Fußball Ehrliche Haut mit der Sonne im Herzen

Tünsdorf · Ex-Fußballprofi Ansgar Brinkmann stellte in Tünsdorf sein Buch vor – es wurde ein launiger Abend voller Anekdoten.

 Ansgar Brinkmann (links) mit Neale Marmon  und Peter Schulz.

Ansgar Brinkmann (links) mit Neale Marmon  und Peter Schulz.

Foto: Ruppenthal

Technische Raffinesse brachte ihm den Beinamen „weißer Brasilianer“ ein. Abseits des Fußballplatzes war Ansgar Brinkmann dafür bekannt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Das ist am Samstag nicht anders, als der 47-jährige Ex-Profi in Tünsdorf Anekdoten aus seiner Karriere auspackt. Er stellt sein neues Buch vor, das er mit dem Radio-Journalisten Peter Schultz gemacht hat. Der Titel: „Wenn ich du wäre, wäre ich lieber ich.“ Den Spruch prägte Brinkmann bei einer von 17  Profi-Stationen, als er aus Jux nachts bei Mitspielern anrief und nach der kurzen Botschaft sofort wieder auflegte. Berühmt wurde auch die Ansage auf dem Anrufbeantworter, er sei bis morgens in seiner Stammkneipe erreichbar. Der ihm angedichtete Spitzname „Trinkmann“ sei jedoch  nicht gerechtfertigt: „Ich habe selten getrunken. Aber wenn, stand ich immer kurz vor den 20-Uhr-Nachrichten.“

Legendär ist seine Flucht aus einem Streifenwagen, nachdem Brinkmann als Spieler des VfL Osnabrück alkoholisiert beim Porschefahren erwischt wurde. Er türmte „durch 50 Gärten und rauf auf eine Garage. Nach zwei Stunden traute ich mich runter und nahm ein Taxi. Der Fahrer meinte nur: Ansgar, die suchen dich überall.“ Doch Ende gut, alles gut: Ein Freund brachte ihn im Kofferraum seines Wagens in Sicherheit — und Brinkmann blieb gar straffrei: Ein Anwalt paukte ihn raus. Der neue Buchtitel scheint also zu passen: Wie im Duell mit den Gegenspielern gelang Brinkmann auch neben dem Platz mehrfach die Rettung aus scheinbar auswegloser Lage. Warum er trotz aller Eskapaden bei fast allen Clubs, für die er aktiv war, Kultstatus genießt, liegt wohl an seiner aufrechten Art: „Ich sage das jungen Fußballern immer: Ihr spielt nicht nur für Geld, sondern auch für Respekt.“

Ob der A-Lizenz-Inhaber irgendwann auf jene Seite wechselt, der er durch sein Verhalten häufiger Kummer bereitete? „Ich will einen Trainerjob nicht ausschließen. Es gab Angebote, aber momentan bin ich froh, einen guten Job als Spielervermittler zu haben“, so Brinkmann, der selbst 39 Übungsleiter in seiner Karriere erlebte. „Ich hatte fast mit allen Streit. Taktik? Ich habe meine eigene dabei“, gibt er  preis  — und sorgt für Gelächter im Publikum.

Den einen oder anderen Kampf mit Trainern hat er aber auch verloren.  Erst 1998 debütierte er für Eintracht Frankfurt im Oberhaus. Seine rebellische Art dürfte dazu beigetragen haben, dass es trotz seines Könnens so lange dauerte. Unterkriegen ließ er sich dennoch  nie. Oder um es mit den Worten seines Ex-Mitspielers bei Mainz 05, Guido Schäfer, zu sagen: „Ansgar hat zwar kein Länderspiel, aber die Sonne im Herzen.“

Zu Neale Marmon, mit dem Brinkmann bei seiner ersten Profistation in Osnabrück zusammenspielte und der auch in Tünsdorf dabei war, wusste Brinkmann ebenfalls etwas zu erzählen: „Am Anfang habe ich mir die Räumlichkeiten in Osnabrück angeschaut, unter anderem die Sauna. Da saß dann einer mit Regenjacke in der Sauna und mir wurde gesagt: Das ist der Neale, besser du verstehst dich mit dem. Nach dem Aufwärmprogramm von ihm  dachte ich nur: Und dafür bist du also Fußballprofi geworden, um das jeden Tag zu erleiden. Was die Einstellung angeht, liegt Neale in Sachen Einstellung unter den Top-Drei, die ich in 20 Jahren Fußball erlebt habe.“

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