Nordschacht-Technik steht zum Verkauf
Lebach/Saarwellingen. Der RAG-Nordschacht beim Lebacher Stadtteil Falscheid ging 1983 zunächst als Frischwetterschacht in Betrieb. Vier Jahre später wurde er zu einem Seilfahrt- und Materialschacht erweitert. 1997 gelang der Durchschlag zur 24. Sohle, womit der Schacht mit 1750 Meter Teufe zum Tiefsten in Europa wurde
Lebach/Saarwellingen. Der RAG-Nordschacht beim Lebacher Stadtteil Falscheid ging 1983 zunächst als Frischwetterschacht in Betrieb. Vier Jahre später wurde er zu einem Seilfahrt- und Materialschacht erweitert. 1997 gelang der Durchschlag zur 24. Sohle, womit der Schacht mit 1750 Meter Teufe zum Tiefsten in Europa wurde. Das heißt: Die 600 Bergleute, die heute noch zum Kohleabbau im Dilsburgfeld unter Tage fahren, arbeiten näher am Erdmittelpunkt als alle ihre Kollegen sonst wo in Europa. Die Notwendigkeit der Anlage erläutert Markscheider Volker Hagelstein: "Die Verlagerung des Kohleabbaus in das Feld "Dilsburg" Ende der 1970er Jahre erforderte ein Anschlussbergwerk für das zwölf Kilometer entfernte Bergwerk Saar (früher Duhamel) in Ensdorf.Der Weg der Bergleute unter Tage verkürzte sich durch die Einfahrt im Nordschacht auf drei Kilometer, das heißt: Der Abbau (1,3 Millionen Tonnen im Jahr) wurde wesentlich rentabler".
Zum Anschlussbergwerk zählt auch der damals zeitgleich auf 650 Meter abgeteufte Südschacht bei Niedersalbach. Er dient als Abwetterschacht. Die Technik im Nordschacht ist auch heute noch lange nicht überholt. So wurde zum Beispiel die Seilfahrtanlage so konzipiert, dass die gesamte Belegschaft innerhalb einer Stunde unter oder über Tage befördert werden kann. In dem Förderkorb mit vier Ebenen finden 160 Personen Platz.
Die im Dilsburgfeld gewonnene Kohle wird zur Aufbereitung über Förderstrecken nach Ensdorf transportiert und von dort an die Kraftwerke Weiher, Fenne und Bexbach geliefert.
Die imposante Schachtanlage mitten im Grünen wurde extra in abgestufter Höhe errichtet, damit sie vom Torhaus komplett zu übersehen ist. Interessant ist zudem, dass die Grenze zwischen Lebach und Saarwellingen diagonal durch die Waschkaue verläuft. Der Förderturm steht auf Lebacher Bann, die Kaffeeküche gehört schon zur Nachbargemeinde. Den Bergleuten dürfte es egal sein, für sie ist vielmehr wichtig zu wissen, was mit ihnen nach dem Ende der Kohleförderung passiert.
Markscheider Hagelstein: "Es ist Inhalt des Auslaufkonzeptes für den subventionierten Bergbau im Saarrevier, dass die meisten der Beschäftigten im nordrhein-westfälischen Ibbenbüren einen Anschlussarbeitsplatz finden, während ein anderer Teil in den vorgezogenen Ruhestand geht". Und was passiert mit den Übertage-Anlagen?
Die Antwort von Hagelstein kommt mit ein wenig Wehmut in der Stimme: "Eine ukrainische Bergwerksgesellschaft hat starkes Interesse am Erwerb des Schacht-Fördergerüstes und der Fördermaschinen bekundet. Die RAG wird jedenfalls im Jahre 2013 die dann noch vorhandene Anlage an die RAG Montan Immobilien übergeben". Übrigens: Bei der RAG sind heute noch 77 Arbeitnehmer aus Lebach beschäftigt, 52 aus Schmelz und 76 aus Saarwellingen.