Schließung VSE will Kraftwerk Ensdorf dichtmachen

Ensdorf/Saarbrücken · Aus für das Kraftwerk Ensdorf. Nur bis Jahresende soll dort Strom aus Kohle erzeugt werden. Knapp 100 Mitarbeiter sind betroffen.

 Das Kohlekraftwerk Ensdorf soll in einigen Monaten schließen.

Das Kohlekraftwerk Ensdorf soll in einigen Monaten schließen.

Foto: Becker & Bredel

Das Kohlekraftwerk Ensdorf soll in einigen Monaten schließen. „Die VSE hat nach intensiver Prüfung entscheiden müssen, die beiden Blöcke des Kraftwerkes Ensdorf zum 1. Januar 2018 stillzulegen“, sagte heute VSE-Vorstand Gabriël Clemens. Auslöser für den Beschluss: Die Saarstahl AG und die Saarschmiede GmbH haben ihre Pachtverträge mit der VSE zum Jahresende gekündigt. Die Stahlunternehmen hatten vor sechs Jahren den Block 3 des Kraftwerks, der 300 Megawatt leistet, gepachtet, der Betrieb wurde von der VSE weiter betreut. Der Block 1 mit 160 Megawatt läuft komplett unter VSE-Regie. Die Bundesnetzagentur muss die Stilllegung aber noch genehmigen. Der Antrag sei heute abgeschickt worden, sagte Clemens. Knapp 100 Mitarbeiter sind von der Entscheidung betroffen.

Die Kündigung hatte sich bereits abgezeichnet. Saarstahl-Technik-Vorstand Martin Baues hatte im April angekündigt zu prüfen, ob das Stahlunternehmen seinen Strom künftig nicht billiger aus anderen Quellen beziehen kann. Das Ergebnis steht nun fest: Die Eigenstromerzeugung im Ensdorfer Kraftwerk ist zu teuer. „Der Strombezug aus dem öffentlichen Netz stellt mittel- und langfristig die deutlich wirtschaftlichere Lösung dar“, teilten Saarstahl und Saarschmiede mit. Die Energie werde künftig an der Strombörse eingekauft. Ein weiterer Grund für die Kündigung „ergibt sich auch durch die Kosten, die eine Weiterführung des nun 50 Jahre alten Kraftwerks mit sich bringt“, sagte Baues heute. Jahr für Jahr müsste erheblich in die Anlagen investiert werden. Und „diese Kosten sind in Relation mit einer noch dazu für die Zukunft begrenzten Laufzeit zu bringen“, sagte Baues.

Vor wenigen Wochen hatte Clemens noch Hoffnung gemacht, das Kraftwerk trotz einer Kündigung der Pachtverträge am Netz zu halten. „Wir werden sehr genau rechnen, ob es sich nicht auch für uns alleine lohnen würde, das Kraftwerk weiter zu betreiben“, hatte er gesagt. Doch letztlich hat der VSE-Vorstand dafür keinen Spielraum mehr gesehen. Infolge des Ausstiegs von Saarstahl und Saarschmiede „sind wir weit von der Wirtschaftlichkeit entfernt“, sagte Clemens. „Selbst wenn der Strompreis um ein Drittel höher läge, wären wir nicht wirtschaftlich“.

Der Versorger VSE hatte sich auf diesen Fall vorbereitet, damit die Mitarbeiter „nicht ins Bergfreie fallen“, wie Clemens gesagt hatte. Ein Sozialplan sei kürzlich – schon vor der Kündigung - vereinbart worden. Demnach werden 36 Beschäftigte frühpensioniert, 30 weitere erhalten andere Aufgaben in der VSE-Gruppe. Für 13 Mitarbeiter sei weder das eine noch das andere möglich gewesen, sagte Clemens. Sie sollen eine Abfindung erhalten und Unterstützung bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz. Die Verträge von zwölf befristet Beschäftigten laufen aus.

Clemens sieht kaum Chancen, dass noch Jobs erhalten bleiben, weil die Bundesnetzagentur das Steinkohlekraftwerk Ensdorf als systemrelevant für das Stromnetz einstufen könnte. Das war bei den Kraftwerken in Bexbach und Quierschied-Weiher geschehen, die der Betreiber Steag stilllegen wollte. Diese Anlagen seien deutlich größer und jünger als die Anlage in Ensdorf, sagte Clemens. Und auch die Lage im Netz sei eine andere. Sie seien weiter vom Atommeiler Cattenom entfernt. Der VSE-Vorstand rechnet also offenbar damit, dass die Bundesnetzagentur die Stilllegung bewilligt. Zwölf Monate habe die Behörde dafür Zeit. Clemens hofft, dass „es wie bei der Steag schneller geht“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort