„Wir könnten Verstärkung gebrauchen“

Diefflen · Hoher Besuch im Kindergarten: Petra Berg (SPD) und Thomas Schmitt (CDU) machten sich auf Initiative der Liga der Freien Wohlfahrtspflege vor Ort ein Bild von der Arbeit der Erzieherinnen.

 Thomas Schmitt (links) in der Kinderinsel in Diefflen und Petra Berg (rechts) im Kindergarten in Nalbach. Fotos: Carolin Merkel

Thomas Schmitt (links) in der Kinderinsel in Diefflen und Petra Berg (rechts) im Kindergarten in Nalbach. Fotos: Carolin Merkel

"Ich wollte euch mal besuchen und schauen, was ihr so spielt, aber auch hören, wie die Arbeit eurer Erzieherinnen so ist", erklärte Petra Berg , SPD-Landtagsabgeordnete, gestern Morgen nach dem Eröffnungslied im Morgenkreis des Nalbacher Kindergartens. Kaum hatte Standortleiterin Edeltraud Fries mit einem Gong den Sitzkreis aufgelöst, stieg die Lautstärke ganz schön an. Das blieb auch bei Berg nicht unbemerkt. "Ich habe selbst drei Kinder, daheim war früher immer viel los, aber das hier ist doch ganz schön laut." Einige Kinder hatten am Basteltisch bei Anerkennungspraktikantin Julia Steinmetz Platz genommen und bastelten bunte Herbstdrachen. "Nein, das ist eine Linkshänderschere, du musst eine andere nehmen", erklärte ein Junge Berg, die aus grünem Karton ihren eigenen Drachen bastelte. Schnell war Petra Berg an ihrem Hospitationstag auf Initiative der Liga der Freien Wohlfahrtspflege (LIGA) integriert. Insgesamt haben 37 der 51 Abgeordneten des saarländischen Landtags diese Woche Kitas besucht, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Die LIGA wünscht eine breite öffentliche Debatte um das Thema und hat bereits ein Eckpunktepapier mit konkreten Verbesserungsvorschlägen vorgelegt.
Kita braucht mehr Personal

"Wir könnten sehr gut Verstärkung gebrauchen", betonte Fries, die seit 1982 den Kindergarten St. Peter und Paul in Nalbach leitet. "Ich habe alle Veränderungen hautnah mitbekommen, und ich sehe, dass viele Erzieherinnen mit all ihren Aufgaben immer mehr ins Straucheln kommen." Mehr Personal, kleinere Gruppen - das wünscht sie sich für die Zukunft. Erstaunt über das umfangreiche Regelblatt im Umgang mit den Kindern war Berg. "Ich denke schon, dass dieses strenge Reglement die Erzieherinnen belastet. Daher ist es umso wichtiger, in die Ausbildung noch mehr zu investieren", sagte sie.

Die ausgehandelte Lohnerhöhung sieht Berg ebenso wie Thomas Schmitt , CDU-Landtagsabgeordneter, als "Signal der Anerkennung". Schmitt war gestern Vormittag in der Kinderinsel Diefflen zu Gast. Vieles habe sich seit seiner Kindergartenzeit, die er in Körprich erlebt hat, verändert.

"Die Gruppenangebote sind viel offener, die Einrichtung ist altersgemischter, die Öffnungszeiten sind deutlich angestiegen, damit verbunden sind schon veränderte Anforderungen an das Personal", sagte er. Zusammen mit der Schulranzenbande hatte er sich ein "Streitschlichterbuch" angeschaut, las später noch ein bisschen aus einem Märchenbuch vor. "Wir haben in der Landesregierung schon vieles umgesetzt, die Kitas werden als Bildungseinrichtungen immer mehr wertgeschätzt, wir haben viel Geld in den Ausbau investiert", erklärte er. Die Kinder jedenfalls fanden den Besuch von Schmitt spannend. "Ich kenne den zwar nicht, aber der kann gerne wiederkommen", sagte die sechs Jahre alte Johanna. Für Schmitt persönlich war der Tag eine wertvolle Erfahrung: "Jeden Tag könnte ich mir das nicht vorstellen".

Meinung:
Warum nicht die Problem-Kitas?

ImmerhinInteresse

Von SZ-Redakteurin Nicole Bastong

Von SZ-Redakteur Mathias Winters

Zweieinhalb Stunden Schnuppern im Kindergarten - reicht das aus, um sich ein Bild von den realen Arbeitsbedingungen der Erzieherinnen zu machen? Wohl kaum. Auch wenn am Ende immerhin die Erkenntnis steht: "Respekt, das würde ich nicht jeden Tag machen wollen!" Aber natürlich präsentieren sich die Einrichtungen auch bei hohem Besuch gern von der besten Seite. Warum gehen die Politiker nicht mal nach Wallerfangen oder in andere Problem-Kitas?

Meinung:
Warum nicht die Problem-Kitas?

ImmerhinInteresse

Von SZ-Redakteurin Nicole Bastong

Von SZ-Redakteur Mathias Winters

PR, sonst nix: Das lässt sich bei jedem öffentlichen Termin von Politikern mutmaßen. Bei dieser Aktion im ganzen Land wurde aber im ersten Schritt immerhin Interesse an Kitas eingefordert und hier und da wohl auch geweckt. Es darf jetzt eben nicht dabei bleiben. Die Schmitts und Bergs dieses Landtags, die sich jetzt in netter Kinderrunde haben fotografieren lassen, dürfen jetzt erst recht daran erinnert werden, dass sie auch was tun müssen.

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