Geheimnis hinter der verschlossenen Zimmertür

Saarlouis. Früher, ich war noch ein Kind und werde bald 90, war Weihnachten das einzige Fest im Jahr, das richtig gefeiert wurde, wenn auch sehr bescheiden gegenüber dem Aufwand von heute

Saarlouis. Früher, ich war noch ein Kind und werde bald 90, war Weihnachten das einzige Fest im Jahr, das richtig gefeiert wurde, wenn auch sehr bescheiden gegenüber dem Aufwand von heute. Die Menschen haben mehr über die christliche Weihnachtsgeschichte nachgedacht, aber der Wunsch, seine Lieben mit einem Geschenk zu erfreuen, möglichst mit ihrem heimlich Erwünschten zu überraschen, galt damals wie heute. Das erste Weihnachtsfest, an das ich mich erinnere, war 1926. Noch keine sieben Jahre alt, glaubte ich fest an das Christkind. Sehnlichst hatte ich mir eine Puppe, so groß wie ein Baby, gewünscht und den passenden Wagen dazu. Für meine Eltern, die das Gewünschte schon Wochen vor Weihnachten gekauft hatten, war es nicht einfach, es in unserer nicht sehr großen Wohnung vor mir versteckt zu halten. Das Zimmer, in dem beides stand, wurde mehrmals täglich von ihnen betreten und beim Verlassen abgeschlossen. Wenn Eltern und Bruder nun ins Zimmer wollten, mussten sie die Tür aufschließen. Dabei fiel mir auf, dass sie nie geöffnet wurde, wenn ich in der Nähe war und Einsicht in das Zimmer haben konnte. Zudem schien mir, das Auf- und Zusperren der Zimmertür war mit Heimlichtuerei und Nervosität verbunden, was ich nicht verstehen konnte. Eine Zimmertür aufschließen war doch eine einfache Sache. Meine Neugierde wurde geweckt, und ich grübelte darüber nach, was das zu bedeuten hatte. Ich machte einen Plan!Immer, wenn jemand in dieses Zimmer wollte und ich in der Nähe war, habe ich meinen Kopf zur Seite gedreht und in eine andere Richtung geschaut. So hatte es den Anschein, dass die Zimmertür für mich nicht beachtenswert war. Dabei war sie doch das Wichtigste für mich, weil ich dahinter ein Geheimnis vermutete, denn regelmäßig wurde die Tür nach Aufsperren und Betreten des Zimmers schnellstens wieder geschlossen. Aber einmal war ich mit meinen Augen schneller und hatte doch den erwünschten Einblick.Und was habe ich da sehen können?! Mein Herz hüpfte! Da stand ein großer Puppenwagen mit Puppe, so groß wie ein Baby - genau so, wie ich es mir wünschte. Von meiner Entdeckung habe ich Eltern und Bruder aber nichts erzählt.Bei der Bescherung am Heiligen Abend habe ich mich natürlich über die gewünschte Puppe und den Wagen sehr gefreut. Um meine Eltern auch froh zu machen, habe ich ihnen dann das glücklich überraschte Kind vorgespielt. Mein Glaube an das Christkind war aber dahin.

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