Gespendete Fahrräder machen mobil

Ensdorf · Ruheständler Michael Zocchetti und der Auszubildende Alexander Dorscheid engagieren sich im Freundeskreis Flüchtlinge in Ensdorf. In einer Werkstatt reparieren sie mit Flüchtlingen Fahrräder und geben sie weiter.

 Die Ehrenamtler Michael Zocchetti und Alexander Dorscheid (hinten von links) kümmern sich mit jungen Flüchtlingen um die Fahrradwerkstatt in Ensdorf. Foto: Carolin Merkel

Die Ehrenamtler Michael Zocchetti und Alexander Dorscheid (hinten von links) kümmern sich mit jungen Flüchtlingen um die Fahrradwerkstatt in Ensdorf. Foto: Carolin Merkel

Foto: Carolin Merkel

Mittlerweile zählen zu den rund 6400 Einwohnern von Ensdorf auch 175 Flüchtlinge aus Syrien, Eritrea und Afghanistan. Viele von ihnen kennen längst Michael Zocchetti und Alexander Dorscheid vom Freundeskreis Flüchtlinge. Während Zocchetti die Zeit, die er in die Flüchtlingshilfe steckt, aus seinem Unruhestand nimmt, ist Dorscheid noch in der Ausbildung.

Jeden Freitagnachmittag haben die beiden das gleiche Ziel: den Keller unter der Freiwilligen Ganztagsschule im Ensdorfer Pfarrgarten. Und wer immer von den beiden als Erster mit dem Schlüssel um die Ecke kommt, wird bereits sehnsüchtig erwartet.

Es gibt viel zu tun, Fahrräder reparieren ist nur eine der zahlreichen Aufgaben, bei denen die beiden vor allem von den Syrern Ali Alkhatib, 18, und Solomon Tekeste, 30, unterstützt werden. An diesem Nachmittag sind gleich mehrere Männer mit dem notwendigen Berechtigungsschein und zehn Euro gekommen, doch leider hat Zocchetti aktuell kein Fahrrad mehr, das er anbieten kann.

Die Idee, erzählt er, hatte er im Januar 2015, als erstmals im Ensdorfer Rathaus engagierte Ehrenamtler zusammenkamen. "Schon da hatte ich die Idee mit der Werkstatt. Mit 15 Jahren habe ich selbst eine Solex auseinandergebaut. Zum einen sind die Jungen und Männer beschäftigt, zum anderen haben sie so die Möglichkeit, mobil zu sein", sagt er. Recht schnell trudelten die ersten gespendeten Fahrräder ein, weit mehr als 50 stapelten sich bald im Kellerflur.

Zocchetti hat eine laute Stimme - und die braucht er auch, gerade, wenn die Kinder und Jugendlichen bei ihm auflaufen. "Da sind schon Schlitzohren drunter", schmunzelt er. Doch kommt er, nicht zuletzt durch sein forsches Auftreten, gut bei jungen Leuten an. Mittlerweile, zählt er zusammen, sind um die 160 Fahrräder durch seine Hände gegangen: "Manchmal war die Klingel das Einzige, was brauchbar war, doch auch alle Ersatzteile können wir sehr gut gebrauchen."

An seiner Seite arbeitet der junge Dorscheid. Ihn kennen die Flüchtlinge auch aus den Sprachkursen, wo sich der Auszubildende jede Woche engagiert. Auch er weiß mit den jungen Asylsuchenden gut zu kommunizieren. "Sicher gibt es hier auch mal Streitigkeiten, da muss man dann durchgreifen", erzählt er.

Bald, freuen sich die beiden Ehrenamtler, wird das Wetter wieder mitspielen, und die Fahrradwerkstatt kann aus den beengten Verhältnissen vom Keller auf die Straße umziehen. "Allerdings suchen wir händeringend nach einem Raum, wo wir all unser Material lagern können und auch mal zusammen arbeiten können", sagt Zocchetti. Und Fahrräder , das schiebt er schnell noch nach, werden auch immer gesucht, vor allem für die Kinder. Die, erzählt er, nehmen das neue Gefährt immer mit besonders großer Freude entgegen.

Der Freundeskreis Flüchtlinge, Bereich Fahrradwerkstatt, ist zu erreichen über Michael Zocchetti, Telefon (0 68 31) 5 28 44, der Bereich Sprachkurse wird geleitet von Paul Günter Köhler, Tel. (0 68 31) 5 40 57.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort