich jetzt verhindern, dass meine viel bessere Hälfte diese Kolumne jemals zu sehen bekommt?

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