Influencerin aus dem Saarland Wie eine Feuerwehrfrau aus Saarlouis Tausende Nutzer auf Instagram begeistert

Saarlouis · Im normalen Leben löscht sie Brände und hilft anderen Mitmenschen. Auf Instagram folgen ihr dagegen mehr als 13 000 Menschen: Den unverhofften Ruhm im Netz will die Brandmeisteranwärterin Selina Keßler jetzt nutzen, um auf ein großes Problem bei der Freiwilligen Feuerwehr hinzuweisen.

 Im Internet ein Star: Auf Instagram folgen Selina Keßler mittlerweile über 13 000 Menschen. Den unverhofften Ruhm nutzt Keßler, um für das Ehrenamt in der Freiwilligen Feuerwehr zu werben.

Im Internet ein Star: Auf Instagram folgen Selina Keßler mittlerweile über 13 000 Menschen. Den unverhofften Ruhm nutzt Keßler, um für das Ehrenamt in der Freiwilligen Feuerwehr zu werben.

Foto: BeckerBredel

Es ist ein kalter Morgen, als ein großer Dachstuhlbrand in der Altstadt von Saarlouis am 2. Oktober gegen 5.30 Uhr die Sirenen bei der Freiwilligen Feuerwehr aufheulen lässt. Auch bei Selina Keßler, die die Nacht zuvor noch auf einer Geburtstagsfeier verbracht hat, läutet der Alarm. Nur wenige Minuten später befindet sich die 20-jährige Angehörige vom Löschbezirk West mit anderen Feuerwehrleuten in der Handwerkerstraße und sieht sich einer wahren Feuersbrunst entgegen.

„Es läuft einfach alles nur noch automatisch“

Mit einem Kameraden steigt sie ein nahes Gerüst hinauf und versucht von dort mit einem Wasserschlauch die Flammen, die aus dem leerstehenden Gebäude lodern, zu löschen. „Das ist wie ein Film, den man in diesem Moment abruft. Es läuft einfach alles nur noch automatisch“, schildert Keßler ihren Eindruck vom Einsatz. Erst gegen Mittag ist der Brand endlich unter Kontrolle gebracht und gelöscht. Die Polizei geht von Brandstiftung aus.

Einen Monat später steht Selina Keßler hinter dem Tresen im Gemeinschaftsraum der Feuerwache vom Löschbezirk West. Der Brand in der Saarlouiser Altstadt ist mittlerweile Geschichte. Dagegen sind die beiden Einsätze vom Vormittag der 20-Jährigen noch leicht anzusehen. Zweimal hat eine Brandmeldeanlage im gut fünf Kilometer entfernten Marienhaus Klinikum Alarm ausgelöst. Beide Male müssen Keßler und ihrer Feuerwehrkameraden mit voller Gerätschaft und Blaulicht ausrücken. Beide Male stellt sich heraus: Ein technischer Defekt und kein Brand war dafür verantwortlich.

Von Frustration ist bei Keßler im anschließenden Gespräch dennoch überhaupt nichts zu merken. „Jeder Einsatz ist immer wieder anders und man kann den Menschen helfen. Das ist eigentlich der Hauptgrund, warum mich die Feuerwehr so fasziniert“, sagt sie.

 Trotz vieler Einsätze ist ihre Begeisterung für die Feuerwehr ungebrochen: Die 20-jährige Selina Keßler aus Saarlouis macht ihr Hobby mittlerweile zum Beruf.

Trotz vieler Einsätze ist ihre Begeisterung für die Feuerwehr ungebrochen: Die 20-jährige Selina Keßler aus Saarlouis macht ihr Hobby mittlerweile zum Beruf.

Foto: BeckerBredel

Von der medizinischen Fachangestellten zur Werkfeuerwehr

Die Faszination für die Feuerwehr ist Keßler zudem quasi in die Wiege gelegt. Bereits ihr Großvater war Angehöriger der Freiwilligen Feuerwehr – und genau wie sie Teil vom Löschbezirk West. Als ihr ein Schulfreund eines Tages dann erzählte, dass er bei der Jugendfeuerwehr anfangen wolle, ging die junge Frau aus Interesse mit und fing von da an regelrecht „Feuer“.

Mittlerweile ist Keßler nicht nur stellvertretende Stadtjugendgruppensprecherin bei der Feuerwehr Saarlouis, sondern macht auch eine Berufsausbildung bei der Werkfeuerwehr in Dillingen zur Brandmeisterin – wofür sie sogar ihren bisherigen Beruf als medizinische Fachangestellte aufgab. „Nach drei Jahren Ausbildung habe ich gemerkt, dass mir das eigentlich zu langweilig war“, begründet Keßler den großen Wechsel in ihrem Leben.

Fast 14 000 Follower auf Instagram: „Ich wusste zunächst gar nicht, wie ich damit umgehen soll“

Ihre Begeisterung für ihren Beruf teilt die gebürtige Saarlouiserin auch regelmäßig auf Instagram, wo ihr und ihrem Account „_selina_k“ mittlerweile über 13 600 Menschen folgen. „Eigentlich war das gar nicht so beabsichtigt. Angefangen hat das damit, dass ich ein paar Feuerwehr-Bilder gepostet habe und dann ist das auf einmal immens in die Höhe gegangen. Ich wusste zunächst auch gar nicht, wie ich damit umgehen soll“, erklärt Keßler.

Gegen Nachwuchsprobleme und das Klischee-Bild „Feierwehr“

Mittlerweile kommt der engagierten Feuerwehrfrau ihr Ruhm im Internet aber ganz gelegen. „Ich hoffe, dass ich die Menschen davon überzeugen kann, dass die Feuerwehr nicht wie das typische Klischee ‚Feierwehr’ ist und auch ein paar Frauen ermutigt werden, sich bei der Feuerwehr anzumelden“, sagt Keßler, die sich auch Gedanken um die Nachwuchsprobleme bei den Wehren macht. Für sie steht dennoch fest: „Feuerwehr ist das beste Hobby der Welt.“ Und in ihrem ganz persönlichen Fall wohl auch gleichzeitig Berufung.

Eine knappe Stunde nach dem Gespräch mit unserer Zeitung steht Keßler wieder in der Kapuzinerstraße vor dem Marienhaus Klinikum in Saarlouis. Zum dritten Mal an diesem Tag hat die dortige Brandmeldeanlage Alarm geschlagen – wieder ein technischer Defekt. Doch auch das bringt das Feuer der Begeisterung bei Keßler für den Beruf Feuerwehr nicht zum Erlöschen.

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