Kolumne Wieder eine Chance verpasst

Frauenförderung? Gähn. Wir sind doch gleichberechtigt, in Deutschland 2019 kann jede Frau alles werden. Steht doch im Gesetz. Na klar.

Kolumne Saarlouis: Chance für Gleichberechtigung verpasst
Foto: SZ/Robby Lorenz

Wer denkt, Frauen sind nicht mehr benachteiligt, muss sich nur in der Kommunalpolitik umschauen: Null. In Worten: In keinem der 13 Stadt- und Gemeinderäte im Kreis Saarlouis sitzen auch nur annähernd so viele Frauen wie Männer, im Schnitt sind es 24,17 Prozent, also nicht mal ein Viertel. Wie viele Bürgermeisterinnen haben wir im Kreis, wie viele weibliche Fraktionsvorsitzende, wie viele Amtsleiterinnen? Nebenbei: wie viele von Frauen geführte Unternehmen, wie viele Vorstände? Es bleibt bei Ausnahmen, „Pionierinnen“.

Und das wirklich nur, weil die Frauen es nicht wollen? Weil immer noch so viele denken: Ach, lasst das mal die Männer machen? Wohl kaum.

Frauen sind immer noch strukturell benachteiligt, weil sie in den meisten Familien die Hauptlast tragen: Neben dem Beruf Hausarbeit leisten, Kinder betreuen, Angehörige pflegen oder alleinerziehend sind, und das alles häufiger als Männer. Wenn sie es doch mal durch die gläserne Decke schaffen, müssen sie stets beweisen, dass auch eine Frau diesen Job machen kann.

Bleiben wir in der Kommunalpolitik: Vor allem junge Frauen sind dort absolut unterrepräsentiert. Dafür gibt es einige Gründe: Das fängt bei den Sitzungszeiten an (ab 17 Uhr, nach Kita-Schluss) und endet, wie aktuell, bei der Listenaufstellung vor der Wahl (mehrheitlich durch Männer). Ich habe bisher kaum eine Liste, für Orts-, Gemeinderat oder Kreistag, egal welcher Partei, gesehen, die auch nur annähernd paritätisch ist.

Und damit ist schon wieder eine Chance verpasst, die Zusammensetzung in den Gremien, die über unser Leben, hier vor Ort entscheiden, zu ändern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort