Guter Schnitt - gutes ObstKranke Stellen müssen wegVeredlungsstelle soll sichtbar sein Bäume brauchen Luft, vor allem im InnerenDas richtige Werkzeug macht's

Landsweiler. Wenn Franz Boullay einen Ast abschneidet und dieser bleibt im Baum hängen, dann ist das ein gutes Zeichen. Dieser Ast war zu viel. Er nimmt dem Baum Luft und Kraft weg. Boullay ist der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Landsweiler, der in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag feiern kann

Landsweiler. Wenn Franz Boullay einen Ast abschneidet und dieser bleibt im Baum hängen, dann ist das ein gutes Zeichen. Dieser Ast war zu viel. Er nimmt dem Baum Luft und Kraft weg. Boullay ist der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Landsweiler, der in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag feiern kann. In jedem Jahr bieten die Obst- und Gartenbauer, auch für Nichtmitglieder, Schnitt- oder Veredlungskurse an. Auf der Huw, Richtung Grosswald, hatte der Verein vor Jahren 30 Obstbäume gepflanzt. Diese werden auch von den Mitgliedern gepflegt und dienen dann gleichzeitig für Interessierte als Anschauungs- und Übungsobjekte. Wer will, kann auch gleich mit Hand anlegen, denn nur vom Zuschauen allein wird niemand Fachmann, betont Boullay. Bei seinen Ausführungen weist der 53-Jährige immer wieder darauf hin, dass man nichts falsch machen kann, falsch sei nur, wenn man nichts macht. Wer ein paar Grundregeln beim Schnitt beachtet, habe schon den ersten Schritt gemacht. "Man lernt vieles, wenn man es häufiger macht." Und nachfragen kann man immer. Die richtige Zeit fürs Schneiden ist, wenn kein Frost mehr zu erwarten ist. Bis Mitte April kann die Säge oder die Astschere angesetzt werden. Nur Kirschbäume dürfen auf keinen Fall während dieser Zeit geschnitten werden. Die "verbluten" sonst, das heißt, der Baum verliert zu viel Saft. Kirschbäume sollten immer erst nach der Ernte in Form gebracht werden, oder, wenn ein Ast sowieso weg muss, kann er auch bei der Ernte abgeschnitten werden, was die Ernte selbst erleichtert. Weg geschnitten werden müssen auch Äste, die zu weit rausragen oder später die Früchte nicht tragen können (Foto Mitte). Einen weiteren Tipp gab Franz Boullay den Teilnehmern mit auf den Weg: Den Cambium-Schnitt. Bei vielen Bäumen sieht man oft, dass die Rinde aufgeplatzt ist wie eine Wurstpelle. Das passiert, wenn das Dickenwachstum zu stark ist. Da tut ein Versorgungsschnitt Wunder. Mit einem spitzen Messer ritzt der Fachmann die Rinde einfach ein. Das gehe auch noch bei älteren Bäumen. Durch diese "OP-Naht" kann sich der Baum dann ausdehnen und die Rinde wächst wieder zusammen. Kranke Stellen sollten beim Schnitt stets entfernt werden. Der sogenannte Krebs (Foto) ist eine bräunliche Wucherung, die den Baum nur schwächt - er muss großzügig weggeschnitten werden. Jeder Schnitt stärkt das Wachstum. Je nach Stärke des Rückschnitts ist mit mehr oder weniger Triebwachstum zu rechnen. Regel 1: Je stärker der Rückschnitt, je stärker das Wachstum, je später der Ertrag. Regel 2: Je schwächer der Rückschnitt, je schwächer der Austrieb, je blühwilliger der Baum. Einen Baum zu pflanzen, auch das will gelernt sein. Wichtig ist natürlich, das Pflanzloch großzügig auszuheben. Hornspäne in die Grube geben, damit der Baum einen besseren Start hat. Wichtig ist, dass die Veredlungsstelle (Foto oben) über dem Erdreich ist. Der Baum braucht als Stütze auch einen Pfahl. Dieser sollte auf der Winter-Sonnenseite stehen, denn er spendet dem Baum im Winter Schatten. In der Regel ist das die Südwest-Seite. Verbiss-Schutz nicht vergessen.Jeder Baum braucht Luft. Vor allem im Inneren muss Platz geschaffen werden. Alles, was steil wächst, muss weg. Die so genanten Steilruten nehmen dem Baum nur Kraft. Da höchstens ein Drittel der Äste weggeschnitten werden sollte, kann ein Baum auch zwei Mal bearbeitet werden. Die Schnitte sollten in einem Abstand von ein paar Wochen erfolgen. Wird der Baum nicht ausreichend geschnitten, vergreist er. Die Johannestriebe können von Hand abgerissen werden. Falsch ist, mit starkem Schnitt zu versuchen, stark wachsende Bäume kleinzuhalten. Richtig: bei nachlassendem Wuchs stark schneiden, bei starkem Wuchs schwach schneiden. Richtiges Werkzeug und eine sichere Leiter sind Voraussetzungen für jeden Obst- und Gartenbauer. Eine Leiter (Foto rechts), die auf drei Beinen steht und sich nach oben verjüngt, bietet einen sicheren Stand, ist leicht zu transportieren und steht gut im Baum. Diese Leiter aus Haselnussholz ist leicht und sehr belastbar. Die Säge auf dem Teleskopstiel (Foto links) ist bequem zu handhaben.

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