Interview mit Dr. Wolfgang Schmitt, Leiter des Gesundheitsamtes Saarlouis Nach dem Urlaub erstmal durchspülen

In der Saarwellinger Kita Kinderland, Campus II, wurden kürzlich erneut Legionellen im Wasser nachgewiesen. Der Leiter des Gesundheitsamtes Saarlouis, Dr. Wolfgang Schmitt, ordnet das Legionellen-Problem ein.

Herr Dr. Schmitt, bereits seit Ende 2017 besteht in der Saarwellinger Kita Kinderland, mal mehr, mal weniger, das Problem mit Legionellen. Wie erklären Sie sich das und was wird nun dagegen getan?

Dr. Wolfgang Schmitt: Legionellen können vereinzelt über das öffentliche Wassernetz in Hausinstallationen gelangen und zwar in sehr niedrigen Konzentrationen, die kein Problem darstellen. Gibt es in der Hausinstallation allerdings technische Mängel beziehungsweise ist die Temperatur im Warmwasserbereich zu niedrig, kommt es zur Vermehrung von Legionellen. Genau dieses Problem haben wir in der Saarwellinger Kita, wobei hier auch das Kaltwasser teilweise zu warm ist, so dass sich die Legionellen auch im Kaltwasser vermehren können. Der optimale Temperaturbereich für Legionellenwachstum liegt zwischen 25 Grad Celsius  und 42 Grad Celsius. Von Seiten des Trägers (Träger ist der Kreis Saarlouis, Anm. d.Red.) hat man verschiedene technische Maßnahmen ergriffen, die letztendlich auch dazu geführt haben, dass sich die Legionellenkonzentration deutlich verringert hat und fast überall unter dem technischen Maßnahmenwert von 100 KBE/100 ml liegen, also unter dem von der Trinkwasserverordnung vorgegebenen Wert, ab dem Maßnahmen erforderlich sind. Ziel ist es natürlich, durch weitere technische Verbesserungen die Legionellen nachhaltig aus der Trinkwasserinstallation zu eliminieren.

Ist die Saarwellinger Kita die einzige Einrichtung, die betroffen ist? Wenn nicht, wie viele Fälle zählen Sie durchschnittlich?

Dr. Schmitt: Es kommt über das Jahr verteilt immer mal wieder zu Legionellennachweisen in Kindertageseinrichtungen. Die dort gefundenen Konzentrationen bewegen sich allerdings unterhalb des Grenzwertes der Trinkwasserverordnung.

Wann sind Legionellen im Trinkwasser gefährlich, wann nicht?

Dr. Schmitt: Zu gesundheitlichen Probleme mit Legionellen kann es immer dann kommen, wenn Wasser als Aerosol versprüht wird. Das reine Trinken von Legionellen belastetem Wasser stellt kein Problem dar. Problematischer als reine Trinkwassersysteme sind vor allem Klimaanlagen, offene Rückkühlwerke und Verdunstungskühlanlagen. Betroffen sind vor allem ältere und immungeschwächte Menschen, die ein deutlich höheres Risiko haben, an einer Legionellose zu erkranken.

Wie kann man im eigenen Haushalt verhindern, dass sich Legionellen vermehren? Geben Sie uns doch bitte einige ganz praktische Tipps.

Dr. Schmitt: In privaten Haushalten stellt sich das Problem völlig analog dar. Entscheidend ist die Temperatur im Warmwasserbereich, diese sollte nicht unter 60 Grad Celsius liegen, sowie gut isolierte Kaltwasserrohre. Hinzu kommt natürlich das Problem, dass in privaten Haushalten oft auch Wasser stagniert, weil bestimmte Entnahmestellen im Haushalt nicht benutzt werden. Hier gilt der Grundsatz „Wasser muss fließen“. Es empfiehlt sich deshalb, insbesondere auch nach Urlauben oder längerer Abwesenheit, erst einmal das hauseigene Wassersystem durchzuspülen.

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