Feuerwehr Anfängliche Skepsis wich längst einem Kameradschaftsgefühl

Ensdorf · Drei Männer aus Syrien integrieren sich in ihrer neuen Heimat bei der Feuerwehr

 Abdulrahman Giro, Abdulhanan Hasan und Housam Alhashish mit Wehrführer Jürgen Wolfert (von links) nach einem Einsatz.

Abdulrahman Giro, Abdulhanan Hasan und Housam Alhashish mit Wehrführer Jürgen Wolfert (von links) nach einem Einsatz.

Foto: Carolin Merkel/Carolin Merkel Nikon-Digitalkamera-Benutzer

Gemütlich sitzt Jürgen Wolfert, Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr in Ensdorf, mit drei ganz besonderen Feuerwehrkameraden zusammen: Abdulrahman Giro, Abdulhanan Hasan und Housam Alhashish. Später werden sie von einem Alarm zu einem Brand gerufen, die drei können im Beisein der Saarbrücker Zeitung beweisen, dass sie längst zu den Kameraden dazugehören.

Alle drei Männer teilen das gleiche Schicksal: Sie sind vor rund zwei Jahren aus der syrischen Stadt Aleppo geflüchtet. Eine neue Heimat gefunden haben sie mit ihren Familien in Ensdorf. Ein Glücksfall für beide Seiten, sagt Helmut Engeldinger. Er ist Vorsitzender des Fördervereins Feuerwehr, engagiert sich aber auch im Freundeskreis Flüchtlinge in Ensdorf. Engeldinger hatte die Idee, den jungen Männern die Feuerwehrarbeit nahe zu bringen, wofür es kürzlich den saarländischen Feuerwehr Award gab (wir berichten). „Die Überzeugungsarbeit war gar nicht so einfach, da man in Syrien eine freiwillige Feuerwehr nicht kennt“, sagt Jürgen Wolfert.

„In Syrien ist die Feuerwehr Teil des Militärs, das ist sehr schwierig. Bei uns gibt es das auch nicht, dass man etwas tut, ohne Geld dafür zu bekommen“, erzählt Abdulhanan Hasan. Er ist mit 40 Jahren der älteste der drei Neulinge und bereut es, wie er betont, keine Sekunde, sich der Feuerwehr angeschlossen zu haben. „Wir haben von Deutschland so viel Hilfe bekommen, die möchten wir gerne ein Stück zurückgeben mit unserer Arbeit in der Feuerwehr“, sagt der dreifache Vater. Seine beiden großen Töchter sind in Saarlouis am Gymnasium, die jüngste Tochter ist in Deutschland geboren.

„Wir müssen lernen, deutsch zu sprechen, müssen die Kultur kennenlernen, und wir müssen Kontakte mit den Deutschen knüpfen. Das alles kann ich bei der Feuerwehr“, erzählt der 30 Jahre alte Abdulrahman Giro. Wie gut er mittlerweile integriert ist, beweist Wolfert mit einem Schnappschuss. Mit einer Flasche Bier in der Hand lacht Giro hinter dem Schwenker in die Kamera. „Wobei wir von Anfang an gesagt haben, wir akzeptieren auch gläubige Muslime, die keinen Alkohol trinken und kein Schweinefleisch essen. Das soll ein Miteinander sein“, betont Wolfert. Eins, das durchaus bereichert, in Ensdorf gibt es neben Wurst und Schwenkbraten längst auch leckere syrische Süßspeisen zum Dessert.

Nicht akzeptiert wird dagegen arabisch, kurdisch oder englisch in den Übungsstunden. „Wir haben von Anfang an ausschließlich deutsch gesprochen, das war und ist ganz wichtig“, betont er. Vor allem der 35 Jahre alte Housam Alhashish hat davon am meisten profitiert, wie der Wehrführer erklärt. Aber auch die Ensdorfer Kameraden, sagt er, haben längst erkannt, dass die Unterstützung der syrischen Geflüchteten von großer Bedeutung ist. „Sie wohnen hier im Ort und sind schnell zum Einsatz bereit“, sagt er.

Anfängliche Skepsis, sagt er, gab es bei dem ein oder anderen schon, die sei aber längst einem Kameradschaftsgefühl gewichen. „Ich denke, das liegt auch daran, dass wir von Anfang an klipp und klar geregelt haben, was geht und was nicht“, sagt Wolfert. Gerne würde er auch weibliche Verstärkung aus den Reihen der Syrer begrüßen. „Allerdings, das muss ganz klar sein, mit Kopftuch geht das nicht“, betont er. Die drei neuen Kameraden, weiß er, haben längst verstanden, dass in Deutschland auch mal eine Frau die Einsatzleitung haben kann, für Giro, Hasan und Alhashish kein Problem, wie sie versichern.

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