Wildschweine Die Schwarzkittel kamen durch das Gartentor

Dillingen · Wildschweine verwüsten den Garten einer Familie in Dillingen. Das Jagdgesetz weist die Jäger zunächst in die Schranken.

 Ilona Herzler, hier in ihrem verwüsteten Garten, fühlt sich hilflos und allein gelassen.

Ilona Herzler, hier in ihrem verwüsteten Garten, fühlt sich hilflos und allein gelassen.

Foto: Carolin Merkel

Schon häufiger, erzählt Ilona Herzler, hat sie in ihrem Garten in der Joseph-Roederer-Straße in Dillingen Besuch von Wildschweinen gehabt. Und so leicht, betont sie, lässt sie sich nicht aus der Ruhe bringen. Ein Zaun im hinteren Bereich des Gartens, den sie vor einigen Jahren errichten ließ, hielt ihr die Tiere aus dem benachbarten Hüttenwald meist auch erfolgreich auf Distanz. Bis zu jener Nacht.

Als Ilona Herzler am Morgen noch im Dunkeln die Zeitung aus dem Briefkasten holt, bemerkt sie, dass etwas auf der Wiese im Vorgarten liegt. Im Hellen begutachtet sie dann das ganze Ausmaß an Verwüstung. „Die Wildschweine sind vorne am Eingang zur Haustür über die Straße gekommen und haben sich dann um das ganze Haus zu schaffen gemacht“, sagt sie.

Vor allem ihre Hilflosigkeit – „Ich weiß gar nicht, an wen ich mich jetzt wenden kann, damit mir geholfen wird“ – macht der Frau zu schaffen. Aus Gesprächen mit der Nachbarschaft, so erzählt sie, wisse sie, dass die Dillinger Hütte durchaus schon für Schäden, verursacht durch Wildschweine auf der Pachtener Heide, aufgekommen ist. Deshalb hat sie sich in einem ersten Schritt an die Hütte gewandt. „Ich habe nicht eher Ruhe gegeben, bis ein Mitarbeiter vor Ort war. Er erklärte mir, dass man da nichts machen könne, allenfalls die Stadt Dillingen einen Zaun am Ende der Straße anbringen könne, damit die Wildschweine nicht auf die Straße gelangen“, sagt sie.

Der Zaun hinter und neben dem Haus hat diesmal nichts geholfen, einen Zaun im Bereich des Eingangs zum Vorgarten hält sie für äußerst schwierig. Herzler will daher gerne von der Stadt Dillingen und auch von der Hütte wissen, was diese beabsichtigen, in Zukunft gegen die Wildschweine, die immer wieder in den Gärten der Pachtener Heide für erhebliche Schäden sorgen, zu unternehmen. „Vielleicht kann man sie ja bejagen und damit dezimieren“, denkt sie.

Für die Dillinger Hütte hat der für den Hüttenwald zuständige Jagdaufseher Winfried Kockler Stellung genommen. Er erklärt, dass angesichts der sich im Saarland wie auch in ganz Europa stets vergrößernden Wildschweinpopulation auch im Dillinger Hüttenwald regelmäßig und verstärkt das ganze Jahr über Schwarzwildbejagungen durchgeführt werden. „Zudem wurden die letzten Jahre auch revierübergreifend so genannte Drück- oder Bewegungsjagden durchgeführt“, erklärt er auf unsere Anfrage. So sei zuletzt am 3. Oktober eine revierübergreifende Ansitzjagd durchgeführt worden. „Weitere geplante revierübergreifende Ansitzjagden sind für den 31. Oktober sowie den 11. und den 25. November vorgesehen“, heißt es weiter.

Kockler: „Allgemein ist zu sagen, dass Wildschweinpopulationen keinen festen Aufenthaltsbereich haben und Wild herrenlos ist. Die Tiere legen täglich bis zu 30 Kilometer auf ihren Streifzügen zurück. Sie kehren auch nicht notwendigerweise an einen vorherigen Wohnort zurück. Aus diesem Grunde verändert sich die Population im Bereich des von uns bejagten Gebiets permanent und das Schwarzwild kommt auch aus Nachbachrevieren in Gebiete, die an den Hüttenwald angrenzen.“ Das Bundesjagdgesetz, erläutert er, schließt für jagdlich befriedete Grundstücke (mit Wohnbebauung versehene Grundstücke) eine Haftung aus. „Wichtig für Anwohner sind besonders robuste und geeignete Zäune, und es ist darauf zu achten, dass die Tiere nicht immer wieder von Anwohnern gefüttert werden – bewusst oder unbewusst durch Kompost, Fallobst oder Essensreste, was die Tiere natürlich auch in Wohngebiete lockt“, sagt der Jagdaufseher.

Auch der Stadt Dillingen ist das Problem mit den Wildschweinen zur Jagdzeit bekannt. So hätten jetzt wieder die Beschwerden über Wildschäden im Bereich der Pachtener Heide zugenommen, erklärt hierzu die Pressestelle. „Wir bedauern das sehr und haben großes Verständnis für die Anwohner, die sich vom Wild nicht nur bedroht fühlen, sondern hier auch mit einer finanziell stark belastenden Situation zurechtkommen müssen“, erklärt Bürgermeister Franz-Josef Berg.

Das Ordnungsamt der Stadt Dillingen hatte bereits im September 2015 ein Schreiben an die Untere Jagdbehörde geschickt, mit der Bitte in Absprache mit dem Waldbesitzer und den Jagdpächtern Möglichkeiten zu veranlassen, die Wildschweinplage einzudämmen. Ebenso bat die Stadt um ein zielführendes Konzept, um dauerhaft zu einer Lösung zu gelangen, die den Anwohnern der Pachtener Heide mehr Sicherheit bieten kann. „Leider haben wir ansonsten keine Handhabe, weder dem Waldbesitzer noch den entsprechenden Jagdpächtern Vorgaben zu machen“, erklärt der Bürgermeister.

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