Stahlwerk Bous will weiter expandieren

Bous. Bei der Stahlproduktion von wendig und flexibel zu sprechen, klingt widersinnig, trifft beim Stahlwerk Bous aber zu. Das Werk verarbeitet derzeit 350 000 Tonnen Flüssigeisen jährlich ausschließlich aus Schrott, der zumeist aus der Region stammt, zu großen Werkstücken. Kern des Werks sind eine eher klein dimensionierte Blockguss- und eine ebenfalls eher kleine Strangguss-Anlage

 Blockguss: Das flüssige Eisen läuft von der Pfanne (oben) hinunter in einen Sockel, von dort steigt es in die Gussformen ("Kokillen") nach oben. Fotos: Hartmann Jenal

Blockguss: Das flüssige Eisen läuft von der Pfanne (oben) hinunter in einen Sockel, von dort steigt es in die Gussformen ("Kokillen") nach oben. Fotos: Hartmann Jenal

Bous. Bei der Stahlproduktion von wendig und flexibel zu sprechen, klingt widersinnig, trifft beim Stahlwerk Bous aber zu. Das Werk verarbeitet derzeit 350 000 Tonnen Flüssigeisen jährlich ausschließlich aus Schrott, der zumeist aus der Region stammt, zu großen Werkstücken. Kern des Werks sind eine eher klein dimensionierte Blockguss- und eine ebenfalls eher kleine Strangguss-Anlage. So können die Bouser kleinere Stücke herstellen, in kleinen Mengen und sehr schnell. "Es kommt vor, dass ein Kunde morgens ein Teil bestellt und wir liefern es abends", sagte gestern Geschäftsführer Franz-Josef Schu beim Besuch des saarländischen Wirtschaftsministers Christoph Hartmann.

Das Röhrenwerk stellt legierte Baustähle her: etwa für die Kraftwerksindustrie.

120 Millionen Euro hat die Holding, zu der Bous gehört, die Georgsmarienhütte, seit 2001 in das Werk gesteckt. Zuletzt waren es rund 75 Millionen für eine Strangguss-Anlage. Das auf dem Gelände leicht erkennbare grüne Gebäude hat noch Platz für ein Walzwerk. Das soll noch mal 25 Millionen Euro kosten. Die Errichtung war wegen der Wirtschaftskrise vertagt worden. Vergrößern will sich das Werk aber auf jeden Fall.

Bis zu 500 000 Tonnen flüssiger Stahl sollen dann verarbeitet werden. Das würde 50 bis 80 neue Arbeitsplätze bedeuten, erklärte Peter van Hüllen von der Georgsmarienhütte.

Die hatte das alte Röhrenwerk von Mannesmann 1998 übernommen. 1998 waren von einst 950 noch 250 Arbeitsplätze übrig. Jetzt sind es, mit Azubis und Leiharbeitern, 350.

Expandieren kann das Stahlwerk aber nur, wenn es eine neue Anbindung für Lkw erhält. Die jetzige vor der Saar-Brücke nach Wadgassen reicht längst nicht mehr. Geplant ist eine Anbindung an die B 51 an den Hela-Kreisel in Ensdorf. Dazu gehört eine Brücke über die Schienen für laut Schu mindestens zwei Millionen Euro. Die Stahlwerker klagen aber, dass die Pläne mit Hinweis auf fehlendes Geld auf Eis gelegt worden seien, nachdem das Landesamt für Straßenwesen zum Umweltministerium umgegliedert worden sei. Wirtschaftsminister Hartmann: "Ich halte die Straße für sinnvoll. Das Wirtschaftsministerium wird den Bau finanziell unterstützen. Ich werde die Umweltministerin darüber informieren."

Das Ministerium dürfe das Projekt aber nicht allein finanzieren. Denn dazu gehöre auch eine zusätzliche Spur vor dem Kreisel, die auch vom allgemeinen Verkehr benutzt werde. Das Verfahren könne "zügig" laufen.

Nur wenn die Straße komme, sei zusätzlich auch eine Nutzung einer Schiffsanlegestelle für die Anlieferung von Schrott sinnvoll, sagte van Hüllen.

Weniger Einfluss, "bloß Einfluss auf die gesellschaftliche Stimmung, auch gegen den Mainstream" hat Hartmann auf ein zweites Thema: Energie. Der Preis fürs Stahlkochen hängt stark vom Preis für Energie ab. Der wiederum hängt auch von der Energiepolitik ab. Hartmann ("ich verstehe mich als Lobbyist für saarländische Arbeitsplätze") sagte, allein auf die Dillinger Hütte und Saarstahl entfielen 16 Prozent des gesamten Energieverbrauchs im Saarland.

"Energie ist im Saarland wichtiger als in irgendeinem anderen Bundesland." Gegen erneuerbare Energie habe er nichts, "sie bringt auch Arbeitsplätze", aber insgesamt dürfe Energiepolitik nicht nur "unter einem Aspekt" stehen. Energie müsse sicher, sauber und bezahlbar sein, zudem müsse die Grundlast garantiert sein.

Meinung

Stählerner

Dreiklang

Von SZ-Redakteur

Johannes Werres

Nur wer den stählernen Dreiklang zwischen Dillingen und Völklingen hört, kennt die Stahlindustrie an der Saar. Das Stahlwerk Bous gehört zur Melodie wie die Dillinger Hütte und Saarstahl. Das war nach dem Abgang der Mannesmann Röhrenwerke 1998 nicht vorhersehbar. Die schlichte Gegenüberstellung der geplanten 500 000 Tonnen flüssigem Stahl mit der winzigen Zufahrt illustriert, was Leitlinie von Planung an der Saar sein muss: Abwägung der Interessen in Zeiten des Strukturwandels. Hier kann sie nur zu Gunsten einer neuen Zufahrt ausfallen. Wirtschaftsminister Christoph Hartmann wird man daran messen, ob er seine klare Zustimmung zur Straße im Kabinett umsetzen kann.

 Der technische Geschäftsführer Franz-Josef Schu (links) erläutert Minister Hartmann, wie Stahl im Blockguss verarbeitet wird.

Der technische Geschäftsführer Franz-Josef Schu (links) erläutert Minister Hartmann, wie Stahl im Blockguss verarbeitet wird.

 Perspektiven: Hier, im Gebäude der Stranggussanlage, wird auch das Walzwerk gebaut, erklärt Franz-Josef Schu dem Minister.

Perspektiven: Hier, im Gebäude der Stranggussanlage, wird auch das Walzwerk gebaut, erklärt Franz-Josef Schu dem Minister.

 Blockguss: Das flüssige Eisen läuft von der Pfanne (oben) hinunter in einen Sockel, von dort steigt es in die Gussformen ("Kokillen") nach oben. Fotos: Hartmann Jenal

Blockguss: Das flüssige Eisen läuft von der Pfanne (oben) hinunter in einen Sockel, von dort steigt es in die Gussformen ("Kokillen") nach oben. Fotos: Hartmann Jenal

 Der technische Geschäftsführer Franz-Josef Schu (links) erläutert Minister Hartmann, wie Stahl im Blockguss verarbeitet wird.

Der technische Geschäftsführer Franz-Josef Schu (links) erläutert Minister Hartmann, wie Stahl im Blockguss verarbeitet wird.

 Perspektiven: Hier, im Gebäude der Stranggussanlage, wird auch das Walzwerk gebaut, erklärt Franz-Josef Schu dem Minister.

Perspektiven: Hier, im Gebäude der Stranggussanlage, wird auch das Walzwerk gebaut, erklärt Franz-Josef Schu dem Minister.

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