Auf der Halde entsteht Einmaliges

Ensdorf · Sie ist ansteckend, die Begeisterung, mit der Volker Hagelstein, Hans-Jürgen Becker und Jutta Schneider vom Förderverein Bergbau Erbe Saar vom Baufortschritt des Saarpolygons auf der Ensdorfer Bergehalde erzählen.

Der Verein, der sich am 22. Juni 2011 gegründet hat, ist mittlerweile bei seinem wohl wichtigsten Vereinsziel, dem Bau der 30 Meter hohen Landmarke, angekommen. Denn die Landmarke Saarpolygon, die seit der Vereinsgründung immer wieder Thema in den Medien war, wird aktuell auf der Halde errichtet.

Die Gründe, warum die Realisierung sich verzögert hat, sind vielfältig. "Vor allem muss man bedenken, dass wir es mit einem Bauwerk zu tun haben, das so noch nie gebaut wurde", erklärt Volker Hagelstein. Dazu komme auch, dass das auf der Welt einmalige Sonderbauwerk auf einer Bergehalde errichtet wird. "Wir haben es hier mit einem 150 Meter hohen Berg zu tun, der in mehr als 100 Jahren entstanden ist. Da bedarf es natürlich einer ganz aufwändigen Statik", sagt er.

Aber auch sonst sei viel diskutiert worden, unter anderem im Bereich der Barrierefreiheit. "Wir haben alle gestellten Aufgaben abgearbeitet, etliches getan, bis wir zu dieser begehbaren Variante gekommen sind."

Zugegeben, zu sehen gibt es vom Fuß der Halde aus noch nicht viel. Lediglich das große Bauschild, auf dem die ausführenden Firmen genannt werden, ist mit dem bloßen Auge deutlich erkennbar. Doch gerade jetzt lohnt sich der Besuch der Baustelle. Nach dem Spatenstich am 18. November 2015 sind die Bauarbeiten zügig vorangegangen. Lediglich das stürmische Wetter machte den Arbeitern ein wenig zu schaffen.

Entstanden ist ein 50 mal zwölf Meter großes Fundament, die Bewährung ist fertiggestellt, demnächst, erklärt Becker, soll der Beton eingebracht werden. Dabei, sagt er, handelt es sich um 1500 Tonnen, die an einem Tag gegossen werden. Dann wird auch vieles von dem, was sich dem Beobachter aus der Nähe derzeit noch offenbart, unter der etwa 1,50 Meter dicken Betondecke verborgen sein. Lediglich die vier Stahlträger , die im 45 Grad Winkel nach oben ragen, bleiben sichtbar. Sie sind zugleich die ersten vier Teile des Saarpolygons. An dem, erläutert Hagelstein, wird aktuell ebenfalls schon fleißig gearbeitet. Den Auftrag hat die Claus Queck GmbH aus Düren, zugleich auch Generalunternehmen der Baumaßnahme.

Ein wenig Geduld, verrät Becker, müsse man nach den Betonarbeiten noch haben, gut vier Wochen soll dieser ruhen. Doch spätestens im April, versichert er, wird es ganz schnell gehen, und die Landmarke wird von Weitem sichtbar wachsen. "Sehr spannend dürfte es werden, wenn die Brücke mit einem Kran eingeschwenkt wird", sagt Hagelstein. Mit der Fertigstellung rechnet er im Spätsommer. Dann soll auch die Beleuchtung angebracht sein.

Die Landmarke in der Form des Polygons, verrät Vereinsvorsitzender Hans-Jürgen Becker, war anfangs nicht gerade sein Favorit. "Ich hätte mir, wie viele andere auch, gut eine Barbara-Figur oder ein großes Kreuz vorstellen können", erzählt er. Doch mittlerweile ist Becker einer der größten Fans dieser Landmarke geworden. "Das Polygon ist ein perfekter Ausdruck der Zeit, symbolisiert den Wandel, ist ein Tor in die Zukunft. Ich glaube, es wird jeden ansprechen. Zudem steht es an absolut exponierter Stelle, ist vom halben Saarland aus zu sehen." Vor allem die Tatsache, dass diese Landmarke nicht nur als Erinnerung an die 250 Jahre Bergbauvergangenheit fungiert, sondern zugleich auch als Symbol für die Nachbergbauära und somit die Zukunft steht, ist Becker besonders sympathisch.

Das Investitionsvolumen für die Landmarke beläuft sich auf insgesamt zwei Millionen Euro, 1,5 Millionen Euro davon sind die reinen Baukosten. Neben einer Zuwendung der Landesregierung von 250 000 Euro wird das Projekt durch Großspender (unter anderem RAG und RAG Stiftung, zahlreiche Firmen) sowie Stufen (zu 1000 Euro) und privaten Spendern finanziert.

Sehr viele positive Rückmeldungen hat Jutta Schneider, Geschäftsstellenleiterin des Fördervereins, erfahren. Zum einen, erzählt sie, gab es schon recht früh sehr viele Zugriffe im Internet aus der Fachwelt. Zum anderen habe sie aber auch durch ehemalige Mitarbeiter und deren Angehörige viel Anerkennung und Förderung für das Bauvorhaben des Saarpolygons erfahren. "Neben den vielen großen Spendern, denen der Verein sehr dankbar ist, haben auch viele ehemalige Bergbaumitarbeiter und deren Familien durch Stufenspenden ihr Interesse und ihre Unterstützung bekundet. Da gab es viele persönliche Gespräche über die Lebenswege, die ohne Bergbau anders verlaufen wären", sagt sie.

Die finanzielle Unterstützung, sagt sie, ist so groß, dass nur noch wenige der Stufen zu erwerben sind. "Ich glaube, das haben wir auch unserer Transparenz, die wir vom ersten Tag der Gründung verfolgt haben, zu verdanken. Bei uns kann jeder alles auf unseren Seiten im Internet nachlesen", sagt Becker.

Dass er nach wie vor mit Kritik rechnen muss, sieht er gelassen. "Ich wünsche mir, dass sich gerade auch die Kritiker mit der Skulptur beschäftigen und es als Industriedenkmal des Nachbergbaus begreifen, als Symbol des Wandels", sagt er. "Vor allem sollten sie begrüßen, dass im Saarland etwas auf der Welt Einmaliges entsteht", ergänzt Hagelstein. Absolut sicher sind sich Becker, Hagelstein und Scheider, dass die Landmarke eine große touristische Attraktion für das Saarland sein wird.

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