Tennis Französischer Triumph in Klein-Paris

Saarlouis · „Klein-Paris“. Dieser Name für die Saarland Open im Tennis ist ein Riesen-Lob für die Veranstalter. Bei den Herren gab es dieses Jahr ein Überraschungs- finale, bei den Damen musste sich die Neunkirchenerin Sarah Müller geschlagen geben.

 Ihn hatte vor dem Turnier keiner auf der Rechnung: Tristan Meraut kam als ungesetzter Spieler nach Saarlouis, musste zunächst durch die Qualifikation. Am Ende aber feierte er sogar den Turniersieg.

Ihn hatte vor dem Turnier keiner auf der Rechnung: Tristan Meraut kam als ungesetzter Spieler nach Saarlouis, musste zunächst durch die Qualifikation. Am Ende aber feierte er sogar den Turniersieg.

Foto: Ruppenthal

Fred Becker schleppt Tische, plaudert im nächsten Moment mit Gästen, löst noch ein Problem mit einem Lieferanten und moderiert im nächsten Moment das Endspiel an. Der Vorsitzende des TC Blau-Weiß Saarlouis ist das Herz der Saarland Open, dem einzigen Tennis-Turnier um Weltranglistenpunkte des internationalen Tennisverbands ITF im Saarland. „Das Turnier ist jedes Jahr eine Herausforderung für uns alle. Ohne die vielen Helfer und Unterstützer wäre es nicht zu schaffen“, sagt Becker – auch im Hinblick auf die 15 000 Dollar Preisgeld, die der Veranstalter aufbringen muss.

Aber das in diesem Jahr wegen der Vorgabe des Weltverbandes erhöhte Preisgeld hat auch positive Auswirkungen. „Es lockt stärkere Spieler an“, sagt Turnier-Direktor Boris Cucka, der für den sportlichen Bereich die Verantwortung trägt, „Saarlouis hat in der Szene mittlerweile einen ausgezeichneten Ruf. ‚Das kleine Paris‘ – so nennt man uns.“

Kein Wunder also, dass gleich zwei Spieler aus der „Grande Nation“ am Sonntag im Finale standen – andererseits aber doch. Denn sowohl Alexis Gautier als auch Tristan Meraut waren auf den Setzlisten nicht mal gelistet. Doch die Favoriten fielen im Laufe der Turnierwoche der Leistungsdichte nach und nach zum Opfer. Ein top-gesetzter Spieler nach dem anderen flog raus. Und so standen am Ende zwei ungesetzte Akteure im Finale. Der erste Satz verlief ausgeglichen. Beide schlugen stark auf. Gautier streute öfter einen Stopp-Ball ein, Meraut zeigte sich sehr beweglich am Netz. Beim Stande von 4:3 nutzt Meraut dann die erste und einzige Breakchance des Durchgangs, holte den Satz mit 6:3.

Vor gut 500 Zuschauern auf dem Center Court der Tennisanlage am Stadtgarten legte der Student für Marketing und Management nach. Sein Break zum 2:1 beantwortete Gautier mit dem Re-Break zum 3:3. Doch Qualifikant Meraut hatte in seinem achten Spiel in dieser Woche mehr Kraftreserven, profitierte beim ersten Matchball nach 74 Spielminuten von einem Fehler seines Landsmanns. „Das war mein erster Sieg bei einem Herrenturnier“, platzte es nach dem letzten Ballwechsel aus dem Gewinner heraus. „Ich werde jetzt all meine Freunde und meine Familie anrufen.“ Abheben wird der 21-Jährige wegen der ersten 18 Weltranglistenpunkte aber nicht. „Ich werde schön am Boden bleiben, muss weiter arbeiten“, sagte Meraut. „Meine Eltern sagen immer: Ausbildung zuerst. Ich brauche noch ein Jahr, um mein Studium abzuschließen. Dann habe ich noch genug Zeit, professionell Tennis zu spielen.“

Den Sieg im Herrendoppel holten sich bereits am Samstag der an Nummer eins gesetzte Rumäne Patrick Grigoriu mit seinem deutschen Partner Christoph Negritu beim 7:6 und 6:2 über das deutsch-spanische Duo Patrick Mayer/Marc Giner.

Das Finale des Damenturniers hatte diesen Namen nur schwerlich verdient. Denn dort standen sich mit der erst 13-jährigen Sarah Müller (TuS Neunkirchen) und der 15-jährigen Antonia Schmidt zwar die aktuellen deutschen Meisterinnen ihrer Altersklassen gegenüber, die Zukunft im Frauentennis liegt aber noch vor beiden. Beide Spielerinnen mussten im Halbfinale drei lange Sätze spielen, ließen dabei viel Kraft. Das merkte man vor allem dem Spiel der saarländischen Tennishoffnung an. Schmidt hatte auf alle Anforderungen immer die bessere Antwort, siegte glatt mit 6:1 und 6:3. „Ich war ein bisschen aufgeregt wegen der vielen Zuschauer. Das ist doch noch ungewohnt für mich und hat mich etwas nervös gemacht“, gab die Wadgasserin zu. Die Siegerin strahlte derweil: „Ich bin glücklich, vor so großem Publikum und dann auch noch gegen die Lokal­matadorin gewonnen zu haben“, sagte Antonia Schmidt nach dem verwandelten Matchball. „Das Turnier war für mich eine tolle Vorbereitung auf die kommende Europameisterschaft in Moskau.“

Die Vorbereitungen zur fünften Auflage der Saarland Open haben ebenfalls schon begonnen. „Wir hatten 2500 Zuschauer unter der Woche, 500 beim Finale – das bestätigt unsere Arbeit“, sagt Fred Becker, „und natürlich wollen wir uns auch 2018 weiter verbessern.“

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