Verdienter Festtag für ein altes Gemäuer

Ensdorf · Zum 80. Geburtstag des Ensdorfer Rathauses wird gleich dreifach gefeiert. Denn es gibt noch weitere Jubiläen zu begehen.

Gleich drei Geburtstage - wenn das kein Grund zum Feiern ist. Das dachte sich Hartwin Faust, seit August 2012 Bürgermeister der Gemeinde Ensdorf. "Wir wollen mit diesem Tag bei der Bevölkerung ganz besonders das Rathaus ins Gedächtnis rücken, sie mit der Geschichte in Wort und Bild vertraut machen", erklärte Faust im Rahmen eines kleinen Pressegesprächs in seiner Amtsstube. Die liegt übrigens in dem Teil des Gebäudes, der am kommenden Sonntag runden Geburtstag feiern wird: 80 Jahre Rathaus Ensdorf. Hinzu kommen 35 Jahre Selbstständigkeit der Gemeinde und 30 Jahre Städtepartnerschaft mit den französischen Gemeinden Wizernes und Hallines - all das soll an diesem Sonntag, 21. Mai, von 10.30 Uhr bis 15 Uhr im Rathaus zünftig gefeiert werden.

Seit seinem Bau beherbergt das Rathaus in Ensdorf mit Hartwin Faust den inzwischen 14. Bürgermeister. Wobei, nicht immer seit der Eröffnung des Verwaltungsgebäudes an exponierter Stelle im Jahr 1937 wurden die Amtsgeschäfte von einem Bürgermeister geführt. Sowohl der Bau des Rathauses als auch die Zeit der Beigeordneten und Ortsvorsteher geht auf die wechselvolle Geschichte der Gemeinde, die sich von einem kleinen Ort über eine Bauern- und Arbeitergemeinde bis zu einem fortschrittlichen Mittelzentrum entwickelt hat, ins vergangene Jahrhundert zurück.

Während Ensdorf zunächst eine eigene Mairie war, wurde die Gemeinde im Jahr 1916 Fraulautern, später dann der Bürgermeisterei Lisdorf unterstellt. Damit war am 31. März 1936 Schluss. Ensdorf wurde zur selbstständigen Bürgermeisterei zusammen mit Hülzweiler, ein Rathaus musste her. Ehrenamtlicher Bürgermeister, verrät Hartwin Faust, war zu diesem Zeitpunkt sein Großvater. Baubeginn war am 2. Mai 1936, die Grundsteinlegung erfolgte am 21. Juni 1936, eigenweiht wurde das Ensdorfer Rathaus schließlich am 10. April 1937. Das Gebäude wurde direkt an der Hauptstraße in unmittelbarer Nachbarschaft zur katholischen Pfarrkirche St. Marien und zum Bergmannsheim erbaut. Ein imposantes Gebäude, das bis heute sein Aussehen nicht wesentlich verändert hat, wurde zum Amtssitz des ersten Bürgermeisters, Heinrich Zell. Auf ihn folgten sechs Bürgermeister, die die Geschicke der Gemeinde lenkten. Unter Josef Schleimer schließlich wurde das Rathaus von April 1966 bis Februar 1967 saniert, umgebaut und erweitert.

Doch die Freude über das neue, größere Gebäude währte nicht lange, durch die Gebietsreform im Jahr 1974 verlor Ensdorf die Selbstständigkeit, gehörte zur Gemeinde Schwalbach. Für Ensdorf, erinnert sich Faust, war das keine gute Zeit, auch Bous war von der Reform betroffen. "Den Bousern haben wir es schließlich auch zu verdanken, dass wir es im November 1981 geschafft haben, dass wir wieder ausgegliedert werden konnten", erzählt er. An diese Zeit, erzählt Hartwin Faust, hat er sehr intensive Erinnerungen, kam er doch am 1. Januar 1981 als Mitarbeiter zur Gemeinde Schwalbach.

"Für uns ist dieser Jahrestag, 35 Jahre Selbstständigkeit, ein sehr wichtiger Tag. Wir konnten sehr viel für unsere Gemeinde erreichen, eigene örtliche Interessen umsetzen", erklärt er. Vor allem der Bau des Marktplatzes Anfang der 1990er Jahre, aber auch die Ansiedlung großer Märkte sei nur so möglich gewesen, betont Hartwin Faust.

Nicht zuletzt wird am Sonntag auch die Städtepartnerschaft mit Wizernes und Hallines, die seit 30 Jahren währt, gefeiert. "Für mich bedeuten Partnerschaften mit unseren französischen Nachbarn eine Friedenssicherung. Wir sollten das auf jeden Fall beibehalten", erklärt Faust. Ob Ensdorf in einigen Jahren noch als eigenständige Gemeinde im Saarland existieren wird - Faust sieht die Zukunft in Bezug auf die immer wieder aufkommende Diskussion um eine Gebietsreform der Landesregierung positiv. "Unsere Gemeinde steht mit ihren Finanzen gut da, wenn überhaupt, müssen wir uns erst ab dem Jahr 2024 Sorgen machen". Aber selbst, wenn es zu einer Zusammenlegung kommt, ist Faust sicher, dass das Rathaus, in dem es keinen Sanierungsstau gibt und das durch die zweite große Sanierung im Jahr 1999 fit für die Zukunft gemacht wurde, Verwaltungsbereiche auch weiterhin ihr Zuhaue haben werden.

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 Früher und heute: Das Ensdorfer Rathaus um das Jahr 1940 (links) und 2017 zu seinem 80. Geburtstag. Fotos: Peter Madler/ Carolin Merkel

Früher und heute: Das Ensdorfer Rathaus um das Jahr 1940 (links) und 2017 zu seinem 80. Geburtstag. Fotos: Peter Madler/ Carolin Merkel

 Ein Blick in die Vergangenheit: Die Rückansicht des Ensdorfer Rathauses um das Jahr 1940. Foto: Archiv Gemeinde

Ein Blick in die Vergangenheit: Die Rückansicht des Ensdorfer Rathauses um das Jahr 1940. Foto: Archiv Gemeinde

Foto: Archiv Gemeinde

Rathaus-Geburtstag wird mit Matinée gefeiert Der Geburtstag wird am Sonntag, 21. Mai, ab 10.30 Uhr mit einer Matinée im Rathaus Ensdorf gefeiert. Im Rahmen eines "Tages der offenen Tür" gibt es eine große Bilderausstellung im Sitzungssaal mit historischen Aufnahmen aus Ensdorf zu sehen. Ab 12 Uhr spielt der Musikverein ein Mittagskonzert; es gibt ein Kinderprogramm.

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