Bauernkalender Im Märzen der Bauer . . . oder: Nicht alles ist wie im Kinderlied

Im Märzen . . . das ist der richtige Zeitpunkt wieder mit dem Bauernkalender in der SZ loszulegen. Monatlich kommen hier Landwirte zu Wort.  

 Moderne Landwirtschaft arbeitet natürlich mit neuester Technik.

Moderne Landwirtschaft arbeitet natürlich mit neuester Technik.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Im Märzen der Bauer die Rösslein anspannt. Er setzt seine Felder und Wiesen instand. Er pflüget den Boden, er egget und sät. Und regt seine Hände frühmorgens und spät. So wird die Arbeit des Bauern in einem Volks- und Kinderlied dargestellt und bildet damit eine stark vereinfachte, idealisierte Darstellung der bäuerlichen Tätigkeiten im 19. und frühen 20. Jahrhundert ab. Aber ist das die Realität auf landwirtschaftlichen Betrieben unserer Zeit?

Glückliche Kühe auf saftig grüner Weide: So stellen sich die Deutschen gern die Landwirtschaft vor. Mensch und Tier im Einklang mit der Natur. Idyllisch und unberührt vom technischen Fortschritt. Die Werbung befeuert diese romantische Vorstellung zusätzlich. Gerade bei Milch, Butter, Joghurt und Käse wird mit entsprechenden Bildern die vermeintliche Ursprünglichkeit der Produkte angepriesen.

Dass ausgerechnet moderne Technik wie zum Beispiel GPS-gesteuerte Agrartechnik dazu beiträgt, die hohen Qualitätsanforderungen an unsere Nahrungsmittel zu erfüllen, passt so gar nicht zu dieser romantischen Vorstellung von Landwirtschaft, in der viele Arbeiten noch händisch verrichtet werden. Der technologische Fortschritt wird eher als Risiko und Ursache von Missständen betrachtet. Für den Verbraucher ist ein Bauer in der Regel dann ein guter Bauer, wenn er von schlagkräftiger Technik, Pflanzenschutzmitteln und Mineraldünger möglichst die Finger lässt. Aber warum ist das eigentlich so? In der heutigen Arbeitswelt würde niemand auf die Idee kommen, Autos von Hand zu produzieren.

Hier besteht seitens des Verbrauchers ein enormer Informationsbedarf, um das Image der Bauern zurechtzurücken. Dies ist insofern auch notwendig, da die Betriebsleiter hochqualifizierte Fachkräfte mit Meisterbrief oder Hochschulabschluss sind, deren tägliches Handeln von einem engen Rahmen rechtlicher Vorschriften flankiert wird. Dünger und Pflanzenschutzmittel werden aus Umwelt- und Kostenbewusstsein restriktiv eingesetzt, und in keinem anderen Land der Welt haben Nutztiere so gute Haltungsbedingungen wie in Deutschland. Haben Sie schon einmal einen modernen Kuhstall besichtigt, wo die Tiere freie Wahl haben, ob sie gerne fressen, wiederkäuen oder gemolken werden wollen?

Begriffe wie „Agrarwende“ suggerieren, die deutsche Landwirtschaft müsse komplett neu organisiert werden. Das verzerrt die Realität und führt den Verbraucher lediglich in die Irre. Verbraucher kennen die Arbeitsweise der Bauern häufig kaum, insbesondere unter welchen modernen Bedingungen qualitativ hochwertige Lebensmittel erzeugt werden.

Scheuen Sie sich daher nicht, mit dem ortsansässigen Landwirt das Gespräch zu suchen, damit wieder mehr miteinander, statt übereinander geredet wird.

Im SZ-„Bauernkalender“ berichten Landwirte aus der Region jeden Monat über anstehende Arbeiten oder behandeln aktuelle Themen aus der Landwirtschaft.

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