Ansicht ist wichtiger als Rücksicht

Unsere Woche · Nicht, dass ich mich an die Gleichgültigkeit der Autofahrer gewöhnt hätte, die den Wagen in einer Reihe parkender Autos garantiert so hinstellen, dass in die Parklücke für zwei eben nur einer reinpasst.

Einen Meter vorgezogen, und einer passte noch dahinter. Aber nein. . . . Und dann sehe ich vor meinem Fenster eine jüngere Fahrerin, die das offenbar gemerkt hat. Sie steigt aus, schaut sich den Abstand zum nächsten an. Aha! Steigt ein und rangiert. Aber nicht, um Platz zu schaffen. Sondern so, ich fasse es nicht, dass ihr schickes Autochen auch wirklich hübsch genau in der Mitte steht. Erst dann ist sie zufrieden und steigt aus. Die Ansicht ist wichtig, nicht die Rücksicht. Das war vor geraumer Zeit. Seitdem habe ich das öfter gesehen. Gestern wieder. Schwer, den Rat von Kollegen zu beherzigen: Reg dich nicht auf.

So schön stehen können auch die schicksten neuen Autochen nicht, wenn sich der Verkehr staut. In Saarlouis schon ewig ein Problem auf Wallerfanger und Metzer Straße. Fünf, sieben, zehn Jahre kann locker dauern, was sich der Landesbetrieb für Straßenbau und die Stadt vorgenommen haben, um für mehr Sicherheit und Verkehrsfluss zu sorgen. Drei neue Autobahnbrücken, neue Ab- und Auffahrten, das wird wohl so kommen. Über die beiden Stau-Straßen ist aber noch nichts entschieden.

Es ist gut, dass jetzt was in Bewegung kommt. Aber es will auch gut überlegt sein. Denn um den Verkehr zu verflüssigen, also den mit dem Auto Stehenden das Leben zu erleichtern, mutet man anderen mehr Belastung zu: mehr Lärm, mehr Verkehr, Umwege. Wer das verantwortet entscheiden will, muss sich zwei unbequeme Fragen gefallen lassen: Klappt das wirklich? Und ist der tägliche Stau wirklich so ungeheuerlich groß? Ratsmitglieder, die mal in Stuttgart gewohnt haben oder in Hamburg oder in München, die werden darauf vermutlich anders antworten als die anderen.

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