„Wir sind Wunscherfüller, wir schenken Zeit“

Pachten · Sterbebegleitung ist zwar längst kein Tabuthema mehr, doch sind viele Menschen noch immer nicht über dieses Angebot der Unterstützung aufgeklärt. Ehrenamtliche Hospizhelfer erzählten, wie vielfältig und bereichernd ihre Arbeit ist.

 Sie begleiten schwerkranke Menschen und schenken Zeit: die ehrenamtlichen Hospizhelfer (von links) Maria Maurer, Adriana Herzog, Richard Backes und Dorothea Leblang. Fotos: Thomas Seeber

Sie begleiten schwerkranke Menschen und schenken Zeit: die ehrenamtlichen Hospizhelfer (von links) Maria Maurer, Adriana Herzog, Richard Backes und Dorothea Leblang. Fotos: Thomas Seeber

Jede Begleitung ist individuell, so verschieden wie die Menschen selbst. Mal sitzt man nur still am Bett eines schwerkranken Menschen und hält seine Hand. Mal lacht man herzlich, weil er Anekdoten und Streiche aus der Jugend erzählt. "Es geht darum Sicherheit zu geben und auch die Angehörigen in einer schwierigen Zeit zu unterstützen", erklärt Horst Backes. Ein bis zwei Stunden pro Woche verbringt der Rentner bei einem schwerkranken, ja sterbenden Menschen, entweder Daheim oder in einem Pflegeheim.

Der 73-Jährige aus Schmelz ist ehrenamtlicher Hospizhelfer beim Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungszentrum des Caritasverbandes Saar-Hochwald. Genauso wie Maria Maurer (55) und Adriana Herzog (46), beide aus Dillingen, sowie Dorothea Leblang (56) aus Ensdorf.

Die Arbeit sei vielfältig, meint Adriana Herzog. Seit vier Jahren ist sie dabei, viele Sterbende hat sie schon begleitet: "Jede Familie, jede Situation ist anders. Wir sind Wunscherfüller, wir schenken Zeit." Die Besuche gestalten sich immer anders, meint sie. Mal gehe man spazieren, mal liest man vor oder erzählt aus seinem Leben, gerade so, wie es die Situation erfordert. Oft aber müsse man die Situation einfach nur aushalten oder den Angehörigen Gehör schenken.

Ihr bisher schönstes Erlebnis? "Das war vor Kurzem, als ich dabei war, als eine Frau, die ich ein halbes Jahr begleitet habe, gestorben ist. Ganz entspannt und friedlich. Schön war es deshalb, weil es mir den letzten Fetzen Angst vorm Sterben genommen hat", erzählt Herzog.

Ihre Kollegin Maria Maurer ist seit Jahresbeginn ehrenamtliche Hospizhelferin: "Für mich ist das wertvolle und sinnvolle Zeit, bei der ich auch Erkenntnisse für mich gewinnen kann", sagt sie.

Eine solche Begleitung kann über Wochen, Monate aber auch ein ganzes Jahr gehen, eben bis zum Ende. Und wie kommt man zu solch einem Ehrenamt? Dorothea Leblang hatte aus unserer Zeitung von einem Hospizhelferkurs erfahren: "Ich wollte die Angst vorm Tod verlieren, und das ist mir in dem Kurs auch gelungen."

Kurs mit Praktikum

Über ein Dreivierteljahr geht der Kurs, der ein Mal pro Jahr im Kreis Saarlouis angeboten wird. "Am Anfang steht immer die Auseinandersetzung mit dem Tod", erklären Sarah Brill und Anette Kerwer, Koordinatorinnen und hauptamtliche Pflegekräfte beim Caritasverband. Aber auch ein 20-stündiges Praktikum in einer Pflegeeinrichtung sei verpflichtend.

100 ehrenamtliche Hospizhelfer zählt der Verband allein im Kreis Saarlouis. Die Jüngste ist 24, die älteste 80.

"Die Ehrenamtlichen erleben schöne, aber auch belastende Situationen. Uns ist wichtig, dass wir sie damit nicht alleine lassen", fügt Hermann-Josef Niehren, Geschäftsführer des Caritasverbandes Saar-Hochwald, an. Deshalb findet monatlich ein Treffen statt, bei dem sich die Kollegen austauschen, ihre Arbeit reflektieren.

 Mit Herz und Seele dabei: die Koordinatorinnen Anette Kerwer (l.) und Sarah Brill sowie Geschäftsführer Hermann-Josef Niehren.

Mit Herz und Seele dabei: die Koordinatorinnen Anette Kerwer (l.) und Sarah Brill sowie Geschäftsführer Hermann-Josef Niehren.

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Auf einen BlickWelthospiztag ist am morgigen Samstag, 11. Oktober. Zu diesem Anlass informiert das Ambulante Hospiz- und Palliativ-Beratungszentrum des Caritasverbandes Saar-Hochwald am heutigen Freitag, 10. Oktober, zwischen 10 und 14 Uhr auf dem Odilienplatz in Dillingen über ihre Arbeit.Wer gerne auch Hospizhelfer werden möchte, kann sich an Sarah Brill, unter der Telefonnummer (0 68 31) 7 69 89 53 wenden. bla

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