Regionalgeschichte Der Schatz aus einem Abbruchhaus

Roden · Rodener Geschichtskreis zeigt erst jüngst entdeckte alte Flurkarten des Ortes. „Vieles hat sich geändert.“

 Spannender Ausflug in die Geschichte Rodens: Andreas Rival (links) und Alois Rau erklärten Standorte von Gebäuden in einer alten Flurkarte.

Spannender Ausflug in die Geschichte Rodens: Andreas Rival (links) und Alois Rau erklärten Standorte von Gebäuden in einer alten Flurkarte.

Foto: Johannes A. Bodwing

30 Jahre hängen an den Stellwänden. In Form von Rodener Flurkarten, als das Zentrum des Ortes noch am heutigen Marktplatz lag. Knapp 50 dieser Karten tauchten vor Monaten auf dem Speicher eines Abbruchhauses auf. Seit Mittwoch werden sie nun in den Räumen des Rodener Geschichtskreises ausgestellt. „Vieles hat sich verändert in Roden“, sagte der Vorsitzende Alois Rau bei der Eröffnung der Ausstellung.

Große Grundstücke sind aufgeteilt worden, etliche Straßen und Wege verlaufen heute anders. Andreas Rival steht vor der Flurkarte Nr. 9. „Da ist der Bahnhof drauf, aber keine Gleise. Es ging womöglich nur um die gerundete Fläche, wo heute der Kreisel ist.“ Dieser Plan dürfte von etwa 1913 sein. Denn „da ist das Hotel Zimmer schon drauf, der erste Gast kam dort 1913“.

Würde er die Karten aus den Schutzhüllen nehmen, würden sie sich rollen, erklärte Rival. Denn so waren sie lange Zeit auf dem alten Speicher abgelegt. Er hat die maßstabsgerechten Katasterzeichnungen zusammengestellt und kommentiert. Außerdem, wo möglich, mit Ansichten alter Gebäude versehen, um die Orientierung zu erleichtern.

Die Pläne sind etwa im Format DIN-A-3 und hauptsächlich in den Maßstäben 1:625 und 1:1250. Bei manchen musste Rival mit speziellem Klebestreifen die zerfransten Ränder stabilisieren. Andere musste er wieder zusammenkleben. „Weingärtchengewann“ steht auf einem Plan. „Dort wurde Wein angebaut“, weiß Alois Rau noch. Das war nordöstlich des heutigen Friedhofs.

Auf anderen Karten liegen lange schmale Felder wie der Ausschnitt eines Fächers nebeneinander. Ein weiterer Plan enthält die Römerbergschule von etwa 1913. Bebauung und Grundstücksverhältnisse am Marktplatz spiegeln die historische Bedeutung dieses Standortes. „In Roden waren schon die Kelten“, sagte Rau. Dann die Römer. Im Bereich der alten Kirche gab es einen Richtplatz. Später wurde dort der alte Friedhof angelegt. „Unter Hitler wurden die Toten mit Loren weggeschafft, weil man einen Bunker dorthin gebaut hat.“

Die Flur „Kirchbach“ verweist auf Rodener Mühlen. In Plänen ist der alte Lauf des Ellbachs zu sehen, mit Aufstaubereich und Überlaufrinne der Müller. „Diese Rinnen sieht man heute nur noch als Vertiefungen im Gelände“, erklärte Rival. In aufgestauten Bachbereichen „wurden früher Pferde gewaschen“, berichtete er weiter. „Dort haben auch viele Kinder schwimmen gelernt.“

Zum Vergleich der Entwicklungen des Ortes hängt als älteste eine Karte von 1780 in der Ausstellung. „Als Roden etwa 800 Einwohner hatte“, sagte Rau. „Heute sind es 8900“. Wie der Ort in Zukunft aussehen könnte, zeigt ein großer Planentwurf für das Projekt „Soziale Stadt“. Damit soll Roden in den nächsten Jahren für viel Geld zukunftsfähig und lebenswerter gemacht werden.

Die Flurkarten werden später Teil des reichhaltigen Archivs über Roden. Dort sind sie auch für an Heimatgeschichte Interessierte einsehbar. Die Ausstellung mit Rodener Flurkarten aus den Jahren 1890 bis 1920 werde etwa drei Monate lang laufen, sagte Alois Rau. Geöffnet ist sie montags bis freitags, je 15 bis 18 Uhr, in der Schulstraße 7a.

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