"Empfehlungen sind meist sehr zutreffend"

Frau Büch, welche Rolle sollte die Empfehlung auf dem Grundschulzeugnis bei der Wahl der Schulform spielen?Büch: Sie sollte als Leitlinie dienen, nach der Sie die endgültige Wahl der Schullaufbahn treffen. Es gibt hier natürlich auch Ausnahmen, wo die Eltern gute Gründe haben, warum sie die Einschätzung des Klassenlehrers nicht teilen

Frau Büch, welche Rolle sollte die Empfehlung auf dem Grundschulzeugnis bei der Wahl der Schulform spielen?Büch: Sie sollte als Leitlinie dienen, nach der Sie die endgültige Wahl der Schullaufbahn treffen. Es gibt hier natürlich auch Ausnahmen, wo die Eltern gute Gründe haben, warum sie die Einschätzung des Klassenlehrers nicht teilen. Nach meiner Erfahrung sind die Empfehlungen der Grundschullehrer meistens sehr zutreffend. Wenn sich die Eltern unsicher sind, haben sie die Möglichkeit, sich an den Schulpsychologischen Dienst zu wenden, um sich beraten zu lassen. Sollten die Eltern sich mit ihren Kindern auch Schulformen ansehen, die nicht empfohlen worden sind?Büch: Ich halte es für sehr sinnvoll, dass sich die Eltern bei solch einer wichtigen Entscheidung umfassend informieren und die Tage der offenen Tür an den verschiedenen Schulformen auch nutzen. Direkt vor Ort bietet sich ein ganz anderer Eindruck, die Eltern sehen das Schulgebäude, die Klassenzimmer. Die Kinder sollten immer mitkommen, weil sie bei dieser Gelegenheit meist zum ersten Mal die zukünftige Schule kennen lernen, das vermindert die Unsicherheit für die Zukunft.Wie sehr sollten Eltern sich vom Wunsch der Kinder, wie sehr Kinder sich von der Hoffnung der Eltern beeinflussen lassen?Büch: Kinder sind in diesem Alter überfordert, eine Schulwahl zu treffen. Sicherlich sind sie zu beteiligen, ihre Argumente, warum sie sich für eine bestimmte Schule entscheiden möchten, müssen von den Eltern ernst genommen werden. Wie erklärt man einem Kind, dass es im nächsten Schuljahr vielleicht nicht mehr mit dem besten Freund auf einer Schule sein kann?Büch: Ein Schulwechsel ist für Kinder häufig angstbesetzt, weil etwas Fremdes auf sie zukommt, ein meist weiterer Schulweg, ein größeres Gebäude, neue Lehrer, andere Mitschüler. Daher bietet ein Freund eine gewisse Sicherheit. Andererseits sind die Kinder auch stolz, dass ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Und Freundschaften enden nicht unbedingt, wenn man eine andere Schule besucht und sicher finden sich dort auch neue.Worauf stützt der Grundschullehrer sein Empfehlungsschreiben?Büch: Es sind zum einen die Noten in den einzelnen Fächern, zum andern die soziale Reife, die Anstrengungsbereitschaft, das Arbeitsverhalten.Wie empfehlenswert sind Gesamtschulen? Wann sind sie besonders interessant?Büch: Immer dann, wenn die Eltern unsicher sind bezüglich des Entwicklungsstandes ihres Kindes, bietet die Gesamtschule alle Abschlussmöglichkeiten. Hinzu kommt, dass das Abitur nicht unter G8-Bedingungen zu erreichen ist. An Gesamtschulen bleibt häufig mehr Zeit, sich um die Gesamtpersönlichkeit des Kindes zu kümmern. Woran ist zu erkennen, dass das Kind eventuell die falsche Schule besucht?Büch: Zunächst ist wichtig, dass die Eltern berücksichtigen, dass ihre Kinder sich an die veränderte Situation gewöhnen müssen. Für Kinder, die das Gymnasium besuchen, ist es oft schwierig zu erleben, dass sie jetzt nicht mehr zu den Besten gehören, weil dort viele leistungsstarke Kinder sind. Die Noten werden hier oft deutlich schlechter. Hier wäre es ungünstig, wenn Eltern zu viel Druck machen. Zeichen für eine Überforderung wäre, wenn das Kind sehr viel Zeit für die Hausaufgaben benötigt, schlechte Noten zu Hause nicht mehr zeigen will, über Kopfschmerzen oder Bauchweh klagen, morgens nicht mehr aufstehen wollen. Hier ist es sehr wichtig, dass die Eltern offen sind für einen Schulwechsel ihrer Kinder und den Wechsel nicht als Unglück ansehen.

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