Kaum zu glauben: Mutter in acht Minuten

Ensdorf · Eine junge Frau weiß sich keinen Rat mehr, so sehr plagen sie starke Schmerzen. Magenkrämpfe, wie sie vermutet. Deshalb weist sich die 20-Jährige selbst in die Klinik ein. Doch ihre Diagnose: ein Trugschluss.

 Die unverhofften Eltern Lea Gei und Patrick Rhein mit ihrem Jungen Elias. Foto: Gei

Die unverhofften Eltern Lea Gei und Patrick Rhein mit ihrem Jungen Elias. Foto: Gei

Foto: Gei

Laura Gei kann's immer noch nicht fassen. Sie ist Mutter, von jetzt auf gleich. Mutti eines quietschfidelen Jungen. Elias stolperte völlig unverhofft in das Leben der 20-Jährigen. Denn ihr ist genau das passiert, was viele als Hirngespinst abtun, bar jeglicher Realität: Die Ensdorferin bekam das Kind, ohne auch nur einen blassen Schimmer davon gehabt zu haben, dass sie überhaupt schwanger war, berichtet sie.

Deshalb befürchteten sie und ihr Partner Patrick Rhein wenige Stunden vor der wahrhaften Sturzgeburt einen gesundheitlichen Notfall, den Laura so leiden ließ. Kein Gedanke verschwendeten beide daran, dass ein freudiges Ereignis bevorstehen könnte.

Gegen 20 Uhr ließ sie sich an jenem Tag, der ihr Leben so einschneidend verändern sollte, eilig zum ersten Mal ins Krankenhaus nach Saarlouis bringen. "Ich hatte Magenkrämpfe", glaubte sie da noch. Das vermeintlich untrüglich Symptom zu dieser Zeit: "Ich hatte mich erbrochen." Klar, das musste ja von der Verdauung her kommen. Was sonst? So schlussfolgerte auch der Arzt in der Klinik wohl, dass es sich um eine Verstimmung handeln müsse, reichte entsprechende Tabletten zur baldigen Genesung und schickte das Paar kurz darauf wieder nach Hause.

Doch die Wirkung sollte nicht lange anhalten. Die junge Frau: "Um halb elf ging's wieder los mit den Schmerzen." Freund Patrick machte Nägel mit Köpfen: "Wir fahren jetzt wieder ins Krankenhaus und lassen Dich komplett durchchecken."

Gesagt, getan. Im Saarlouiser Marienhaus angekommen, wurde nun blitzschnell klar: Die Patientin hatte sich mitnichten den Magen verdorben. Sie war schwanger, die Wehen hatten mit aller Macht eingesetzt. Jetzt ging alles in Windeseile. Schwestern, Ärzte und Hebamme kümmerten sich um Laura, brachten die werdende Mutter umgehend in den Kreißsaal. Das war um 22.55 Uhr. Und kaum zu fassen: "Um 23.03 Uhr ist der kleine Mann zur Welt gekommen", berichtet eine mittlerweile stolze Laura, nachdem sie die Nachricht über die gänzlich verpasste Schwangerhaft verdaut hat. Gerade mal acht Minuten habe die Geburt gedauert. Dann war Elias da, 49 Zentimeter groß und 2810 Gramm schwer.

"Ich habe nichts von der Schwangerschaft mitbekommen", versichert sie. Keine Anzeichen, dass sie Nachwuchs erwarte. Und untrügerische äußere Anzeichen? Laura wiegelt ab: "Ich hatte auch keinen Schwangerschaftsbauch." Sie habe die Anti-Baby-Pille genommen. Denn die Familie zu vergrößern, sei zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorgesehen gewesen. Zwar habe sie zwischendurch das Präparat gewechselt. Die junge Frau: "Mein Arzt sagte beim Medikamentenwechsel, es könne einige Monate dauern, bis sich der Körper umgestellt habe und alles wieder wie gewohnt sei." Die ausbleibende Regelblutung habe sie deswegen nicht stutzig werden lassen. Laura sei nicht verunsichert gewesen.

Ja, Laura und Patrick wollten sich noch etwas Zeit lassen. Der 38-jähriger Vater berichtet: "Wir hatten uns erst vor einem Jahr übers Internet kennen gelernt." Eher eine zufällige Bekanntschaft beim sozialen Netzwerk Facebook, nicht über eine Partnerbörse. Doch der Liebe sind sich beide sicher: "Seit Anfang Januar leben wir zusammen", berichtet Patrick.

Kinderwunsch jetzt hin oder her: Mama und Papa freuen sich. Mittlerweile wieder in der gemeinsamen Wohnung angelangt, drehe sich alles um den kleinen Wurm. Die Großeltern seien ebenso Feuer und Flamme. Und demnächst soll es zurück ins Berufsleben gehen. Laura, zuletzt Leiharbeiterin, will im August mit ihrer Ausbildung zur Erzieherin beginnen. "Ich schaue zurzeit, wie ich dann Elias unterbringe." Aber da zeigt sich die Ensdorferin sehr optimistisch, alles unter einen Hut zu bekommen. Ebenso Patrick, der nach langer Krankheit den Weg ins Berufsleben zurück sucht. Mit Sport und einer selbst verordneten Diät habe er sich gefangen. "Es klappt wieder", freut er sich.

Und mit dem kleinen Wurm im Arm fühlen die beiden wie eine kleine Familie. Überrascht und überglücklich.

Zum Thema:

Entlassungsschreiben der Marienhausklinik in Saarlouis: "Patientin hat keinen Mutterpass, die Schwangerschaft war nicht bekannt.[…]. Initial wurde die Patientin wegen Bauchschmerzen in unserer internistischen Aufnahme aufgenommen […], im Ultraschall fiel eine fortgeschrittene Schwangerschaft auf […], so dass die Patientin sofort in den Kreißsaal verlegt wurde und kurze Zeit später komplikationslos geboren hat."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort