Dillingen Wo einst die Dampfloks qualmten

Dillingen · Eine Ausstellung mit Fotos von Bürgern zeigt, wie das Lokschuppengelände früher aussah.

 Das Lokschuppengelände im Jahr 1970.

Das Lokschuppengelände im Jahr 1970.

Foto: Ferdinand Kuhn

Über 13 Jahre hat die Stadt Dillingen das Lokschuppengelände, das sich zwischen Bahngleisen, Merziger Straße, Industriestraße und Werderstraße erstreckt, komplett umgestaltet. Die rund 10 000 Quadratmeter große Fläche des ehemaligen Bahnbetriebswerkes wurde mit Zuschüssen insbesondere zur Städtebauförderung ausgebaut und erhielt dadurch einen völlig neuen Charakter: Aus der Industriebrache wurde ein neues Zentrum für Kultur und gesellschaftliches Leben, ein Treffpunkt auch für die Jugend, ein neuer, großer Veranstaltungsort für Ausstellungen, Feste, Konzerte und mehr. Trotz der modernen Gestaltung wurde Wert darauf gelegt, dass die Vergangenheit, die Bahn-Historie, sichtbar bleibt.

Den Mittelpunkt des weitläufigen, offenen Platzes bildet der große, backsteinerne Lokschuppen, der von der Werkstatt zur vielseitigen und zeitgemäßen Veranstaltungshalle umgebaut wurde. Er steht unter Denkmalschutz.

Als Ringlokschuppen wurde er um das Jahr 1900 erbaut, 1937 erweitert. Das Gebäude war Werkstatt für die Dampfloks. Im Außengelände befand sich die Drehscheibe, die die Loks auf die verschiedenen Gleise verteilte. Außerdem gehörten mehrere Anlagen zur Befüllung der Loks mit Kohle und Wasser zum Gelände. In weiteren Häusern waren Lager, Werkstätten und Sozialräume untergebracht. Auch zwei Bunker des Westwalls wurden später auf dem Gelände gebaut, außerdem ein Einmannbunker in der Nähe der Drehscheibe.

Im Jahr 1976 wurde der Dampflokbetrieb eingestellt. Der Lokschuppen diente noch bis Mitte der Achtziger als Abstellfläche und verfiel dann, nachdem das Betriebswerk der Bahn stillgelegt worden war. Als Ruine lag er einige Jahre im Dornröschenschlaf.

2001 kaufte die Stadt nach langen Verhandlungen dann das Gelände und begann im Jahr 2004 mit den Sanierungsarbeiten. Die Stadt Dillingen, unterstützt mit Fördermitteln von Land, Bund und EU, gestaltete zuerst den Lokschuppen selbst und dann in mehreren Abschnitten für insgesamt rund 18 Millionen Euro das riesige Gelände um.

Premiere für den Lokschuppen als Kulturort war 2007 ein Konzert der Musikfestspiele Saar. Im Mai 2008 wurde das historische Gebäude dann feierlich eröffnet.

Auch weitere historische Gebäude sind heute noch erhalten und werden genutzt: Ein Nebengebäude, in dem sich früher Wach- und Sanitärräume befanden, nutzt heute die Stadtjugendpflege, auch als Jugendtreff. Die frühere Elektrowerkstatt, ein kleines Haus, das durch den bunten Anstrich auch optisch hervorsticht, die Villa Kunterbunt, dient dem Verein Max Music e.V., einem Zusammenschluss von lokalen Musikern, als Heimstätte.

Ehemalige Bahnanlagen sind nur zum Teil erhalten. Zwei Bahnwaggons aus den fünfziger Jahren stehen wieder auf dem Gelände. Sie müssen allerdings saniert werden. Einer von ihnen, ein Gesellschaftswagen mit der Aufschrift „Buffet“, kam 2012 aus Losheim nach Dillingen.

Auch das ehemalige Bahnwärterhäuschen steht noch, gleich unterhalb der Brücke. Es wartet noch auf eine neue Aufgabe.

 Am Lokschuppen Dillingen am 1. März 1976: Eine Dampflok steht unter den Befüllungsanlagen.

Am Lokschuppen Dillingen am 1. März 1976: Eine Dampflok steht unter den Befüllungsanlagen.

Foto: Georg Dollwet
 Der Dillinger Lokschuppen in den siebziger Jahren, als er noch in Betrieb war. Im Vordergrund ist die Drehscheibe zu sehen.

Der Dillinger Lokschuppen in den siebziger Jahren, als er noch in Betrieb war. Im Vordergrund ist die Drehscheibe zu sehen.

Foto: Jörg Klawitter
 Der letzte Dampfzug fuhr 1976 ab.

Der letzte Dampfzug fuhr 1976 ab.

Foto: WOlfgang Oertel/Wolfgang Oertel
 Dampfzug am Lokschuppen Dillingen 1976.

Dampfzug am Lokschuppen Dillingen 1976.

Foto: WOlfgang Oertel/Wolfgang Oertel
 Der Alltag im Lokschuppen Dillingen im Jahr 1924.

Der Alltag im Lokschuppen Dillingen im Jahr 1924.

Foto: Franz-Josef Weisgerber

Um eine Ausstellung zur Geschichte des Lokschuppens und seines Umfeldes zu zeigen, hatte die Stadt Dillingen die Bürger aufgerufen, alte Fotoaufnahmen einzusenden. Die Resonanz war überaus erfreulich, teilte die Stadt mit. Die Bilder sollen in einer Ausstellung im Lokschuppen gezeigt werden, am Bürgerfest zur Eröffnung des Geländes am Samstag, 7., und Sonntag, 8. Oktober.

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