Bürgermeister nimmt Abschied Notfalls auch mal bei Ministern gebettelt

Ensdorf · Nach sieben Jahren und zwei Monaten Amtszeit hat die Gemeinde Ensdorf Bürgermeister Hartwin Faust in den Ruhestand verabschiedet. Zuvor zog er für die SZ Bilanz.

 Stuhl geräumt: Für Ensdorfs Bürgermeister Hartwin Faust endete dieser Tage die Amtszeit im Rathaus nach mehr als sieben Jahren. Der 63-Jährige wird nun Dozent an der Verwaltungsschule in Saarbrücken.

Stuhl geräumt: Für Ensdorfs Bürgermeister Hartwin Faust endete dieser Tage die Amtszeit im Rathaus nach mehr als sieben Jahren. Der 63-Jährige wird nun Dozent an der Verwaltungsschule in Saarbrücken.

Foto: Johannes Bodwing

Sieben Jahre und zwei Monate war Hartwin Faust Bürgermeister der Gemeinde Ensdorf. Eine Zeit, in der Ensdorf „eine recht erfolgreiche Entwicklung“ nahm, wie Faust im Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung erklärt. Mitte 2012 hatte der frühere Hauptamtsleiter das Bürgermeisteramt von Thomas Hartz übernommen. Dieser war bei der Landratswahl im Kreis Saarlouis angetreten, unterlag und wurde später Leiter einer Abteilung des Landesrechnungshofes.

Als Erfolge seiner eigenen Amtszeit wertet Faust unter anderen den Bau der Kinderkrippe mit 50 Plätzen, im Anschluss daran den Umbau der Kindertagesstätte. Derzeit läuft der Umbau der Grundschule, die Anfang nächsten Jahres fertig sein soll. Im Wohngebiet „Ensdorf Süd II“ entstanden 40 Baustellen. „Für Ensdorfer und Auswärtige“, sagt Faust. Ein markantes Projekt war außerdem der Kreisel im Ort.

„Ich hatte zu Beginn meiner Amtszeit schon gewisse Vorstellungen, was ich machen will.“ Eine Liste dafür habe er im Kopf gehabt. Zu seinen Erfolgen zählt Faust, die Attraktivität von Ensdorf gestärkt zu haben. Unter anderem mit einer interessanten Weihnachtsbeleuchtung und Live-Musik zur Kirmeszeit.

Sozusagen auf dem linken Fuß erwischt hat ihn die Schließung des Kraftwerkes Ensdorf. „Schön wäre es gewesen, es wäre nicht in meiner Amtszeit passiert.“ Aber in Gesprächen mit der VSE sei darauf hingearbeitet worden, „dass eine weitere Nutzung auf dem Gelände erfolgen kann“.

Nicht ganz überraschend kam die Schließung des Bergwerkes Duhamel. „Seit 2012 haben wir eine Projektgemeinschaft mit der RAG über die Entwicklung dieser Flächen. Aber so lange sie unter Bergaufsicht sind, können wir da nichts machen.“ Ein Gewerbegebiet ist dort vorgesehen – und die Ausweitung von Wohnflächen.

Die Bürger einzubinden, „ich denke, das hat in Ensdorf gut geklappt“, sagt Faust. Er hat von Anfang an Bürgersprechstunden eingeführt. „Auch außerhalb dieser Stunden war ich für Bürger da.“

Leicht war der Start dennoch nicht. „Wir waren gezwungen, einen Gemeindesanierungsplan zu erstellen“, sagt er über den Beginn seiner Amtszeit. „Wir haben an allen Ecken und Enden sparen müssen. Umso stolzer bin ich heute, dass wir in den letzten drei Jahren im Ergebnishaushalt positive Rechnungsergebnisse eingefahren haben.“

Das sei ein maßgebliches Verdienst des Kämmerers. Die Sorgen um die Finanzsituation nehme man auch mit nach Hause und überlege, „was kann ich den Bürgern eigentlich noch zumuten“. Um aus der Misere zu kommen „bin ich auch zu Ministern gefahren und habe gebettelt“. Vom Finanziellen her hinterlasse er die Gemeinde in einem guten Zustand. Auf die Frage, wie lange er dafür täglich im Einsatz war, schmunzelt Faust. „Ich habe nie gezählt. Mal waren es zwölf Stunden, mal acht. Natürlich müssen Sie die Wochenend-Termine ebenfalls mitnehmen.“ Insgesamt „haben wir in diesen sieben Jahren verdammt viel gemacht“, bescheinigt Faust auch der Verwaltung, den politischen Entscheidern und den Aktiven in der Gemeinde.

Auf die Frage „Würden Sie es nochmal machen?“ antwortet er ohne Zögern: „Ja. Es war eine sehr interessante Zeit. Und es hat mir immer Spaß gemacht.“ Es hätte ihn auch gereizt, weiterzumachen. Allerdings ist er jetzt 63 Jahre. „Die gesetzliche Altersgrenze ist 65. Das wäre den Bürgern nicht zu vermitteln gewesen, sich nochmal als Bürgermeister wählen zu lassen, und wenig später in den Ruhestand zu gehen.“ Privat bleibt jetzt mehr Zeit für Frau und Familie. „Ich danke ihnen, dass sie immer hinter mir standen. Ohne die Familie wäre ich wahrscheinlich aufgeschmissen gewesen.“

Anfang 2020 wird er eine Dozentenstelle an der Verwaltungsschule in Saarbrücken übernehmen, „um Jüngeren mein Wissen und meine Erfahrungen weiterzugeben“. Außerdem will er sich sozial engagieren. Auch im Ruhestand behält er die Gemeinde weiterhin im Blick, versichert Faust. „Ensdorf hat mir immer am Herzen gelegen.“

Nachfolger von Hartwin Faust als Bürgermeister ist ab dem 1. Oktober Jörg Wilhelmy. Dieser wird am Freitag, 27. September, um 18 Uhr, im Bergmannsheim vereidigt.

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