Das Wort Fräulein existiert immer noch Das diskrimierte Fräulein gibt es immer noch

Beim Wort Fräulein hört man ganze Tonleitern der Geringschätzung. Zumindest ist das heute so.

Ein Umdenken im Kopf braucht seine Zeit
Foto: SZ/Robby Lorenz

Was ist heute noch zeitgemäß? Rufen Sie noch im Restaurant Fräulein? Wenn Sie es jemals getan haben. Oder Herr Ober? Oder einfach nur Hallo?

Bei einem Besuch im Krankenhaus ploppt ein ähnliches Thema auf. Marion, eine Intensivkrankenschwester, wird gerufen. Mit dem Vornamen. Finde ich gut. Auch ich spreche sie an und sage „Marion“ und „Sie“. Wir kommen ins Gespräch und sie erklärt daraufhin, dass sie nicht mit „Schwester Marion“ angesprochen werden möchte. Die Erklärung: „Ich sage ja auch nicht Patient Thomas.“ Und den Pfleger Wolfgang rufe man doch auch nur mit Wolfgang. Und nicht mit „Pfleger Wolfgang“.

Wo sie recht hat, hat sie recht. Außerdem erinnere ich mich an Telefonanrufe, bei denen ich mit „Fräulein“ angesprochen wurde. Die Anrufe sind weniger geworden, aber es gibt sie noch. Genauso, wie es Patienten gibt, die noch nach „Schwester Marion“ oder „Schwester Gertrud“ rufen. Wenn ich es mir überlege, ist es doch so, dass niemand den Oberarzt Müller mit Oberarzt anspricht, oder? Da sagt man doch schließlich auch den Namen, beispielsweise: „Guten Tag, Dr. Müller oder Professor Müller“.

Aber der Mensch ist ein Gewohnheitstier und so lange, wie es in den Köpfen drin war, braucht es eben auch, bis es wieder draußen ist. Kann also noch dauern, bis „Schwester Marion“ von allen nur mit Marion angeredet wird.

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