Kolumne Apropos Ganz und gar nicht langweilig

Kinderbuchtipps von Politikern. Bei dieser Überschrift einer Mitteilung der „Stiftung Lesen“ konnte ich gar nicht anders, als neugierig zu werden. Die Stiftung hatte nach den liebsten Kinder- und Jugendbüchern gefragt, und Politiker haben geantwortet.

Politische Kinderbuchtipps von Politikern.
Foto: SZ/Robby Lorenz

Das ist von vornherein schon mal prima. Wenn jetzt zum Beispiel Katja Kipping das kapitalismuskritische „Mohr und die Raben von London“ und ihr Linken-Parteigenosse Bernd Rixinger „Die Vorstadtkrokodile“ mit viel 1970er Sozialkritik empfehlen, finde ich das okay. Und auch des Grünen Cem Özdemir Tipp „Das war der Hirbel“ über einen behinderten Jungen ist politisch nicht nur korrekt, sondern pädagogisch wertvoll.

Und dennoch gefallen mir die drei weiteren in der Pressemitteilung genannten Beispiele besser. Gerade weil die drei mit diesen Tipps gelegentlich als eher langweilig betitelt werden. Die Grüne Simone Peter hält mit „Pippi Langstrumpf“ dagegen. Ihr gefällt, wie Astrid Lindgren Pippi zeigen lässt, „dass Mädchen mindestens dasselbe leisten können wie Jungs“ – in Ordnung. Sympathischer finde ich trotzdem die vorangestellte Begründung: Ihrem Sohn hat das Buch genauso gut gefallen wie ihr selbst.

Ähnliches merken die verbleibenden zwei – gerade als Sonntagabend-Ermüder Gebrandmarkten – an: einfach schön und witzig beim Vorlesen wie beim Selbst-Lesen. Meine Nummer zwei, Martin Schulz, mit „Oh, wie schön ist Panama“, dieser „Geschichte von Freundschaft, Reise, Hoffnung, Aufbruch und Rückkehr“, in der für ihn ein unermesslicher Wissensschatz steckt. Wie Recht er hat.

Auch Angela Merkel schafft es ohne politpädagogischen Ansatz, ja sogar richtig schön subversiv, weshalb sie bei mir hier Platz eins belegt. Die Kanzlerin liebt Wilhelm Buschs „Max und Moritz“. „Warum? Weil mich die vielen Streiche der beiden immer so wunderbar zum Lachen gebracht haben“, sagt sie. Und weil das mit dem Lachen eben beim selbst Lesen und „beim Vorlesen für Kinder funktioniert“.

Das ist dann bei Schulz und bei Merkel gleichermaßen so ganz und gar nicht langweilig. Wenn sie nur beide im richtigen Leben ein bisschen mehr von Max und Tiger und Bär und Moritz hätten.

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