Behindertenbeauftragte Kampf für ein barrierefreies Ensdorf

Ensdorf · Die SZ stellt die Behindertenbeauftragten in den Städten und Gemeinden im Landkreis Saarlouis vor, im Gespräch sowie bei einem Rundgang sollen sie zeigen, was bereits umgesetzt ist, aber auch erzählen, wo noch Handlungsbedarf besteht. Zum Auftakt geht es mit Franz Leinenbach durch Ensdorf.

 Nicht gerade ansehnlich, aber für Gehbehinderte auch ein unüberwindbares Hindernis sind die Treppen am Ensdorfer Bahnhof.

Nicht gerade ansehnlich, aber für Gehbehinderte auch ein unüberwindbares Hindernis sind die Treppen am Ensdorfer Bahnhof.

Foto: SZ/Carolin Merkel

Ensdorf Wir treffen Franz Leinenbach, seit dem Jahr 2003 Behindertenbeauftragter und somit als erster in diesem Amt der Gemeinde, auf dem Ensdorfer Marktplatz. Schon damals, verrät er, war er Kreisvorsitzender beim VdK, hatte viele Kontakte zu behinderten Mitmenschen. "Als ich von der Gemeindeverwaltung gefragt wurde, ob ich dieses Amt ausüben möchte, habe ich natürlich nicht nein gesagt. Es ist eine schöne Aufgabe, direkt vor Ort mitzugestalten", sagt er.

Den Marktplatz hat Leinenbach ausgewählt, "weil das die wohl positivste Gegend in Ensdorf ist". Es gibt viele Parkplätze, darunter auch als Behindertenparkplätze ausgewiesene Parkflächen. Neben diesen fallen direkt die barrierefreien Zugänge zu den verschiedenen Ebenen auf, hier sind Rollstühle und Rollatoren kein Problem. Entlang der Treppen, die ebenfalls die Ebenen verbinden, gibt es Edelstahlgeländer mit Handläufen. Schon bei der Gestaltung dieser Fläche, erzählt Leinenbach, wurde auf Barrierefreiheit geachtet.

Am Vormittag sind die Parkplätze für Menschen mit Behinderungen frei, doch wie sieht es in den Spitzenzeiten im Ensdorfer Zentrum aus? "Ich ermutige die Bürger immer, wenn sie jemanden sehen, der unberechtigt auf einem solchen Parkplatz steht, ihn anzusprechen. Ich mache das auch, weise aktiv darauf hin, wie wichtig diese Parkmöglichkeiten für unsere behinderten Mitmenschen sind", erklärt er.

Weiter geht es entlang der Provinzialstraße vorbei an den Geschäften. Hier tun sich für gehbehinderte Menschen die ersten Probleme auf. Viele Geschäftsräume, zeigt Leinenbach, sind nur über Treppen erreichbar, selbst die Apotheke weist zwei Stufen vor dem Eingang auf. "An dieser Stelle endet unser Einflussbereich. Wir sind ausschließlich für den öffentlichen Raum zuständig. Was die privaten Häuser angeht, können wir keine Vorschriften machen", sagt er. Dazu gehört auch barrierefreier Wohnraum. Der, erzählt der Beauftragte, wird telefonisch ab und zu bei ihm nachgefragt und ist in Ensdorf eher wenig vorhanden.

Zusammen mit der Leitstelle Älter werden informiert Leinenbach die Bürger sehr gerne, wenn es um den barrierefreien Ausbau des Wohnraums geht. Gehört werden musste er beim Ausbau der Bushaltestellen und Überwege, für die es Fördermittel gibt. Der erste Überweg im Bereich der Kirche ist fertig, die Bushaltestelle soll noch in diesem Jahr folgen. Wie ein Miteinander ohne Barrieren von Autos und Fußgängern gelingen wird, das zeigt Leinenbach am Kreisverkehrsplatz. "Wir haben hier das große Glück einer neuen Baumaßnahme. Hier können wir alles barrierefrei gestalten", erklärt er. So werden keine abgesenkten Bürgersteigkanten notwendig sein, weil diese ganz einfach gar nicht da sind. Die Baumaßnahme brachte auch eine Verbesserung im Bereich neben dem Sparkassengebäude mit sich, die Treppen sind verschwunden, es gibt eine schiefe Ebene. Die Gehwege sind von der Straße lediglich durch eine Regenrinne getrennt. "Außerdem verhindern die Parkbuchten auch, dass der Gehweg zugeparkt wird, es ist für alle genügend Platz da", sagt er.

Längst barrierefrei sind in Ensdorf die Sporthalle, das Rathaus, der Friedhof, Kindergarten und Grundschule und auch das Bergmannsheim. Lediglich für das Freibad wünscht sich Leinenbach einen Lifter. Ganz großen Handlungsbedarf sieht er im Bereich Ensdorfer Bahnhof. "Das fängt eigentlich schon damit an, dass er recht weit außerhalb liegt." Schon mehrfach habe die Verwaltung den Versuch gestartet, mit der Bahn in Verhandlung zu treten und eine Verlegung des Haltepunkts zu erreichen. Das trostlose Bild am Bahnhofsgebäude ließe sich für gehbehinderte Menschen, aber auch für Familien mit Kinderwagen, vielleicht noch verschmerzen. Doch selbst, wenn man die zwei Treppen am Eingang geschafft hat, warten danach 19 Stufen, die erst einmal unter den Gleisen durchführen und weitere 19 Stufen hinauf bis zum Gleis. Für behinderte Menschen ist am Ensdorfer Bahnhof Schluss, und die Gemeinde hat, wie Leinebach erklärt, hier absolut keinen Einfluss darauf.

Nachbesserungsbedarf sieht der Beauftragte auch beim neuen Wahrzeichen der Gemeinde, dem Saarpolygon. Dass das aufgrund seiner Stufengestaltung nicht begangen werden kann, ist für ihn nicht das Problem. "Aber auch das Plateau ist absolut ungeeignet für Rollator und Rollstuhl. Zudem gibt es für keinen Besucher hier oben Toiletten", sagt er. Das Bergrecht, das die RAG hier gerne zitiere, sieht er als Ausrede. "Ich würde es schön finden, wenn regelmäßig auch behinderten Menschen mit dem Auto der Zugang gewährt würde", sagt er abschließend.

Zum Thema:

Gesundheits- und Mobilitätstag auf dem Kleinen Markt Am Samstag, 6. Mai, in der Zeit von 11 bis 18 Uhr findet zum dritten Mal der "Saarlouiser Gesundheits- und Mobilitätstag" auf dem Kleinen Markt in Saarlouis statt. Im Rahmen des europäischen Protesttages für Menschen mit Behinderung wird diese Veranstaltung von der Stadt Saarlouis - Seniorenmoderatorin, Behindertenbeauftragten -, dem Landkreis Saarlouis und verschiedenen Kooperationspartnern organisiert. Sie steht unter der Schirmherrschaft von Sozialministerin Monika Bachmann.

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