Familliengeschichten Spurensuche von Kanada nach Saarlouis

Saarlouis · Urenkelin von Autor Georg Baltzer, der nach Kanada auswanderte, besuchte nun dessen Heimatstadt.

 Nicole Balcer (von rechts) aus Kanada mit Ehemann Georges Robichon beim Empfang im Rathaus mit Michel Bouchon und Gilbert Jaeck

Nicole Balcer (von rechts) aus Kanada mit Ehemann Georges Robichon beim Empfang im Rathaus mit Michel Bouchon und Gilbert Jaeck

Foto: Ruppenthal

 Es war einmal, so fangen zumeist Märchen an. Es war einmal auch ein Mann namens Georges Baltzer. Der lebte um anno 1850 in Saarlouis und betrieb am Großen Markt unmittelbar neben der Kirche St. Ludwig ein Pelzgeschäft. Kein Märchen – ein leibhaftiger Mensch. Dieser besagte Georges Baltzer machte sich seinerzeit mit zwei Brüdern auf, sein Glück in Kanada zu suchen. Doch er ist in Saarlouis auch heute kein Unbekannter, denn er hat ein Buch über seine Heimatstadt geschrieben und diese „Historischen Notizen über die Stadt Saarlouis“, 1979 von Lothar Fontaine neu aufgelegt, existieren noch heute in der Saarlouiser Stadtbücherei.

Jetzt besuchte seine Nachfahrin Nicole Balcer mit ihrem Mann Georges Robichon für ein Wochenende Saarlouis, nachdem sie in den Tagen zuvor bereits in Frankreich und in der Schweiz auf den Spuren ihrer Ahnen unterwegs war. Madame Balcer – die Familie schreibt sich inzwischen mit „c“ anstelle „tz“ – ist die Urenkelin von besagtem Pelzhändler Georg Baltzer. Dessen Sohn Leon wurde übrigens später kanadischer Transportminister.

Geboren im französischen Teil Kanadas in Trois Rivières lebt Nicole Balcer inzwischen in Quebec. Im Saarlouiser Hotel „La Maison“ fragte sie nach einem Stadtführer, der ihr die Heimatstadt ihres Urgroßvaters näherbringen sollte. So stieß sie auf Gilbert Jaeck, einen seit langem in Saarlouis lebenden Franzosen, der zudem sehr geschichtsinteressiert und bestens mit der Historie der Sonnenstadt vertraut ist.

Zudem wohnt Jaeck auch noch just in der Grünebaumstraße in dem Haus, über das Georg Baltzer in seinem Buch geschrieben hat – denn hier wohnten seinerzeit zwei aus Paris zugezogene Pfarrer, denen dieses Quartier von Militärgouverneur Choisy zugewiesen worden war. Jaeck hatte also viel zu erzählen und zu zeigen.

Der eigentlich vorgesehene Empfang im Saarlouiser Rathaus musste allerdings ohne Oberbürgermeister Peter Demmer stattfinden, da die weitgereisten Gäste aus Kanada einen Tag später als geplant in Saarlouis ankamen. Dafür sprang der frühere Honorarkonsul Michel Bouchon ein. Und im Gobelin-Saal des Saarlouiser Rathauses präsentierte Gilbert Jaeck der staunenden Nicole Balcer zwei der von Lothar Fontaine neu aufgelegten Bücher von Georg Baltzer, damit sie von der Urenkelin des Autors signiert werden konnten.

Und flugs machte sich die Kanadierin daran, ihre Ahnen auf Fotos in dem Buch zu identifizieren. Zudem hatte sie eine Reihe von Bildern aus ihrem Privatarchiv mit nach Saarlouis gebracht, was dann zu einem regen Informations- und Gedankenaustausch mit Gilbert Jaeck und Michel Bouchon führte.

Zur Überraschung der beiden Saarlouiser hatte Nicole Balcer ein – wenn auch reichlich zerfleddertes – kanadisches Original in französischer Sprache vom Buch ihres Urgroßvaters dabei. Und Michel Bouchon hatte sogleich die passende Adresse zur Restaurierung und zum Neubinden in Kanada parat.

 Auswanderer Georg Baltzer hat ein Buch über Saarlouis verfasst.

Auswanderer Georg Baltzer hat ein Buch über Saarlouis verfasst.

Foto: Ruppenthal

Tief beeindruckt von Saarlouis und dem hier Erlebten trat Nicole Balcer einen Tag später mit ihrem Mann die Heimreise nach Kanada an. „Jetzt verstehe ich, warum meine Ahnen so davon angetan waren, in Saarlouis zu wohnen“, schrieb sie nach ihrer Rückkehr in einer Mail an Gilbert Jaeck. „Georg wäre überwältigt, könnte er erleben, wie sehr seine Nachkommen seine Bewunderung für die Stadt und ihre Bewohner teilten“, führte sie weiter aus. „Ich will alsbald wieder einmal gerne nach Saarlouis zurückkommen.“

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