Gaststätte Ensdorfer Vereine haben sich eine neue Bleibe suchen müssen

Von Carolin Merkel · Das Traditionsgasthaus „Zum Anker“ hatte zum Jahresende geschlossen - Chöre und Musikvereine haben nun neue Proberäume im Ort gefunden

 Die Gaststätte Loris, „Zum Anker“ in der Ensdorfer Saarstraße, bestand mehr als sieben Jahrzehnte. Seit Ende 2017 hat sie geschlossen.

Die Gaststätte Loris, „Zum Anker“ in der Ensdorfer Saarstraße, bestand mehr als sieben Jahrzehnte. Seit Ende 2017 hat sie geschlossen.

Foto: Chronik Ensdorf

Nach sieben Jahrzehnten, in denen zahlreiche Vereine im Gasthaus Loris, besser bekannt als „Zum Anker“, ihre Heimat hatten, hat das Traditionsgasthaus zum Jahreswechsel seine Pforten geschlossen. Nicht nur Hans-Theo Fritz, Mitglied der Ensdorfer Chorgemeinschaft, bedauert das. „Natürlich beherrschte dieses Thema die Gespräche in den letzten Wochen in den Proben. Die Erinnerungen gingen weit zurück an all das, was man in diesem Vereinslokal schon erlebt hat“, erklärt er.

Alte Geschichten und reichlich ausgeschmückte Anekdoten seien da wieder hochgekommen aus der Zeit des großen Saales. Aber auch viele Erinnerungen an ein volles Haus bei Konzerten, Theater-Aufführungen und aufwändigen Fastnachtsbällen. Und Erinnerungen an die frühere Bahnschranke direkt neben dem Lokal. Die habe die Gäste so oft am nach Hause gehen gehindert, scherzt Fritz.

Viele Vereinsfeste, auch private Feiern, Jubiläen, Hochzeiten und nicht zuletzt so manch starkes Kirmesmontag-Frühschoppenkonzert, ließen die Mitglieder in den letzten Gesangsstunden an alter Stätte Revue passieren. Insgesamt, zählt Fritz zusammen, dürften es etwa 3000 Gesangstunden gewesen sein, die man in dem Probelokal absolviert hat. „Im Gasthaus Loris schwang stets eine persönliche Note mit, man fühlte sich hier immer ein wenig heimisch.“, erklärt er.

Nicht nur die Chöre der Chorgemeinschaft, auch andere Vereine und Gemeinschaften, die hier beheimatet waren, mussten sich eine neue Bleibe suchen. Das sei in Ensdorf gar nicht so einfach, weiß Fritz. „Die Chorgemeinschaft braucht einen abgeschlossenen Proberaum, der – wenn beide Chöre zusammen üben  – etwa 60 Personen fasst, in dem man Klavier und Notenmaterial unterstellen kann und wo man vor und nach den Gesangstunden auch gastronomisch versorgt wird.“

Die Lösung brachte die Sportklause mit ihrem Nebenzimmer. Der Standort mitten im Ort sei ideal und die Betreiberfamilie Gabriel schon lange Mitglied des Vereins. Seit dem Jahreswechsel, erzählt er, proben der Männerchor und der Gemischte Chor nun donnerstags ab 19 Uhr in der Sportklause. Natürlich müsse man sich für größere Veranstaltungen wie den Kirmes-Frühschoppen etwas einfallen lassen. „Aber Herausforderungen und neue Initiativen haben noch nie geschadet“, sagt Fritz.

Eine neue Heimat gefunden hat vor längerem bereits der Verein der Musikfreunde 1904 Ensdorf. „Wir sind von der Schließung des Gasthauses ,Zum Anker’ nur indirekt betroffen“, erklärt Vorsitzender Stefan Klein. Bereits seit 2012 hat der Verein sein neues Zuhause im Plattenbau der Grundschule Ensdorf, bekam von der Gemeinde den ehemaligen Physiksaal zur Verfügung gestellt. „Wir haben ihn in Eigenleistung nach unseren Bedürfnissen umgestaltet“, sagt Klein.

Diese neue Heimat teilen sich die Musikfreunde, die immer montags von 19.30 bis 21.30 Uhr proben, seit Januar mit dem Akkordeon-Orchester Ensdorf. „Für das Akkordeon-Orchester war es nicht einfach, einen geeigneten Probenraum zu finden. Wir mussten sogar mit dem Gedanken spielen, nach 60 Jahren den Verein aufzulösen“, berichtet der Vorsitzende Franz Josef Blaß. Schließlich wurde eine Vereinbarung mit dem Musikverein getroffen, am 9. Januar fand die erste Probe statt. „Wir sind dem Verein sehr dankbar, dass sie sich in dieser für uns schwierigen Situation solidarisch gezeigt haben. Ohne die Unterstützung des Ensdorfer Bürgermeisters Hartwin Faust wäre es allerdings schwierig geworden, diese Lösung in die Tat umzusetzen“, betont Blaß. 

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