Die Klima-Kolumne Wieso das Saarland Sahara-Staub braucht

Meinung · Dunst über dem Horizont, Regen, der wie Blut vom Himmel fällt: Sahara-Staub sorgt seit Wochen im Saarland für fast apokalyptische Szenen. Die echte Katastrophe wäre allerdings, wenn wir ihn nicht hätten.

 Sahara-Staub ärgert vor allem Autofahrer. Dabei braucht diesen Dreck wirklich niemand. Oder etwa doch?

Sahara-Staub ärgert vor allem Autofahrer. Dabei braucht diesen Dreck wirklich niemand. Oder etwa doch?

Foto: dpa/Marijan Murat

Man vergisst so leicht, wie groß unser schöner Planet eigentlich ist. Nicht umsonst muss das Saarland oft als Flächenmaß herhalten: Mit nackten Zahlen können viele Menschen wenig anfangen. Ab und zu rückt die Welt aber plötzlich ganz nah – und erinnert uns eindrücklich daran, dass trotz ihrer gigantischen Größe alles irgendwie miteinander verflochten ist.

Das ist häufig eine eher unangenehme Erkenntnis. Hierzulande leiden die Autofahrer aktuell gleich doppelt unter der Weltlage: Einerseits sorgt der Krieg in der Ukraine für höhere Spritpreise. Zwar sind diese inzwischen fast wieder auf Vorkriegsniveau gefallen, aber trotzdem: schrecklich! Und wäre das nicht schon schlimm genug, zog in dieser Woche schon wieder Sahara-Staub über Europa. Ein stumpfer Dreckfilm, wo einst glänzendes Blech war – bleibt uns denn wirklich nichts erspart? Bei all der Pein werden die Vorteile dieses Naturschauspiels häufig vergessen. Nein, ich rede nicht von Waschanlagen-Besitzern, die sich über Kundschaft freuen. Tatsächlich handelt es sich bei dem Staub um ein natürliches Düngemittel. Das findet seinen Weg nicht nur ins Saarland, sondern sogar bis zum 5000 Kilometer entfernten Amazonas. Und dort wird es dringend gebraucht, denn die Lunge der Welt ist zwar grün, aber wächst auf sehr nährstoffarmem Boden.

Nur durch den Wind aus der Wüste kann der Regenwald überleben. Ist die Natur nicht einfach unglaublich? Und auch unsere Blumen freuen sich bestimmt über den kostenlosen Dünger. Klar, Autowaschen nervt – aber ist doch ein geringer Preis dafür, weiterhin Sauerstoff zum Atmen zu haben.

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