Wenn Mama im Gefängnis sitzt

Dillingen. 9400 Euro haben die Schülerinnen und Schüler des Dillinger Albert-Schweitzer-Gymnasiums (ASG) mit einem Spendenlauf der ungewöhnlichen Art für ein Hilfsprojekt in Bolivien gesammelt. Ungewöhnlich deshalb, weil der geplante Lauf am 30. November im Dillinger Hüttenwald am frühzeitigen Wintereinbruch mit Eis und Schnee zu scheitern drohte

Dillingen. 9400 Euro haben die Schülerinnen und Schüler des Dillinger Albert-Schweitzer-Gymnasiums (ASG) mit einem Spendenlauf der ungewöhnlichen Art für ein Hilfsprojekt in Bolivien gesammelt.Ungewöhnlich deshalb, weil der geplante Lauf am 30. November im Dillinger Hüttenwald am frühzeitigen Wintereinbruch mit Eis und Schnee zu scheitern drohte. Aber die Sportlehrer der Schule sind eingesprungen und haben den Lauf in ihren Sportunterricht integriert. So konnte jede Klasse während der Sportstunden ihr Laufpensum in der Turnhalle beziehungsweise im Hallenbad absolvieren.

Das Geld geht an das Projekt "Efel-Ciapa" in der bolivianischen Hauptstadt La Paz. Carmen Altmeyer aus Rehlingen, eine der ASG-Abiturientinnen des vergangenen Jahres, hat dort im Rahmen eines sozialen Auslandsjahres sechs Monate gearbeitet. "Im Projekt haben wir uns um Kinder gekümmert, deren Mütter und Väter im Gefängnis sitzen", erklärt sie.

Die Mütter sind zum großen Teil Drogenschmugglerinnen, viele sind alleinerziehend und aus dem Ausland, so dass sie keine Familien haben, die sich um ihre Kinder kümmern können. Deshalb leben die Kinder mit ihren Müttern im Gefängnis, denn die Kinderheime sind rar und oft schlecht.

Schlafsäle statt Zellen

Die Kinder werden morgens aus dem Gefängnis abgeholt, verbringen den Tag im Projekt und werden abends wieder ins Gefängnis zu ihren Müttern zurückgebracht. "Man darf sich dieses Frauengefängnis aber nicht so vorstellen, wie wir das kennen", sagt Altmeyer. "Es gibt beispielsweise keine Zellen, sondern alle sind in großen Gemeinschaftsschlafräumen untergebracht."

Gegründet wurde das Projekt von der argentinischen Schriftstellerin Silvia Alvarez, die sich vor allem für die Bildungsgerechtigkeit für Kinder in Südamerika einsetzt. Finanziert wird es von der Gründerin und aus Spenden. Das Ziel des Projekts ist es, den Kindern zu zeigen, dass ein Leben ohne Kriminalität möglich ist. Rund 150 Kinder werden dort betreut.

Carmen Altmeyer wollte mehr, als nur ihre Arbeitskraft investieren. "Weil ich wusste, dass unsere Schule schon öfter gesammelt hat, habe ich mich an Herrn Schorr gewandt", sagt sie. Erwin Schorr, Direktor des Dillinger ASG, hat die Anfrage weitergeleitet. Eva-Maria Klein und Nalan Görgülü, die beiden Schulsprecherinnen, haben die Spendenaktion mit ihren Stufensprechern besprochen und von den Mitschülern grünes Licht bekommen.

Werbeaktion in der Schule

Als ersten Schritt haben sie mit Plakatwänden eine Werbeaktion gestartet und das Projekt in den Fünfer-, Sechser- und Siebener-Klassen vorgestellt. "Vor allem die Kleinen sind engagiert", freuen sie sich. Die Elfer- und Zwölfer-Klassen haben bei der Organisation mitgeholfen. "Alles war klar, genehmigt und gut organisiert, bis das Wetter uns einen Strich durch die Rechnung gemacht hat", berichten sie.

Für die 9400 Euro aus Dillingen hat das bolivianische Projekt einen Bus gekauft, um die Kinder vom Gefängnis und zurück zu transportieren. "Bislang mussten wir immer einen Bus mieten, und das war ein riesiger Kostenfaktor", weiß Altmeyer.

 Eine Spende für Kinder in Bolivien übergaben Schüler des Dillinger Albert-Schweitzer-Gymnasiums. An der Bilderwand, die das Projekt illustriert: die Schülersprecherinnen Eva-Maria Klein (l) und Nalan Görgülü (r) und Carmen Altmeyer (m), die als Freiwillige nach Bolivien ging. Foto: Thomas Seeber

Eine Spende für Kinder in Bolivien übergaben Schüler des Dillinger Albert-Schweitzer-Gymnasiums. An der Bilderwand, die das Projekt illustriert: die Schülersprecherinnen Eva-Maria Klein (l) und Nalan Görgülü (r) und Carmen Altmeyer (m), die als Freiwillige nach Bolivien ging. Foto: Thomas Seeber

Spendenaktionen haben im Dillinger Albert-Schweitzer-Gymnasium Tradition. Runde 200 000 Euro haben die Schülerinnen und Schüler in den vergangenen zwölf Jahren für gute Zwecke gesammelt.

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