Von Berührungsängsten keine Spur

Ensdorf · Über ganz besonderen Besuch konnten sich die Bewohner des Seniorenhauses St. Augustin in Ensdorf freuen. Acht Kinder feierten mit ihnen St. Martin. Die Aktion soll Ältere und Jüngere zusammenbringen.

 Einen ganz außergewöhnlichen Martinstag erlebten die Bewohner des Seniorenhauses St. Augustin in Ensdorf. Sie erhielten Besuch von acht Kindern und feierten mit ihnen gemeinsam. Foto: Carolin Merkel

Einen ganz außergewöhnlichen Martinstag erlebten die Bewohner des Seniorenhauses St. Augustin in Ensdorf. Sie erhielten Besuch von acht Kindern und feierten mit ihnen gemeinsam. Foto: Carolin Merkel

Foto: Carolin Merkel

"Der Besuch der Kinder heute ist wunderbar, das macht so viel Spaß. Ich habe selbst ein Enkelkind, aber das ist schon über 40 Jahre alt. Damals gab es keine so schönen Laternen wie heute", erzählt Margareta Schwarz, 99 Jahre alte Bewohnerin des Seniorenhauses St. Augustin in Ensdorf . Sie freute sich am Freitag mit den Bewohnern der Einrichtung, aber auch dem gesamten Personal über einen ganz besonderen Besuch.

Das Eis war schnell gebrochen

Acht Jungen und Mädchen im Alter zwischen einem und fünf Jahren aus dem Haus für Kinder und Familien hatten sich mit zwei Erzieherinnen auf den Weg in die Nachbarschaft gemacht, um gemeinsam St. Martin zu feiern. Als Begrüßung gab es von Mitarbeiterin Susanne Deßloch Gitarrenklänge, die Senioren stimmten das Martinslied an. Schließlich standen die Jungen und Mädchen mit ihren Laternen, allesamt liebevoll selbst gebastelt, im Speisesaal der Einrichtung. Das Eis war schnell gebrochen, gemeinsam sangen Kinder und Senioren , ein Rundgang um die Tische im gut geheizten Seniorenhaus ganz ohne Regenschauer schloss sich an, von Berührungsängsten keine Spur.

"Der Kindergarten ist heute nicht zum ersten Mal zu Besuch. Wir haben im Herbst mit einem gemeinsamen Spaziergang in den Park das neue Projekt gestartet", erzählt Kerstin Richter vom Seniorenhaus. Sie ist Initiatorin der "Ge-Mit"-Aktion. Unter dem Motto "Generationen miteinander" will sie die jüngsten und ältesten in der Gesellschaft zusammenbringen. "Profitieren können davon alle. Die Kinder treffen auf unsere Senioren und bringen so ein bisschen Lebensfreude ins Haus", sagt sie.

Die Auswahl der Kinder, erzählt Erzieherin Dany Thiel, wurde einem Abzählreim überlassen. "Wir hatten viel mehr Kinder, die mitgehen wollten, aber mit dieser Gruppenstärke kommen wir gut hin", sagt sie. Der erste Besuch, erinnert sie sich, sei sehr harmonisch verlaufen, auch sie hat keine Berührungsängste wahrgenommen, die Kinder seien alle sehr aufgeschlossen.

Mit den bunten Laternen und Gitarrenklängen geht es schließlich die Treppe hoch in den ersten Stock, wo weitere Bewohner, zumeist auf einen Rollstuhl angewiesen, warten. Auch hier zeigten sich die Kinder sehr aufgeschlossen, die fünf Jahre alte Klara begrüßt die Damen mit Handschlag, erhält Bewunderung für ihre Einhorn-Laterne. So manche Bewohnerin verdrückt schnell eine Träne und selbst die Mitarbeiter sind sichtlich gerührt.

"Ach, ist das schön", sagt etwa Sylvia Kaufmann, die das Zusammentreffen mit ihrer Kamera festhält. "Ich freue mich immer, wenn ich Kinder sehe. Es ist gut, wie intensiv mit den Kindern im Kindergarten gearbeitet wird, gerade in der schnelllebigen Zeit, in der die Eltern oft kaum Zeit haben", erklärt Antonia Birtler, 100 Jahre alt. Für Maria Wagner, ebenfalls im Club der 100-Jährigen, gab es sogar einen Besuch im Zimmer. Vor allem die ein Jahr alte Lotte hatte es ihr angetan, ist sie doch nur schlappe 99 Jahre älter als das Mädchen . Vielleicht treffen sich die beiden schon bald wieder, denn die Aktion "Ge-Mit" wird im kommenden Jahr mit weiteren Aktionen fortgesetzt, wie Richter erklärt.

Meinung:

Fest der Generationen

Von SZ-Redakteur Oliver Spettel

Acht Kinder besuchen zu St. Martin die Menschen im Ensdorfer Seniorenhaus St. Augustin und machen damit den Bewohnern eine große Freude. Dass der Besuch für die Kinder keine Pflichtübung ist, zeigt, dass sogar mit Abzählreim gelost werden musste, wer denn nun tatsächlich mitkann. Profitieren können von dem "Ge-Mit"-Projekt (Generationen miteinander) alle. Denn während die Senioren durch die Kinder ein wenig Abwechslung und Ablenkung vom Alltag erfahren, lernen die Kinder ihrerseits Menschen und ihre Geschichten kennen, von denen sie sonst nie erfahren hätten. Das fördert Empathie und auch Respekt. Gut, dass "Ge-Mit" sich nicht auf St. Martin beschränkt. Das Projekt sollte in unserer Gesellschaft Schule machen.

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