Glosse zum ÖPNV Oh, mein ÖPNV . . .!

Oh, mein Öffentlicher Personen-Nahverkehr. Du hast es auch sonst schon schwer. Und jetzt Corona – das hat gerade noch gefehlt. Was soll jetzt nur werden?

 Markus Renz

Markus Renz

Foto: SZ/Robby Lorenz

Die Fahrertüren mit Absperrband kunstvoll im Kreuz verhängt. Die Fahrerhände in schweren schwarzen Lederhandschuhen. Die Hände nahe der Flasche. Desinfektionsmittel. Wohlgemerkt im ganzen Bus. Es riecht nach Krankenhaus.

Aus den Lautsprechern im Bus tönt der Abgesang: Es gilt ab sofort der Samstagsfahrplan. Fahrkarten? Überall – nur beim Fahrer nicht. Wagemutig, wer Karten am Automaten löst – und so ganz ohne Handschuh’ die blanken Eisenknöpfe drückt. Es könnte ja . . .

Oh, mein ÖPNV . . . was hat Corona aus dir gemacht? Du scheinst geschrumpft. Aber nicht gebrochen. Stellst dich dem unsichtbaren Gegner und bist doch auf die sichtbaren Massen angewiesen. Auf die, die sich im Innern deiner drängen.

Oh, mein ÖPNV . . . doch einmal geniest – und der Schrecken ist groß. Die Weichenden sind viele. Doch wohin weichen? Nur hinter dem Fahrer sind mindestens vier Plätze frei. Weiter hinten, da sitzt man eng an eng. Dicht an dicht. Corona hin oder her. Was jetzt nicht ist, wird auch nicht mehr.

Oh, mein ÖPNV . . . halte durch. Aus Schwerem wird Schönes. Corona ist schon bald Vergangenheit. Es wird werden!

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