Wo sich die Wege kreuzenDer "Römerturm" in Dillingen-Pachten

Dillingen. Zieht man Linien zwischen Mainz und Metz und zwischen Trier und Straßburg kreuzen sich die Strecken im Dillinger Stadtteil Pachten. Auch Saar, Prims und Nied treffen hier aufeinander. So war es im 4. Jahrhundert, als in Pachten ein Kastell errichtet wurde. Direkt am Fluss in der Talaue, von der aus alles in den Blick genommen werden konnte

Dillingen. Zieht man Linien zwischen Mainz und Metz und zwischen Trier und Straßburg kreuzen sich die Strecken im Dillinger Stadtteil Pachten. Auch Saar, Prims und Nied treffen hier aufeinander. So war es im 4. Jahrhundert, als in Pachten ein Kastell errichtet wurde. Direkt am Fluss in der Talaue, von der aus alles in den Blick genommen werden konnte. Der Pachtener Römerturm verbürgt mit 11,30 Meter Höhe den Überblick. Damit allein war aber nichts zu gewinnen, als die Germanen seit der Mitte des vierten Jahrhunderts das römische Pachten, Contiomagus genannt, bestürmten und den Untergang des Römischen Reiches vorantrieben. Deshalb errichteten die Römer im Hinterland ein Kastell mit drei Meter dicken Mauern und 16 Türmen, so groß wie zweieinhalb Fußballfelder, 130 Meter lang, 150 Meter breit. An Verteidigung dachte niemand mehr, als 2009 der Turm des Kastells neu errichtet wurde. "Wir wollen unsere römische Vergangenheit sichtbar machen", sagt Bürgermeister Franz-Josef Berg und brachte das Projekt Römerpark auf den Plan. Freizeit, Kultur, Geschichte, Spiel und Information kommen hier auf dem Gelände rund um den Turm zusammen. Das Original stand einst 50 Meter weiter. Doch dort hat längst ein Wohnhaus seinen Platz. Das ergaben Grabungen im 19. und 20. Jahrhundert, weiß die Archäologin Edith Glansdorp. Auf deren Grundlage und orientiert an den noch erhaltenen Kastellbauten in Bitburg und Boppard entstand der Römerturm genannte Bau. Dabei galt es, die Fassade dem Original so nahe wie möglich zu gestalten. Einst kamen die Steine aus dem Steinbruch am Limberg, jetzt holte man gelben Sandstein aus der Region und stimmte ihn farblich mit den originalen Mauerresten ab. Dazu wurde "Römischer Beton" vor Ort aus Steinen, Sand und Fundstücken gemischt und verbaut. Bewusst bricht eine Mauer zum Spielplatz hin ab, um das Spiel des Materials zu zeigen. Aber auch, um darauf zu verweisen, dass man den Spuren der Geschichte folgt, aber keine Rekonstruktion geschaffen hat. "Der Originalturm war nicht begehbar", weiß Edith Glansdorp. Auf Leitern kletterte man nach oben, jetzt führen Metalltreppen in die Höhe. Das macht den Unterschied zur Vergangenheit in dem 6,50 Meter auf 6,50 Meter messenden Turm. Auch mussten die Kosten im Rahmen bleiben, daran erinnert Hermann Merl vom Städtischen Bauamt. 320 000 Euro gaben dafür das Land, der Bund und die EU. So steht der Turm zwischen einem Westwallbunker, Verteidigungsbastion neuer Zeit und einem hölzernen Spiel- und Klettergerät, das auch ein bisschen wie eine Kastellwand ausschaut und darauf verweist, worum es an diesem Ort heute geht: um das Miteinander im Verweilen und Schauen auf das, was die Menschen an Landschaft und Geschichte verbindet, und nicht mehr wie in der Zeit des Römerkastells trennt.

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