„Alle unterstützen sich gegenseitig“

Ensdorf · Zum fünften Mal hatte die Förderschule Köllertal in Püttlingen zum Gipfel-Cup in die Ensdorfer Kletterhalle geladen. Förderschulen aus dem ganzen Saarland nahmen an dem Wettbewerb teil.

 Die elf Jahre alte Sophia von der Louis-Braille-Schule in Lebach klettert die schwierigsten Routen. Foto: Carolin Merkel

Die elf Jahre alte Sophia von der Louis-Braille-Schule in Lebach klettert die schwierigsten Routen. Foto: Carolin Merkel

Foto: Carolin Merkel

Frenetisch feuern die Jungen und Mädchen der Ruth-Schaumann-Schule in Lebach ihren Mannschaftskameraden an der Kletterwand an. Schließlich gilt es, in zwei Minuten so weit wie möglich auf der gesteckten Route in der Ensdorfer Sporthalle zu kommen. Bereits zum fünften Mal hatte die Förderschule Köllertal in Püttlingen, die mit ihrer Kletter-AG einmal wöchentlich in der Ensdorfer Halle zu Gast ist, zum Gipfel-Cup der saarländischen Förderschulen eingeladen.

Die Idee zum landesweiten Wettbewerb stammt von Michael Reuter, Lehrer an der Förderschule Köllertal und begeisterter Kletterer . Seit Jahren nimmt er es daher auch immer gerne in Kauf, schon Wochen vor dem eigentlichen Wettkampf alle Wettkampfrouten abzustecken und diese immer wieder zu klettern. "Spätestens, wenn man dann hört, wie sich die Schüler unterhalten und stolz feststellen, dass es zwar ganz schön schwierig war, es aber doch alle geschafft haben, dann weiß man, man hat das Richtige getan", erzählt er.

An der Köllertalschule in Püttlingen gibt es schon seit etlichen Jahren Kletterunterricht, sportliche Leistung wird hier zur Therapie. "Wir haben an unserer Schule inzwischen sogar ein Mädchen , das schon selbst sichern darf. So lernen die Kinder, wie es ist, bei der Sache zu bleiben und Verantwortung für jemand anderen zu übernehmen", erzählt Sabine Schwarz, ebenfalls Lehrerin in Püttlingen und gestern begeistert dabei.

Zum ersten Mal Zeugen dieser wohl einmaligen Veranstaltung wurden die beiden jungen Sportlehrerinnen Nadine Dreyer und Lisa Schorr . "Es hat mich total beeindruckt, was die Jungen und Mädchen hier leisten", erklärt Dreyer, und Schorr betont, dass sie vor allem vom Teamgeist fasziniert ist. "Alle unterstützen sich gegenseitig und passen aufeinander auf", ergänzt Schorr.

Akustische Unterstützung braucht die elf Jahre alte Sophia von der Louis-Braille-Schule in Lebach. Trotz Blindheit schaffte sie gestern selbst die schwierigsten Routen und kletterte auf Anweisung ihrer Lehrerin Christine Steimer allen davon. "Wir haben unsere festen Kommandos, und wenn die Zeit um ist, weiß Sophia sofort, dass jetzt der Abstieg kommt", erzählt sie.

Bereits im vergangenen Jahr durfte Carmen Welsch, Lehrerin an der Gemeinschaftsschule in Völklingen miterleben, wie leistungsstark der Nachwuchs aus den saarländischen Förderschulen ist. "Man kann sich als Sehender einfach nicht vorstellen, wie das ist, sich auf jemand Fremden zu verlassen und eine solche Wand hochzuklettern", sagt sie.

Für Sophia war selbst die Wand mit Überhang einfach zu bewältigen, sie mag das Klettern einfach sehr gerne. "Ich bin in der Schule sehr gerne in der Kletter-AG", erklärt sie und strahlt. Ihr Teamkollege Jakob war schon öfter in Ensdorf dabei. "Unsere Siegchancen sehe ich nicht so rosig. Wir haben zum einen starke Konkurrenz, zum anderen sind die Routen ganz schön schwierig", erklärt er. Doch auch er wagte sich an die schwierigste der insgesamt sieben Routen, sein Motto "dabei sein ist alles".

Zum Thema:

Auf einen Blick Die Sieger des Gipfel-Cup: Saarlandmeister: Köllertalschule Püttlingen, 2. Platz: Körperbehinderten Schule Homburg (Schule am Webersberg), 3. Platz Gehörlosenschule Ruth-Schaumann-Schule Lebach, 4. Platz: Louis-Braille-Schule Lebach, Sehbehinderte und Blinde, 5. Förderschule der Awo am Ökosee Dillingen. Einzelwertung: Saarlandmeister: Adrian Sylejmani (Ruth-Schaumann-Schule), 2. Platz: Finnland Wambach (Louis-Braille-Schule), 3. Platz: Anika Memmel (Schule am Webersberg Homburg). cim

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort