Quo vadis, Schwenker?

Apropos · Der Schwenker, so traurig es sein mag, ist vom Aussterben bedroht. Also nicht etwa dem mit Zwiebeln garnierten Fleischlappen droht das Ende, sondern dem Schwenker selbst. Dem Herrn übers Feuer und Meister der Grillzange, der in Badelatschen an seinem aus Hüttenstahl gefertigtem Dreibeiner steht und das Schwenkgut wendet, bis die Zwiebeln knackig sind und das Fleisch gut durch ist.

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Foto: Robby Lorenz

Verdrängt wird er, dieser hitzebeständige Glut-Künstler, von Leuten, die für High-Tech-Edelstahl-Gas-Grill-Monster mehr Geld ausgeben, als eine Einbauküche kostet. Menschen, die bei Spitzenköchen Wochenendkurse belegen, damit sie mit einem Grill-Diplom prahlen können. Ein Grill-Diplom! Das muss man sich mal vorstellen. Dabei ist das Schwenken doch eine ur-saarländische Passion, geprägt von Ritualen, die seit Jahrzehnten im Qualm von brennendem Buchenholz von Generation an Generation überliefert werden. Wo sonst, wenn nicht am Feuerbauch einer ausrangierten Wäschetrommel lernen Kinder, wie man eine Flasche (Malz)Bier mit dem Feuerzeug öffnet? Wo sonst lernen sie, dass leichte Verbrennungen an Beinen und Armen zum Schwenken gehören wie der halbe Weck zur Rostwurst? Wo erfahren sie, warum das Beil im Eimer mit Wasser steht ("Damit's Holz uffquillt unn owwe das Ding net fortflieht.") und welche Sicherheitsmaßnahmen beim Holzhacken zu beachten sind ("Mach die Bään ausenanna, damit de da net rinn hauscht.")? Der Herrgott lenkt, der Saarländer schwenkt - so lautete einst die sachliche Devise. In Zeiten von Gasgrill-Geschossen, für die eigene Garagen gebaut werden und Kugelgrills mit verchromten Kohleauffangschalen heißt es eher: Mit goldener Zange und seidener Schürze, analysieren wir Garpunkt und passende Würze.

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