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Homburg · Der Name Gerd Schwickert ist unzertrennlich mit dem FC Homburg verbunden. Was macht die FCH-Ikone heute eigentlich?

 Wie war das schön 1977: Der damalige Zweitligist FC Homburg feierte auch dank Gerd Schwickert eine seiner größten Sternstunden: Vor 20 000 Zuschauern im Homburger Waldstadion zockte der FCH in der dritten Hauptrunde des DFB-Pokals den FC Bayern München mit 3:1 ab: Auf unserem Archiv-Foto erzielt Gerd Schwickert gerade aus 16 Metern per Freistoß das umjubelte 2:1. Bayern-Torwart Sepp Maier hatte das Nachsehen.

Wie war das schön 1977: Der damalige Zweitligist FC Homburg feierte auch dank Gerd Schwickert eine seiner größten Sternstunden: Vor 20 000 Zuschauern im Homburger Waldstadion zockte der FCH in der dritten Hauptrunde des DFB-Pokals den FC Bayern München mit 3:1 ab: Auf unserem Archiv-Foto erzielt Gerd Schwickert gerade aus 16 Metern per Freistoß das umjubelte 2:1. Bayern-Torwart Sepp Maier hatte das Nachsehen.

Foto: Hartung

Er war der FC Homburg – Spieler, Geschäftsführer, Trainer. Und einer der ganz Großen im Saarland. Die erfolgreichste Zeit der Grün-Weißen in den 1980er und Anfang 1990er Jahren ist ohne den Namen Gerd Schwickert nicht vorstellbar. Demnächst wird der einstige Libero mit der linken Klebe 68 Jahre alt und denkt daran, etwas kürzer zu treten. Etwas, wohl gemerkt, denn ganz wird er vom Fußball nicht lassen (können).

Was viele nicht wissen: Auch nach seiner Zeit beim FCH im Jahr 1993 ist Gerd Schwickert dem runden Leder treu geblieben. Die vergangenen zehn Jahre war er nicht unmaßgeblich am Erfolg des SC Freiburg beteiligt, so lange ist er Spielerscout bei den Breisgauern. Seither war er das Jahr über in ganz Europa unterwegs und hat Ausschau nach geeigneten Spielern – zuletzt für Cheftrainer Christian Streich – gehalten.

Gerade dieses Zusammenspiel hat eine lange Geschichte. Gerd Schwickert erinnert sich beim Gespräch in unserer Redaktion: „Christian habe ich 1988 als Spieler von Freiburg nach Homburg geholt, so lange kennen wir uns. Es freut mich riesig, dass er heute so große Anerkennung erfährt.“ (Streich gehörte 1989 dem FCH-Team an, das als Vize-Meister sensationell in die 1. Liga aufgestiegen war.)

An seine Freiburger Zeit denkt Schwickert gern zurück: „Der SC ist ein einmaliger Verein – auch wegen seiner Jugendarbeit. Dort geht alles absolut korrekt vor sich.“ Und dennoch war zum 30. Juni Schluss mit Scouting. „Wir haben uns im Januar darauf geeinigt, dass ich Mitte des Jahres aufhören werde. Mir war die ewige Fahrerei auf zumeist verstopften Autobahnen in letzter Zeit zu mühsam geworden. Und 68 ist auch ein Alter, in dem man ans Aufhören denken darf.“ Doch ganz aufhören wird Schwickert nicht, wie es aussieht dürfte die Jugendarbeit künftig eine größere Rolle spielen, aber näher zu seiner zweiten Heimat Homburg und mit einem kleineren Aktionsradius, also Fahrkilometern.

Wenn man an den gebürtigen Westerwälder Schwickert denkt, fallen einem sofort die großen Spiele des FCH gegen den FC Bayern ein. Auch hier kann er auf eine Besonderheit verweisen. „Ich bin wohl der Einzige, dem es als Spieler und Trainier gelungen ist, die Bayern im DFB-Pokal zu schlagen.“ Als Spieler war dies im Oktober 1977, als der frisch gekürte Weltpokalsieger aus München im Waldstadion den Grün-Weißen mit 1:3 unterlag – „hoch verdient“, wie sich der damalige Schütze zum zwischenzeitlichen 2:1 erinnert. Es war ein typisches Schwickert-Tor: Freistoß an der 16-Meter-Grenze – linker Hammer, der Ball zappelte im Netz, ehe Sepp Maier überhaupt die Fäuste hoch bekam. 1991 gab es ein Wiedersehen im Pokal – und zwar im Münchner Olympiastadion mit Gerd Schwickert als Homburger Trainer. Und wieder gewann der FCH sensationell – 4:2 nach Verlängerung. Wenige Tage später musste Bayern-Trainer Jupp Heynckes gehen. Schwickert: „Das hat mir damals echt leid getan, weil der Jupp ein Supertyp ist.“

In den 80er Jahren war Schwickert der Homburger Feuerwehrmann schlechthin. Nach dem Erringen der deutschen Amateurmeisterschaft 1983 kam er als Geschäftsführer zum FCH zurück, den er 1979 als Spieler in Richtung Neck-
argerach verlassen hatte. In einer turbulenten Saison und mit deutlichem Rückstand auf Trier stieg Gerd Schwickert auch wieder als Libero ein – von da an gab Homburg keinen Punkt mehr ab, überholte Trier am letzten Spieltag noch, wurde Meister der Oberliga Südwest und qualifizierte sich für die Aufstiegsrunde.

 Vorstellung im VIP-Raum der Borussia in Neunkirchen, die er Mitte der 1990er Jahre trainierte: Rainer Gluding, der damalige Neu-Trainer Gerd Schwickert und der heutige Vereinschef Martin Bach.

Vorstellung im VIP-Raum der Borussia in Neunkirchen, die er Mitte der 1990er Jahre trainierte: Rainer Gluding, der damalige Neu-Trainer Gerd Schwickert und der heutige Vereinschef Martin Bach.

Foto: hiegel

Durch diese marschierte der FC souverän durch – unter anderem mit zwei Siegen gegen die höher eingeschätzen Sechziger aus München. Homburg war zweitklassig. Die Erfolgsgeschichte ging weiter und endete zwei Jahre später, 1986, mit dem Aufstieg in die 1. Bundesliga – mit dem fast 37-jährigen Gerd Schwickert. Nach dem Sensationserfolg beendet er seine Spielerkarriere, war von da an nur noch Geschäftsführer – vorerst. Als die Grün-Weißen gegen Saisonende immer mehr in Richtung Abstieg trudelten, musste Schwickert als Trainer ran. Er schaffte mit dem Team noch die Relegation gegen St. Pauli und blieb erstklassig. Zwei Jahre später sprang er erneut als Feuerwehrmann ein und brachte die Homburger noch einmal in Liga eins. Immer wieder machte er den Platz auf der Trainerbank für andere Kollegen frei. Erst 1990 nach dem erneuten Abstieg wurde er offiziell Cheftrainer und blieb dies bis 1992. Über das unrühmliche Ende seiner Homburger Zeit spricht Gerd Schwickert heute ungern. Das Tischtuch mit dem schwergewichtigen Club-Chef Udo Geitlinger war zerschnitten. Die Trennung tat weh. Die Grün-Weißen konnten seitdem nie mehr an frühere Erfolge anknüpfen, sind nun gar nur noch fünft-
klassig. Schwickert sagt: „Das tut natürlich weh.“

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