Wochenkolumne Reflexe ersparen Sinn und Verstand

Wenn die Gewerkschaften mit Forderungen nach deutlichen Lohn- und Gehaltserhöhungen in die Tarifverhandlungen gehen“, sagt der Arbeitgebervertreter, „werden wir uns das anschauen und dann sachlich darüber reden.“ Oder: „Tempo 130 auf der Autobahn in Deutschland sollten wir mal ausführlich diskutieren“, schlägt der CSU-Minister vor.

Alle Jahre wieder und immer diese Reflexe
Foto: SZ/Robby Lorenz

„Möglicherweise gibt es ja gute Argumente.“

Lustig, oder? Unvorstellbar, dass wir solche Aussagen berichten dürfen. Das würde ja bedeuten, dass ein Autohersteller-gesteuerter Lobbyist im Bundesverkehrsministerium etwas anderes vertreten würde als „freie Fahrt für freie Bürger“. Oder es hieße, dass ein Präsident zum Beispiel des Verbands der Metall- und Elektroindustrie des Saarlands offen in die Verhandlungen geht.

Nein, reflexartige Reaktionen sind einfacher. Hier, bei Tarifverhandlungen, mit der Gefahr für die Arbeitsplätze, und dort, bei der ungebremsten Raserei, mit der Beschneidung von Freiheit zu wedeln, kostet viel weniger Mühe. Reflexe funktionieren selbstverständlich. Heißt übrigens nicht selten: Ohne Sinn und Verstand.

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